Lärm und SchadstoffeAnwohner protestieren gegen Parkchaos um Heilig-Geist-Krankenhaus
Köln-Longerich – Die Anwohner der Graseggerstraße sind am Ende ihrer Geduld. Ein dichter Parkplatz-Suchverkehr zieht sich durch ihr Viertel; die Straße ist komplett zugeparkt, oftmals auch Grundstückseinfahrten. Das Ziel der Leute: das benachbarte Heilig-Geist-Krankenhaus, das sie als Mitarbeiter, ambulante Patienten oder als Besucher ansteuern. Ein Parkhaus ist zwar vorhanden, doch insbesondere Gäste mit einem längeren Aufenthalt scheuen die Parkgebühren. Seit Jahresanfang ist das Heilig-Geist-Klinikum zudem Standort der Notdienstpraxis, die den geschlossenen Standort in Chorweiler – und während der Woche auch den in Nippes – ersetzt (hier lesen Sie mehr). Protest-Plakate hängen vielerorts in den Fenstern oder sind als Schild in den Vorgärten der Nachbarn platziert.
„Die Bürger werden über alle Maßen beansprucht, was Lärm und Schadstoffe betrifft“, sagte Horst Baumann, SPD-Fraktionschef in der Bezirksvertretung Nippes. Seine Fraktion hatte eine Aktuelle Stunde einberufen, um zu erörtern, wie man die Lage verbessern könne. Nun soll ein „Runder Tisch“ mit Bezirkspolitikern, Anwohnern, Krankenhaus-Vertretern und Stadt nach Abhilfe suchen. Hierzu will Bezirksbürgermeister Bernd Schößler (SPD) die Beteiligten nach den Karnevalstagen in die Klinik-Cafeteria „Op d'r Eck“ einladen.
Parken in Köln: Probleme sind vielschichtig
Die Problemlage ist vielschichtig: Es geht um Parkhaus-Kapazitäten, Besuchersteuerung, mögliche Parkraum-Bewirtschaftung, Alternativen zur Anfahrt per Auto und sogar um eine zweite Zufahrt zum Krankenhaus. „Wir haben nichts gegen das Krankenhaus, sonst wären wir nicht hingezogen“, stellte Gisela Nicolaysen, Anwohnerin und Mitglied der Initiative Graseggerstraße, klar. „Aber die Entwicklung zu diesem medizinischen Industriegebiet – wie wir es nennen –, beunruhigt uns.“ Tatsächlich hat sich der Klinik-Campus in den vergangenen Jahren stetig vergrößert: So eröffnete auf dem Areal unter anderem das Onkologische Zentrum Köln-Nord-West und ein Kindergarten.
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Die Geburtsabteilung wurde vergrößert und zu Jahresbeginn kam die Notdienstpraxis hinzu. Das alles bleibt nicht ohne Folgen für das Besucheraufkommen. „Bei unserer Umfrage in der Nachbarschaft gaben 70 Prozent der Teilnehmer an, dass sich ihre Situation massiv verschlechtert habe. Der komplette Straßenzug beschwert sich, bis herunter zur Rüdellstraße“, sagte Nachbar Eric Freund.
Verkehrssituation um Kölner Klinik ist herausfordernd
„Uns ist absolut bewusst, dass die Verkehrssituation rund ums Klinikum absolut herausfordernd ist. Wir sind offen dafür, dass sich die Lage für die Anwohner zum Besseren wendet“, sagte Fabian Fischer, kaufmännischer Direktor des Klinikums.
Das Parkhaus auf dem Klinikgelände kostet 1,50 Euro pro Stunde; ein Kurzzeitparken bis zu 30 Minuten ist gebührenfrei. Das Klinikum plante bis vor kurzem, das Parkhaus zu erweitern. Nachdem die Stadt ein Verkehrskonzept für jenes Vorhaben verlangte, nahm das Haus hiervon Abstand.
Kapazität des Parkhauses als geringstes Problem
Offenbar ist die Kapazität aber das geringere Problem. „Ich war in den vergangenen Jahren zweimal wegen einer Geburt zu Besuch im Heilig Geist, jedes Mal habe ich direkt im Parkhaus einen Platz gefunden“, sagte Vize-Bezirksbürgermeister Daniel Hanna (CDU).
Auch bei mehreren Ortsbesichtigungen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gab es freie Plätze. Um die Anfahrten der Mitarbeiter zu verringern, sei man zwar an einer Jobticket-Regelung interessiert, so Fischer. Hierfür müssten sämtliche Beschäftigten eines abnehmen, was sich aber nicht für alle lohne. Man plane weiterhin, für die Fahrt zur Arbeit per Fahrrad zu werben und wolle Mitarbeiter beim Erwerb eines Rades unterstützen.
Krankenhaus in Köln: Zweite Zufahrt in der Diskussion
Auch eine mögliche zweite Zufahrt zum Krankenhaus, um die Graseggerstraße zu entlasten, scheint in der Debatte noch nicht vom Tisch (hier lesen Sie mehr). Derzeit erscheint es aber ungewiss, wo jene entstehen sollte, da das Klinikum von Grünflächen mit Landschafts- und Naturschutzgebiet-Status umgeben ist, wie Joachim Bauer vom Grünflächenamt sagte.
Man dürfe nicht alle Planungen auf Auto und Parkraum abstellen, sondern müsse sich für Alternativen einsetzen, sagte Bärbel Hölzing (Grüne). Ihre Fraktion denke für eine der nächsten Sitzungen über einen Antrag für ein Bewohner-Parkgebiet nach.