„Was ist der nächste Blödsinn, den der Papst erzählt?“, fragt eine eigentlich gläubige Katholikin. Trotzdem wollen zwei Frauen ihre Kirche nicht aufgeben.
„Manchmal gehe ich mit Wut aus der Messe“Zwei Katholikinnen erklären, warum sie in der Kirche bleiben
„Die Kirche war immer da“, sagt Monika Lioba Lang. Sie ist überzeugte Katholikin, war Messdienerin, gibt ihren Glauben an ihre Kinder weiter. Die Kölnerin wohnt in Nippes. Auch wegen der guten Kindergottesdienste hat sie die Gemeinde Sankt Agnes am Neusser Platz für ihre Familie gewählt. Hier hat sie Kommunionen vorbereitet und betreut auch in diesem Jahr wieder die Veedelskrippe vor dem Gotteshaus mit. Als sehr offen und vielseitig beschreibt sie ihre Kirche. Aber sie erzählt auch von einer anderen Seite: „Manchmal gehe ich mit Wut aus der Messe.“
Auch Agnieszka Okonska-Diemer engagiert sich in der Sankt-Agnes-Gemeinde. Die dortige Kultur überzeugt sie. Aber als Jugendliche in der Firmvorbereitung sie mit dem Umgang der katholischen Kirche mit Homosexualität konfrontierten, konnte sie nicht guten Gewissens nach offizieller Linie antworten.
Über den Austritt haben beide Frauen schon nachgedacht und sich bewusst dagegen entschieden. Aber: „Ich weiß nicht, wie lange ich es noch aushalte“, sagt Okonska-Diemer immer wieder. „Was ist der nächste Blödsinn, den der Papst erzählt?“ Die Missbrauchsskandale, Intransparenz, ein realitätsfernes Weltbild haben insbesondere das Kölner Erzbistum erschüttert. Wieso bleiben die Frauen dennoch in der katholischen Kirche?
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Was hält die Frauen in der Katholischen Kirche?
„Man kann auch glauben ohne Kirche, aber nicht so gut“, sagt Okonska-Diemer. Was sie hält, seien vor allem „die Menschen, die man trifft.“ Die gebürtige Polin betont die gegenseitige Unterstützung, die sie hier erfährt. Aber ihre Worte gegen die Politik der katholische Kirche sind harsch. „Es geht in der heutigen Zeit nicht mehr, dass Frauen ausgeschlossen werden“, sagt sie. „Auch die Zeiten, dass der Erzbischof an seinem Stuhl kleben kann, sind vorbei – dachte ich.“ Beiden Frauen erzählen, dass die Gemeindearbeit unter Rainer Maria Woelki leidet.
Monika Lioba Lang will sich ihre Verbundenheit zum Glauben und der Kirche aber nicht von Woelki kaputt machen lassen. „Das ist auch meine Kirche und die lasse ich mir nicht nehmen“, sagt sie. Nicht ohne Trotz. Sie schätzt die Impulse, die gute Messen ihr geben, schätzt die religiöse Reflexion über das Leben. Die Pastoren, denen sie zuhört, sucht sich Lang gezielt aus. Im Kölner Erzbistum sei sie mitunter überrascht worden, mit was für einer Ignoranz man der Welt begegnen könne: „Im Moment sind die Würdenträger eigentlich Un-Würdenträger.“
Das Verhalten der Würdenträger ist „unfair den Leuten gegenüber, die sich in der Kirche engagieren“, sagt auch Okonska-Diemer. Der Dialog, den die katholische Kirche mit ihren Gläubigen zu führen versuche, sei nur eine „Beruhigungsmaßnahme“. Dabei gebe es noch Menschen, die die gute Botschaft der Kirche ausstrahlen. „Leuchttürme“ nennt sie die. Einer davon sei Pastoralreferent Peter Otten. Oder die Ordensschwester Andrea Spyra, die die Kölner Ministrantinnen und Ministranten nach Rom begleitet hatte. Eine Frau als Ansprechpartnerin zu haben, sei eben wichtig. In den oberen Reihen sucht man diese Leuchttürme oft vergeblich. „Man redet gegen Wände“, sagt Okonska-Diemer.