Die AWB kümmern sich nach den EM-Spielen um Sauberkeit – unterwegs mit einem Trupp vor dem Stadion.
Der Rest vom FestWas ein AWB-Trupp bei der Fußball-EM in Köln erlebt
Es poltert und rauscht, Kolosse mit mehr als fünf Tonnen Gewicht rumpeln über den Vorplatz des Rhein-Energie-Stadions. Mehr als zwanzig Männer in leuchtend orangen Outfits laufen den Reinigungsmaschinen hinterher oder bedienen sie gar selbst. Die Mitarbeiter der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) befinden sich im Einsatz. Sascha Feldmann treibt sie an: „Ihr seid zu schnell, kommt wieder hinter den Wagen! Da drüben müsst ihr aufpassen“, ruft er den Arbeitern zu.
Feldmann ist bei diesem Einsatz Schichtleiter und verteilt die Aufgaben an die Männer in Orange. „Bei so einem großen Einsatz muss von A bis Z wirklich alles stimmen“, sagt er. Feldmann trägt eine schwarze Arbeitshose und ein graues T-Shirt, allein optisch unterscheidet er sich damit schon von seinen Kollegen. „Ich habe meine Augen überall.“ Mit ‚seinen Augen‘ meint er seine Kollegen, die per Funk mit ihm verbunden sind. Sie sagen ihm, wo mehr Personal gebraucht wird oder Probleme entstehen.
AWB sorgen nach EM-Spielen rund ums Stadion für Ordnung
Wo zuvor noch tausende von Fans aus der Schweiz und Ungarn ihr Bier getrunken und ihre Zigaretten weggeschnippt haben, sorgen Feldmann und die Arbeiter der AWB wieder für Ordnung – bis zum nächsten Spiel, denn dann werden sie wieder alles von vorne sauber machen müssen.
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Fünf der 51 EM-Spiele in Deutschland finden in Köln statt. Massen von Fans aus ganz Europa reisen in die deutschen Großstädte und füllen die Straßenbahnen und Bars. Nicht nur rund um die Stadien, sondern auch an Public Viewing Orten sorgen diese nicht nur für Stimmung, sondern auch für viel Müll.
„Es ist unsere Aufgabe, diesen zu beseitigen“, sagt der Einsatzleiter der AWB, Gerhard Bittdorf. Er ist Feldmanns Chef und organisiert alle Einsätze in gesamt Köln von acht Trupps mit insgesamt 110 Mitarbeitern. Der 64-Jährige arbeitet schon seit 42 Jahren für die AWB. „Für mich ist ein Einsatz wie der heute schon fast Routine. Das liegt wohl auch daran, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt und der Polizei so hervorragend funktioniert.“
Mitarbeitende der AWB sind ab vier Uhr morgens auf den Beinen
Dennoch, große Menschenmassen sind schwer zu kontrollieren und die Routen, die sie durch die Stadt nehmen werden, hinterlassen eine Strecke voller Müll. Bittdorfs Handy klingelt alle paar Minuten. Immer wieder ist ein anderer Gesprächspartner am Apparat und möchte etwas wissen.
Der Tag bei der AWB beginnt in der Regel früh. Ab vier Uhr morgens sind die Männer, Frauen gibt es kaum, auf den Beinen. Während der EM herrscht Ausnahmezustand. „Wir haben besondere Dienstpläne erstellt für die nächsten vier Wochen“, sagt Bittdorf.
Bevor die Stadtreiniger am Rhein-Energie-Stadion nach dem Schweiz-Ungarn-Spiel loslegen können, müssen sie noch etwa eine Stunde in der Nähe warten. Die Menschen, die von der Polizei blockweise aus dem Stadion gelassen werden, brauchen länger als gedacht. Und dann bildet sich auch noch eine lange Kette aus Autos und Taxen, die die Straßen rund ums Stadion verstopfen.
Marcel Stauss ist Teil des Einsatzteams am Stadion. „Das ist normal, man muss halt gucken, wie sich die Situation vor Ort entwickelt. Wir können schlecht anfangen sauber zu machen, wenn man den Boden vor lauter Füßen nicht sehen kann“, sagt der ehemalige Gerüstbauer.
Die Männer in Orange lehnen sich gegen die Fahrzeuge der Kehrmaschinen, zünden sich Zigaretten an und lachen gemeinsam. Ein paar nach Bier riechende Fans kommen angetorkelt und wollen den Weg zum Hauptbahnhof wissen. Stauss erklärt ihnen, welche Bahnen sie nehmen müssen. Als sie weg sind, sagt er: „Ob die den Weg wohl so schnell finden werden?“
Man mag vermuten, dass es sich frustrierend anfühlen muss, als Team an einem Tag alles aufzuräumen, um dann am nächsten Tag die Straßen teils wieder doppelt so dreckig vorzufinden. Doch dieser Gedanke scheint bei den Männern hier nicht vorzukommen. Sie sehen das pragmatisch und sagen, dass sie sich über ihre Arbeit freuen. „Das ist halt unser Job. Das ist das Tagesgeschäft und daran wird sich auch nie etwas ändern. Wo viele Menschen sind, ist auch Müll. Und es macht sogar viel Spaß mit einem großen Team und Presswagen unterwegs zu sein“, sagt Antonio Cursio, der das Wasserfass fährt.
Am Stadion gibt es nur wenig Mülleimer
Das ist ein großer Wagen, in dessen Bauch Wasser gluckert und mit dem der Boden dann abgespritzt wird. Zu arbeiten, während andere feiern und Fußball gucken, kann dann aber manchmal doch etwas frustrieren. „Natürlich würde ich auch gerne mit meinen Kindern Fußball gucken, aber dafür ist momentan keine Zeit“, sagt der Kollege Tufan Gürtken.
Es fällt auf, dass vor dem Stadion kaum Mülleimer sind. Das heißt, dass die Fans wenig Möglichkeiten haben, ihren Müll richtig zu entsorgen. Ein Kehrblech kratzt über den Asphalt, braune Borsten fliegen über Glasscherben und schon ist eine zerbrochene Flasche Jägermeister von einem Mitarbeiter der AWB entfernt. Dennoch, würde es nicht Sinn machen, Mülleimer aufzustellen, damit sich niemand bücken muss?
„Das ist eine Frage, die man der Stadt stellen muss“, sagt Einsatzleiter Bittdorf. Er vermutet, dass die Mülleimer missbraucht werden könnten, um Polizisten abzuwerfen. Die Sicherheit seiner eigenen Mitarbeiter sieht er nicht in Gefahr. „Wenn mal was passiert ist, dann kam sofort die Polizei, die ohnehin schon in der Nähe ist und nimmt die Leute weg. Aber das passiert auch sehr selten.“
Nach dem Einsatz am Stadion geht es für die Männer weiter. Die Fanzone am Heumarkt bezeichnet Feldmann scherzhaft als „die Hölle“. Der Bereich vor dem Stadion war nach dem Spiel Ungarn-Schweiz nur schwach vermüllt, bei anderen Bereichen erwarten er und Einsatzleiter Bittdorf jedoch noch viel mehr Müll. Und das die nächsten vier Wochen noch.