- Den Dom kennt jeder. Aber wie gut kennen sich die Kölnerinnen und Kölner wirklich aus in „ihrer“ Kathedrale?
- Jede Woche haben wir für Sie eine neue Geschichte vom Dom – erzählt von einer, für die er eine Art zweites Zuhause ist: Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner.
- In dieser Folge spricht Schock-Werner darüber, warum es im Kölner Dom im Sommer so schön kühl bleibt und wo – obwohl es offiziell keine Heizung gibt – im Winter zwei kleine Wärmequelle zu finden sind.
Köln – Ein Besuch im Dom lohnt sich. Immer! Aber besonders, wenn es jetzt in der Kölner City auf die 40 Grad im Schatten zugeht. Ganz ohne Klimatisierung ist es in der Kathedrale deutlich kühler.
Die Kölner-Dom-App zeigt Ihnen tagesaktuell die Außen- und die Innentemperatur. Als ich diese am Dienstag zuletzt nachgesehen habe, lag sie bei vergleichsweise milden 22 Grad.
Im Herbst wird es nicht so schnell kalt
Vom späten Frühjahr bis weit in den Sommer hinein ist das regelmäßig so. Dafür ist es dann im Herbst und mit Beginn des Winters genau anders herum: Wenn man draußen zu frösteln beginnt, ist es im Dom immer noch – ich will nicht sagen kuschelig, aber doch recht angenehm.
Das Temperaturgefälle hat weniger mit den Wänden zu tun, als man dies annehmen könnten. Zwar sind sie meterdick und speichern deshalb Kälte oder Hitze im Wechsel der Jahreszeiten. Aber andererseits zeichnet sich die gotische Architektur ja gerade dadurch aus, dass sie die Wandflächen zugunsten großer Fenster reduziert.
Die Größe des Doms ist entscheidend
Die Trägheit bei der Angleichung hat ganz einfach mit der schieren Größe des Doms zu tun: 407000 Kubikmeter umbauter Raum. Bis es da zum Ausgleich der Lufttemperatur kommt, das dauert. Einen ähnlichen Effekt hat man übrigens bei der Luftfeuchtigkeit. Auch wenn es draußen lang anhaltend regnet und viele Menschen mit Schirmen oder nasser Kleidung in den Dom kommen, steigt die relative Luftfeuchtigkeit nicht nennenswert an.
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Kölner Stadt-Anzeiger,
z. Hd. Joachim Frank,
Stichwort: Geheimnis Dom,
Neven DuMont Haus, 50590 Köln.
geheimnis-dom@dumont.de
Eine gefährliche Phase gibt es jedes Jahr – meistens im April, wenn es draußen wärmer wird, der Dom aber noch ein Eiskeller ist. Spontaner Impuls wäre ja: Türen auf, damit die Frühlingsluft reinkommen kann! Das ist aber ganz falsch. Täte man das, liefe anschließend das Kondenswasser förmlich die Wände herunter. Deshalb habe ich in dieser Jahreszeit regelmäßig eine Mail an die Domschweizer verschickt: „Bitte, die Portale geschlossen halten!“ Es kommt nämlich alles darauf an, dass sich die Luft im Dom ganz allmählich erwärmt.
Keine Heizung im Kölner Dom
Eine Heizung gibt es im Dom nicht. Sie wäre vollkommen sinnlos. Denn dann würde die Warmluft auf 44 Meter Höhe steigen und sich dort stauen, während den Besuchern unten immer noch gleich kalt wäre. Den ganzen Raum durchzuheizen, wäre energetisch so daneben, dass noch nie jemand auf diesen Gedanken verfallen ist. Unter meinem Vorgänger wurde versuchsweise einmal eine Fußbodenheizung im Nordquerhaus installiert. Der einzige Erfolg war, dass es wegen der entstehenden Binnenzirkulation der Luft zog wie Hechtsuppe. Die Testphase war damit schnell wieder beendet.
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Einmal bekam ich Post von einem Kölner Bürger, der nach dem E-Wert des Doms fragte und wissen wollte, ob wir denn auch isolierte Fenster hätten. Ich habe darauf erstens geantwortet, der E-Wert des Doms sei völlig egal, weil wir ihn sowieso nicht heizen; und zweitens könne ich leider nichts daran ändern, dass Künstler und Handwerker vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert keine Thermopen-Scheiben zur Verfügung gehabt hätten. Diese Auskunft war dem Fragesteller nicht ernsthaft genug. Dabei hatte ich sie durchaus ernst gemeint.
Kleine Wärmequellen im Winter
An zwei Stellen habe ich Konzessionen an das verständliche Bedürfnis nach Wärme im Winter gemacht, wenn die Temperaturen im Dom schon mal auf Null fallen oder sogar Minusgrade erreichen: So gibt es für die Organisten hinter der Orgel einen Paravent, an dem sie sich die Hände wärmen können, wenn die Predigt einmal länger ausfällt. Dabei musste aber darauf geachtet werden, dass die Wärme nicht auf das Instrument abstrahlt. Das vertragen Orgeln nämlich gar nicht.
Und für die Priester, die im Dom die Beichte hören, haben wir in den Beichtstühlen eine Polsterheizung installiert. Das sind aber auch die einzigen Wärmequellen im Winter. Ansonsten muss man die Kälte aushalten – eingefrorene Weihwasserbecken inklusive. Auch das kommt vor. Aber unsere Küster wissen sich dann zu helfen und geben einfach ein bisschen Salz ins Wasser.
Aufgezeichnet von Joachim Frank