Weiden/Widdersdorf – Lachen erklang im Schulzentrum Brauweiler. Gunther Höhn, Leiter Verkehrsmanagement bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB), hatte bei der Informationsveranstaltung über eine mögliche Verlängerung der Linie 1 von Weiden über Widdersdorf nach Pulheim versehentlich von Köln-Brauweiler gesprochen. Die Bewohner des Stadtteils, der eigentlich zu Pulheim gehört, nahmen die verbale Eingemeindung als positives Zeichen – dafür dass die Mitarbeiter der KVB gedanklich dort schon Station machen.
Die Hoffnung ist noch da
Auch sonst machte Gunther Höhn den Menschen im Westen, die schon lange auf eine bessere KVB-Anbindung warten, Hoffnung: „Noch vor einem Jahr hätte ich sagen müssen, dass die Finanzierung dieses Projektes ungewiss ist, doch Bund und Land haben inzwischen die Weichen so gestellt, dass es machbar erscheint, sofern auch der volkswirtschaftliche Nutzen gegeben ist“, sagte Höhn. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Pläne, die KVB-Linie bis nach Pulheim-Brauweiler auszubauen, existieren schon sehr lange. Roland Schüler, stellvertretender Bezirksbürgermeister von Lindenthal und das Pulheimer Ratsmitglied Hermann Schmitz (CDU) stellten bei der Veranstaltung, zu der die Bezirksvertretung Lindenthal geladen hatte, die bisherigen Pläne vor. Bereits 1990, 2000 und 2007 habe man sich mit dem Thema befasst. „Nun hat sich seit zehn Jahren nichts getan“, schilderte Schüler. Die Bezirksvertretung wolle daran etwas ändern und habe deswegen im Jahr 2015 noch einmal den ausdrücklichen Beschluss gefasst, die Linie von Weiden nach Widdersdorf auszubauen und das Vorhaben wieder angestoßen. Die Straßen im wachsenden Kölner Westen müssten dringend vom Autoverkehr, die Umwelt von Abgasen entlastet werden.
Großer Vorteil für die Widdersdorfer
Den Nutzen bezifferte Roland Schüler für die Menschen im Westen mit konkreten Zahlen: Die Widdersdorfer könnten durch einen Anschluss an die Stadtbahn-Linie inklusive Umsteigen in 25 Minuten den Hauptbahnhof erreichen. Von Brauweiler aus bräuchten sie 29 Minuten dorthin. Um Spiele des 1. FC Köln im Stadion in Müngersdorf zu verfolgen, bräuchten die Widdersdorfer 15 Minuten mit der Bahn, die Brauweiler 22 Minuten. Die Verlängerung der Stadtbahn von Weiden ist nicht die einzige Möglichkeit, den Westen besser anzubinden.
Es existiert auch die Idee, die KVB-Linie 4 von Bocklemünd über Widdersdorf nach Brauweiler zu verlängern. Doch diese Alternative sei teuer, betonte Roland Schüler. Der für die Verlängerung der Linie 1 notwendige Durchstich unter dem Bahndamm der S-Bahn an der Haltestelle Weiden-West sei schon vorbereitet. Für den Ausbau der Linie 4 müsse ein 600 Meter langer Tunnel unter dem Militärring gebaut werden. Das sei deutlich kostenintensiver. Zudem lasse sich die Linie 1 als Niederflurbahn sehr viel besser städtebaulich einfügen als die Hochflurbahn der Linie 4.
Die Verlängerung braucht viel Zeit
Die Stadt Köln hat die Verlängerung der Stadtbahnlinie 1 innerhalb ihres Stadtgebiets bis nach Widdersdorf beim ÖPNV-Bedarfsplan 2017 des Landes NRW angemeldet. Die Teilstrecke von Widdersdorf nach Brauweiler wurde ebenfalls dort als Bedarf gemeldet und zwar von der „Arbeitsgemeinschaft Stadtbahnverlängerung Köln Weiden-West Widdersdorf und Brauweiler“, die aus der Bezirksvertretung Lindenthal, dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) und Bürgervereinen aus dem Kölner Westen besteht.
Welche Verkehrsvorhaben des ÖPNV-Bedarfsplans umgesetzt werden, wird die Landesregierung in der zweiten Jahreshälfte beschließen. Auch wenn das Ministerium grünes Licht gibt, kann es dauern, bis die Menschen mit der Linie 1 weiter westwärts fahren können, wie Höhn betonte.
„Wir sprechen über einen Planungszeitraum bis 2030“, sagte er. „Das heißt allerdings nicht, dass wir erst 2028 mit dem Ausbau anfangen müssen. Es kommt dabei auch entscheidend auf Sie und ihre Nachbarn an“, sagte er den Besuchern. Klagen würden die Umsetzung des Vorhabens deutlich verlangsamen.
Ein lohnenwertes Geschäft
Bedenken gegen die Verlängerung wurden zumindest beim Infoabend nicht laut. Das Projekt sei allein schon deswegen sinnvoll, weil der Park-and-Ride-Parkplatz an der bisherigen Endstation der Linie 1 in Weiden-West zu klein sei, sagte ein Besucher. „Und wenn ich mir die dort geparkten Autos anschaue, sehe ich lauter Wagen, die ich hier aus Brauweiler kenne“, so seine Worte. Würde die KVB-Linie ausgebaut, würde sie sicherlich stark genutzt.
Eine Besucherin meldete sich freudestrahlend zu Wort: „Ich begrüße das Vorhaben außerordentlich. Dann können die Jugendlichen endlich einmal in die Disco gehen, ohne dass die Eltern sie abends mit dem Auto abholen müssen.“ Bedenken der Besucher betrafen eher das „wie“ der Linien-Verlängerung: „Ist es sinnvoll, dass die Linie von Weiden den Umweg über Widderdorf macht und erst dann nach Brauweiler fährt?“, fragte eine Zuhörerin.
Die verhältnismäßig lange Fahrzeit sei für die Menschen so wenig attraktiv, dass sie doch statt der Bahn das Auto nehmen würden. Andere machten sich Gedanken über den Fahrpreis. Brauweiler gehöre ja nicht mehr zum Tarifgebiet der Stadt Köln, die Tickets würden somit sehr teuer.
Für Diskussionen über die Strecke und die Fahrpreise sei es noch viel zu früh, sagte Schüler. Details würden später geplant. Der Streckenverlauf, den er über einen Overhead-Projektor auf einer Leinwand zeigte, sei nur eine vom mehreren Möglichkeiten.
Ein erster Schritt ist getan. Offen blieb jedoch die Frage, wann es endlich soweit ist. Eine ältere Besucherin formulierte sie wie folgt: „Meinen Sie, dass ich die Verlängerung der Linie 1 noch miterlebe?“
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