Köln – Der Mythos vom kölschen „Veedel“ hat es ganz offiziell zur Leitidee für die Umwandlung des Deutzer Hafens zu einem vorbildlichen Stadtquartier geschafft. Modern und schick soll es werden, urban und attraktiv – doch über allem schwebt der Gedanke, dass auch in einer Stadt der Zukunft das Miteinander in einem möglichst bunt gemischten Viertel die wichtigste Zielsetzung bleibt.
Die städtische Entwicklungsgesellschaft „Moderne Stadt“, das Stadtplanungsamt und das Kopenhagener Planungsbüro Cobe haben in der „Essigfabrik“ den „Integrierten Plan zur Entwicklung des Deutzer Hafens“ vorgestellt. Die sonst für Konzerte genutzte Halle im Deutzer Hafen platzte aus allen Nähten, so groß war das Interesse. Und am Ende gab es viel Applaus.
Wenn alles so kommt, wie es sich die Planer ausgedacht haben, würde tatsächlich Vorbildliches entstehen. Alles, was im gegenüberliegenden, linksrheinischen Rheinauhafen nicht gelungen ist, soll nun auf der Sonnenseite des Flusses richtig gemacht werden: Es würde nicht nur ein lebendiges Stadtviertel mit einer vielfältigen Architektur und Bewohnermischung entstehen, sondern auch ein Quartier, das sich zukünftigen Herausforderungen stellt, wie sie sich durch den Klimawandel oder durch ein geändertes Mobilitätsverhalten ergeben.
Viel von dem, was man dort heute sieht, wird nicht stehen bleiben. Auch der Erhalt der „Essigfabrik“ ist nicht gesichert. Trotzdem soll das Neue „an die gewachsene Identität des Areals“ anknüpfen, wie es die Planer ausdrückten. Neben stillgelegten Lastenkränen, der historischen Kaimauer oder der Hallenkonstruktion eines heutigen Schrotthändlers, mit der ein Teil eines zukünftigen Parks überdacht werden soll, sind es vor allem die riesigen Mühlengebäude, die an die alte Funktion des Industriegebiets erinnern werden.
Mittelpunkt des Quartiers ist das alte Hafenbecken, um das eine Promenade führen wird. Wie man die Wasserfläche nutzen wird, wenn hier keine Lastschiffe mehr fahren, ist noch offen. Lediglich Verzierung soll sie nicht bleiben. Die dänischen Planer werben weiter engagiert für ihre Idee, aus dem südlichen Ende des Beckens einen Pool zu machen. Dahinter wird ein hohes Bürogebäude das Viertel beschließen und vor Lärm schützen. 6.000 Arbeitsplätze sind neben 3.000 Wohnungen für rund 7.000 Menschen eingeplant. Mindestens fünf Kitas sowie eine Grundschule gehören zum Konzept.
Überzeugend ist die Idee von der Aufteilung des Viertel über so genannte „Deutzer Blocks“ – ein Begriff der Planer, mit dem sie Häusergruppen beschreiben, die sich um Innenhöfe und entlang von nur für Fußgänger nutzbaren „grünen Gassen“ formieren. Mehrere Plätze und Parks sollen für eine hohe Qualität des öffentlichen Raums sorgen. Kultur, Gastronomie, eine Markthalle und der Swimmingpool werden das Quartier auch für Kölner attraktiv machen, die dort nicht wohnen oder arbeiten. Auf der Grundlage des Plans soll es nun konkret werden. Das erste Haus soll 2021 gebaut werden.