Internet-Betrug nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Welche Maschen aktuell kursieren und worauf man besonders in der Weihnachtszeit achten sollte.
In der VorweihnachtszeitMit welchen Maschen Internetbetrüger an das Geld der Kölner kommen wollen
Sein Freund, schreibt der Mann, der sich als Jakob Lorenz vorstellt, in gebrochenem Deutsch, liege mit Leukämie im Krankenhaus. Um ihm eine Freude zu machen, habe er ihm zum Geburtstag eine Gutscheinkarte im Wert von 300 Euro für die Spieleplattform „Steam“ schenken wollen. Doch plötzlich sei seine Bankkarte gesperrt, berichtet Lorenz in einer Mail, die im Postfach des „Kölner Stadt-Anzeigers“ gelandet ist – und bittet um Hilfe. Er will Geld: „Ich weiß, dass Sie das für mich tun können, also habe ich Ihnen geschrieben und versprochen, Ihnen das Geld zu erstatten, sobald ich das Problem mit meinem Konto gelöst habe.“
So plump wie der Betrugsversuch des angeblichen Herrn Lorenz seien Betrugsmaschen im Internet selten, sagt Polizeisprecher Christoph Schule zu dem Versuch. Nach Gutscheinkarten werde allerdings häufig gefragt, denn sie bieten Vorteile für die Betrüge: „Sie können wie Bargeld eingelöst werden und hinterlassen wenige bis gar keine digitalen Spuren.“
Vor allem Ältere im Visier der Betrüger
Digitale Betrugsdelikte nehmen in Köln seit Jahren kontinuierlich zu. Zählte die Polizei 2016 noch rund 1150 Delikte, waren es im vergangenen Jahr mit rund 2900 fast die dreifache Anzahl. Betrugsdelikte machen 62 Prozent aller registrierten Straftaten aus, die die Kölner Polizei im Internet registriert. Die Zahlen für 2023 sind noch nicht ausgewertet, aber „dieser Trend zeichnet sich auch in diesem Jahr ab“, sagt Schulte.
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Auch Hauke Mormann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat die Betrugsmaschen im Blick, die derzeit im Internet kursieren. „Gerade in der Vorweihnachtszeit versuchen die Betrüger, auf die Tränendrüse zu drücken“, sagt er. Deshalb geht er davon aus, dass Betrüger in den kommenden Wochen noch häufiger als sonst versuchen werden, ihre Opfer durch emotionale Erpressung zum Beispiel um vermeintliche Spendengelder zu bringen.
Viele dieser Maschen seien allerdings leicht zu erkennen – so wie die des vermeintlichen Jakob Lorenz. Deswegen stehen gerade ältere Menschen, die mit Social Media, E-Mail und Whatsapp weniger vertraut sind, im Fokus der Betrüger. „Vor allem den sogenannten Enkeltrick werden Betrüger in der Vorweihnachtszeit sicher noch häufiger versuchen, als sonst.“
Auch Polizeisprecher Schulte bestätigt, dass der Enkeltrick nach wie vor einer der häufigsten Betrugsmaschen in Köln ist. „Dabei wird über SMS und Whatsapp vorgegaukelt, dass es sich um die eigenen Kinder handelt, die eine neue Handynummer haben und dringend Geld brauchen“, erklärt er. Zuletzt hatte die Polizei gemeinsam mit Steffen Baumgart, dem Trainer des 1. FC Köln, eine Präventionskampagne zu dem Thema gestartet.
Paketlieferdienst-Trick in der Weihnachtszeit besonders verbreitet
Zwei der Betrugsmaschen, die aktuell kursieren, sind allerdings auch für Internet-Profis deutlich schwerer zu erkennen. Unabhängig von der Weihnachtszeit grassiert in Köln aktuell eine Masche, mit der Menschen in Wohnungsnot abgezockt werden sollen. Auf Immobilienportalen bieten Betrüger falsche Wohnungen an.
Dafür organisieren sie sich offenbar Wohnungen zur Untermiete, bieten dort Besichtigungstermine an und vereinbaren Verträge und Abschlagszahlungen. Ist das Geld dann eingegangen, erfahren die Opfer oft erst am vermeintlichen Einzugsdatum, dass die Wohnung gar nicht wirklich frei ist. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete.
Eine Masche, mit denen es Betrüger dagegen besonders in der Weihnachtszeit versuchen, ist der Paketdienst-Trick. Über SMS oder per Mail, die scheinbar von einem Paketzulieferer stammen, werden die Opfer dazu aufgefordert, noch unbezahlte Liefergebühren zu überweisen. Klickt man auf die Links und gibt dort seine Kontodaten ein, können die Betrüger hohe Geldsummen abbuchen. „Gerade im Vorweihnachts-Kaufrausch kann es leichter vorkommen, dass man auf so einen Link klickt“, glaubt Mormann. Etwa, weil man bei den vielen Weihnachtsbestellungen den Überblick verloren hat. Genau darauf bauen die Betrüger.
„Der Trick ist auch deswegen so perfide, weil neben dem verschwundenen Geld oft auch Viren auf dem Gerät des Opfers installiert werden“, erklärt er. Damit können die Betrüger dann auch die Kontaktlisten des Opfers in die Hand bekommen – und damit weitere Täuschungsversuche starten.
Mormann rät, gerade wenn es um Geldzahlungen geht, nicht voreilig auf Links zu klicken und Geld zu überweisen. Auch Polizeisprecher Schulte rät bei verdächtigen Mails: „Nutzen Sie grundsätzlich keine zugesendeten Links, wenn Ihnen der Zusender nicht persönlich bekannt ist.“ Wer Zweifel hat, solle die Mails von einem Virenprogramm überprüfen lassen.