Mick Jagger wird 80 Jahre alt. Einer seiner größten Fans ist Wolfgang Niedecken. Als Schüler fing alles an, später kam es dann sogar zum Treffen.
Mick Jagger wird 80Wie Wolfgang Niedecken wegen eines Stones-Songs von der Schule flog
Er verkörpert das, was auf der Bühne als Rampensau bezeichnet wird. Mick Jagger, der am heutigen Mittwoch, 26. Juli, 80 Jahre alt wird, hat die Rolle des Rock’n’Roll-Frontmanns perfektioniert. Ohne ihn wäre die Musikwelt ein andere. Und ohne ihn wäre auch das Leben eines prominenten Kölners völlig anders verlaufen: Als Wolfgang Niedecken zum ersten Mal die Rolling Stones hörte, war plötzlich „nix wie bessher“. Spätestens da war klar, dass aus dem Internatsschüler in Rheinbach kein Lehrer, Arzt oder Anwalt werden würde. Bob Dylan tat sein Übriges.
Mick Jagger feiert 80. Geburtstag: Wolfgang Niedecken gratuliert
Entscheidend beeinflusst haben die Stones auch die Schulkarriere des jungen „Wölfi“, wie er gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ schildert. Ein Deutschaufsatz mit der Aufgabe „Welches Gedicht hat mein Leben entscheidend beeinflusst“ kam beim Lehrpersonal offenbar gar nicht gut an: Der musikbegeisterte Stones-Fan hatte den Text seines damaligen Lieblingsliedes „Sympathy for the Devil“ hingeschrieben, übersetzt und interpretiert.
Kurz darauf flog Niedecken von der Schule – „obwohl das Maß wohl erst richtig voll gewesen sein muss, als ich in der nächsten Arbeit Andy Warhols Film „Flesh“ besprach“, erinnert sich Niedecken.
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Am 30. März 1967, an seinem 16. Geburtstag, sah der Kölner Teenager dann seine Idole zum ersten Mal live in der Kölner Sporthalle. Knapp 30 Jahre später schrieb er darüber den Song „Hück ess sing Band en der Stadt“.
„Mick Jagger hat Maßstäbe gesetzt. Oft kopiert, nie erreicht“, stellt Niedecken fest. Der Mann sei ein hochprofessionell arbeitender Athlet, der die Zügel der „greatest rock' n' roll band of the world“ fest in den Händen halte – und das seit sechs Jahrzehnten.
Dass man einmal selbst seine Idole treffen und sogar auf ein und derselben Bühne steht, ist der Traum unzähliger Musiker. Bei Wolfgang Niedecken ging er in Erfüllung: Gleich zweimal war BAP 1982 Vorgruppe für die Stones im Müngersdorfer Stadion. Der legendäre, 2013 verstorbene Konzertveranstalter Fritz Rau hatte die Idee, „diese Kölner Band, die gerade im Radio rauf- und runter läuft“, als Vorgruppe zu buchen, da sich das Zusatzkonzert zunächst schlecht verkauft hatte, nur 20.000 Karten waren weg. Und BAP feierte zu der Zeit den endgültigen nationalen Durchbruch.
Als Mick Jagger im Stadion eintraf, spielte BAP gerade „Verdamp lang her“, und das Stadion tobte: „What the hell is this, Fritz?" („Was um Himmels Willen ist das?“) wollte Jagger von Rau wissen, wie es in Niedeckens Biographie „Für 'ne Moment“ heißt.
Augenzeugen berichten, dass nach dem umjubelten BAP-Auftritt fast jeder gedacht habe, nun müsse keiner mehr kommen – selbst die Stones nicht. Mick Jagger schien perplex, selten hatte eine Vorgruppe so abgeräumt. Davon hätte Peter Maffay nur träumen können: Er, der die Stones mit der J. Geils Band („Centerfold“) auf der Tour ebenfalls begleitete, wurde ausgebuht, sogar Eier sollen auf die Bühne geflogen sein. „Eine Lederjacke macht noch keinen Rocker“ hieß es damals.
17 Jahre später, am 20. Juni 1999, waren BAP zum dritten Mal Vorgruppe von Mick Jagger und Co. – erneut im Müngersdorfer Stadion. Beim Anfang von „Verdamp lang her“ rief Wolfgang Niedecken in Anspielung auf die Anekdote von 1982: „Ich hoffe, dass Mick Jagger jetzt gerade das Stadion betritt.“
Kölner Filmemacher erlebt Rolling Stones zweimal an einem Tag in Köln
Einer, der die Stones sowohl 1982 als auch 1999 in Köln sah, ist Frank Steffan. Den Autor und Filmemacher („Der mit dem Ball tanzt“) eint mit Wolfgang Niedecken die Zuneigung zum 1. FC Köln und Verehrung der Rolling Stones. Nach einer Nachmittagsvorstellung 1973 in der Sporthalle wusste Steffan: „Das muss ich noch mal sehen.“ Die Stones gaben nämlich noch ein weiteres Konzert am Abend, was heute bei den meisten Bands unvorstellbar ist.
Unvorstellbar ist für Steffan bis heute auch, wie er damals auf eine drei Meter hohe Mauer mit Stacheldraht klettern konnte. Auch den Sturz in die Tiefe überlebte er, wie der Autor in seinem Buch „60 Jahre Rolling Stones“ schreibt. So gelang es ihm, das zweite Konzert „für lau“ zu verfolgen.
„Dadurch, dass Mick Jagger 14 Jahre älter als ich ist, konnte ich mir immer sagen: Siehst Du, man muss nicht hoffnungslos vergreisen, wenn man sein Alter nur richtig ignoriert. Mach es einfach so wie er. Das Beste daran ist: Bis heute funktioniert es. Danke, Mick!“, richtet sich Steffan im „Kölner Stadt-Anzeiger“ an sein Idol.
Auch Wolfgang Niedecken gratuliert: „Als wir vor 41 Jahren zum ersten Mal im Vorprogramm der Stones spielten, hieß es, dass diese Tour vermutlich ihre Letzte sei.“ Von „Rock-Opas“ sei die Rede gewesen und es wäre wohl die letzte Chance, sie noch einmal live spielen zu sehen. „So kann man sich täuschen! Jedenfalls ganz herzliche Glückwünsche, Sir Mick, von einem deiner größten Fans. Keep on rockin'.“