Niehl – Langsam nähert sich der Koloss der Hafeneinfahrt. Mit rund 100 Containern an Bord gleitet das niederländische Güterschiff „Jordy M.“ lautlos unter der Brücke an der Einfahrt zum Hafenbecken hindurch, nimmt leichten Kurs auf Backbord – und nähert sich seinem Entladeplatz am Stapelkai, dem zentralen der fünf Ankerplätze im Hafen Niehl I.
Wer etwas Hafen-Atmosphäre schnuppern will, braucht sich nicht extra nach Hamburg oder Rotterdam zu begeben – um den „Duft der großen weiten Welt“ zu schnuppern, genügt es schon, rund fünf Kilometer per Rad von der Altstadt in Richtung Norden zu fahren: Kurz nachdem man die Mülheimer Brücke passiert hat, beginnen die Hafenanlagen – ein interessanter kleiner Kurztrip für die Sommerferien.
Der flächenmäßig bei weitem größte der sechs Kölner Häfen ist rund 1,3 Quadratkilometer groß – und erreicht damit bereits die Dimensionen eines kleinen Stadtteils. Von hier aus werden viele Güter aus der Region in alle Welt verschickt – etwa Heizöl, Kraftstoffe und Briketts, Papier, Eisen und Getreide. Hier arbeiten knapp 400 Menschen – darunter 30 bis 40 HGK-Mitarbeiter, meist als Kranführer.
Vor allem aber der Containertransport wird in Niehl immer wichtiger: Mit diesen werden fast alle denkbaren Güter auf dem Seeweg transportiert; mehr als 500 000 Standard-Containereinheiten (TEU) wurden 2011 an den vier Kran-Verladebrücken zwischen Schiff, Lastwagen und Zug bewegt – zusätzlich zu den 2,1 Millionen Tonnen Gütern in den sonstigen Umschlagsarten. „Es kann sein, dass der Container, den Sie in Niehl sehen, vorgestern noch in Rio oder Shanghai stand – oder vielleicht auch nur in Frechen“, so HGK-Pressesprecher Jan Zeese. „Die meisten Schiffe fahren von Niehl aus in Richtung Rotterdam oder Amsterdam, einige auch den Rhein hinauf in Richtung Basel. Hamburg dagegen steuern wir mit dem Zug an, da es dorthin keine geeignete Flussverbindung gibt.“ Einen spektakulären „Logenplatz“ auf das betriebsame Hafengeschehen – besonders auf den landseitigen Westkai, wo sich eines der Container-Terminals im Hafen befindet – haben die Besucher von der Brücke, die die Hafeneinfahrt in 15 Metern Höhe überspannt. Sie ist über den Fuß- und Radweg am Rhein erreichbar und führt nach Alt-Niehl.
Picknick und Entspannung am Cranachwäldchen
Auch im Hafen kann man sich zu Fuß ein wenig umsehen – dabei darf man jedoch auf keinen Fall die Kais betreten. „Dies dient der Sicherheit“, so Zeese. „Da fahren Lastwagen in mitunter hohem Tempo ein und aus; allein ein Container wiegt gefüllt um die 30 Tonnen – die Geräte, die die Fracht bewegen, noch mehr.“
Wenn man genug Hafenluft geschnuppert hat, lädt das Cranachwäldchen zwischen Molenkopf und Rheinufer zum Picknick, Grillen, Sonnen und Ballspielen ein. Oder man macht auf dem Weg zurück – auf etwa halber Strecke zwischen Hafen und City – im familienfreundlichen Biergarten „Schwimmbad“ in Riehl Halt (am Rheinufer-Radweg zwischen der Zirkusschule Zak und dem Axa-Hochhaus). Die Spezialität des Hauses: Eine Riesenschale Pommes Frites rot-weiß gibt es dort für acht Euro – da wird die ganze Familie satt. Und einmal in Riehl, kann man zum Abschluss noch durch die Flora bummeln.