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Gelände in MarsdorfDas sind die Pläne des 1. FC Köln für ein neues Trainingsgelände

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt den Blick von oben auf das Geißbockheim des 1.FC Köln. 

Heimat für den 1. FC Köln seit 1953: Das Geißbockheim und das dahinter stehende Franz-Kremer-Stadion.

Der 1. FC Köln hat einen Masterplan für einen möglichen Wegzug aus dem Grüngürtel entworfen – der „Kölner Stadt-Anzeiger“ präsentiert die Pläne.

Nach Jahren voller Abwarten, voller Frust und voller Kritik sollten die Ostertage eigentlich Klarheit darüber bringen, wie und wo der 1. FC Köln zukünftig seine Heimat hat – doch daraus wird nichts. Das Spitzentreffen mit Verwaltung und Politik wurde dem Vernehmen nach auf die Tage nach Ostern geschoben. Damit bleibt die Frage offen: Verlässt der Fußball-Erstligist tatsächlich das traditionsreiche Geißbockheim im Äußeren Grüngürtel, wo er seit 1953 zu Hause ist?

Seit 2014 planen die Verantwortlichen den Ausbau, doch bis heute ist wegen vieler Gründe noch kein Mauerstein gesetzt, noch kein Meter neuer Rasen verlegt worden. Und wenn der Klub wirklich das Geißbockheim verlässt: Wie bezahlt der Verein einen neuen Campus in Marsdorf? Vergangenes Jahr hatte Geschäftsführer Philipp Türoff den FC als einen „finanzwirtschaftlichen Sanierungsfall“ bezeichnet. Die Schulden betrugen damals knapp 66 Millionen Euro.

Die Grafik zeigt ein Satellitenbild von Marsdorf, darauf ist zu sehen, wie der Campus des 1. FC Köln mal aussehen könnte.

So könnte der neue FC-Campus in Marsdorf laut Masterplan aussehen.

In Marsdorf sind Stand jetzt dem Vernehmen nach rund 120 Millionen Euro Investitionen nötig, und es dürfte Jahre dauern, die Pläne umzusetzen. Doch nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll ein beschleunigtes Planungsverfahren angewendet werden für die städtische Fläche. Das als Gewerbegebiet ausgewiesene Areal liegt rund dreieinhalb Kilometer vom Geißbockheim entfernt.

Neuer FC-Campus könnte zwölf Fußballplätze und zweischossiges Vereinsgebäude enthalten

Friedmund Skorzenski von der Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ sagte: „Wir unterstützen die Pläne in Marsdorf und werden nicht dagegen klagen.“ Das hat er laut eigener Aussage Klub-Präsident Werner Wolf mitgeteilt. Die Initiative hatte gegen den Ausbau am Geißbockheim geklagt, das Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) erklärte den Bebauungsplan im November für unwirksam. Doch noch ist das Urteil nicht rechtskräftig, der FC wehrt sich vor dem Bundesverwaltungsgericht, weil das OVG keine Revision zugelassen hat.

Das Bild zeigt einen unbebauten Acker in Marsdorf sowie einige Häuser.

Mögliche eue Heimat des 1. FC Köln: Der jetzige Acker in Marsdorf.

Seit Monaten beschäftigt sich der Klub mit einem sogenannten Masterplan für die Fläche in Marsdorf nahe dem Autobahnkreuz Köln-West. Das Papier zeigt, wie der Fußball-Verein sich in einem ersten Entwurf seinen neuen Campus vorstellen könnte, es liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor. Darauf sind unter anderem zwölf große Fußball-Plätze zu sehen, zudem vier Kleinspielfelder und Plätze für Torwart- und Athletiktraining. Geplant ist ein zweigeschossiges Gebäude, in dem unter anderem die Verwaltung sowie eine Gastronomie unterkommen sollen.

Eine zentrale Frage ist weiter, was mit dem Franz-Kremer-Stadion am Geißbockheim passiert. Bislang spielen laut der Internetseite des Vereins U21, U19, U17 in dem 1971 fertig gestellten Stadion. Es fasst 5457 Zuschauer, 1900 davon sind überdachte Sitzplätze, 3557 Stehplätze.

Es gibt zwei Varianten laut dem Masterplan: Der FC lässt das Franz-Kremer-Stadion modernisieren, entweder hübscht er dafür die bestehende West-Tribüne auf oder baut auf der Ost-Tribüne neue Plätze für VIP-Gäste. Ein Problem könnte sein, dass der Grüngürtel als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist. Zudem würde der Verein bei dieser Variante eine neue Spielstätte für rund 1500 Zuschauer in Marsdorf bauen (in der Grafik ist das Stadion als Spielstätte zu sehen).

Oder Variante zwei aus Sicht des Klubs: Das Franz-Kremer-Stadion bleibt, wie es ist, und der FC baut in Marsdorf ein neues Stadion für rund 5000 Zuschauer. Dem Vernehmen nach ist es eine Möglichkeit, die Stadion-Frage zu einem späteren Zeitpunkt zu klären.

Wenn die nächste Verhandlungsrunde ansteht, dürften die Finanzen ein Thema sein. 120 Millionen Euro kann der 1. FC Köln aktuell nicht zahlen. Teil der Verhandlungsmasse mit der Stadt sind die Trainingsanlagen sowie die Gebäude und das Geißbockheim selbst. Sie gehören dem FC, doch sie stehen auf städtischen Flächen, die der Verein per langfristigem Erbbaurecht gepachtet hat.

Beide Seiten müssten sich auf einen Betrag für die Gebäude einigen, wenn der Verein nach Marsdorf zieht. Es sind Gebäude, über die der frühere Geschäftsführer Alexander Wehrle 2015 sagte: „Das Geißbockheim ist für Spieler kein Argument mehr, zum FC zu kommen, sondern das Gegenteil.“

Darf die Stadt Köln dem Klub helfen?

Dass die Stadt sich direkt finanziell an dem Bau in Marsdorf beteiligt, beispielsweise mit 60 Millionen Euro, gilt wegen einer möglichen Beihilfe als ausgeschlossen. Der Campus eines Proficlubs ist, anders als ein Stadion, keine Daseinsvorsorge.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte vergangene Woche im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt: „Dass wir alles aus öffentlichen Mitteln finanzieren, kann ich mir nicht vorstellen – allein aus beihilferechtlichen Gründen. Ich schätze den FC, er prägt unsere Stadt, aber die Stadt kann nicht den Wirtschaftsbetrieb unterstützen. Wir klären derzeit, was möglich ist.“ Und FC-Geschäftsführer Türoff sagte am Montag: „Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen.“

Die realistischere Option soll sein, dass die Kölner Sportstätten als städtische Tochter den Campus in Marsdorf bauen und der Klub ihn mietet. Es bliebe die Frage, ob es für diese spezielle FC-Lösung im Stadtrat eine Mehrheit gibt. Und es bliebe die Frage, was die Stadt mit dem Gelände am Geißbockheim macht. Unter anderem ist die Rede von einer Bezirkssportanlage für die Öffentlichkeit. Nach Jahrzehnten voller Historie könnte das Geißbockheim also bei der Stadt landen – und eine Bezirkssportanlage werden.