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Polizei prüft TatenAnwohnerin zu Schüssen in Niehl: „Ich bin fast aus dem Bett gefallen von dem Lärm“

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Einschusslöcher an einer Scheibe eines Uhrengeschäfts. Sie sind versehen mit gelben Markierungszetteln der Polizei.

Auf ein Uhrengeschäft in Niehl wurde geschossen. Die Einschusslöcher am Geschäft sind deutlich zu sehen.

In Köln-Niehl fielen in der Nacht zum Samstag Schüsse. Die Polizei vermutet Verbindungen zur organisierten Kriminalität.

Einen Tag nach den Schüssen auf ein Uhrengeschäft in Köln-Niehl sind die meisten Einschusslöcher von Holzlatten und Panzertape verdeckt. Immer wieder bleiben Anwohner am Sonntagmorgen vor der durchlöcherten Scheibe stehen, tauschen sich aus. „Ich bin fast aus dem Bett gefallen von dem Lärm“, sagt eine Frau, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnt. „Ich dachte: Welcher Nachbar hat sich bitte ein Maschinengewehr gekauft?“ Ihre Begleiterin steht kopfschüttelnd daneben. „Das kennt man nur aus dem Krimi.“

„Ein netter Mann“

In der Nacht von Freitag auf Samstag hatte ein Unbekannter gegen vier Uhr mehr als 20 Schüsse auf das Geschäft an der Friedrich-Karl-Straße abgegeben. Vermutlich nutzte er eine vollautomatische Waffe, Zeugen alarmierten die Polizei, doch als die Beamten eintrafen, war der Täter schon geflüchtet. Verletzt wurde niemand.

Ein weiterer Nachbar bleibt mit seiner Hündin vor dem Geschäft stehen, fragt, ob die beiden Frauen auch „diesen Riesenknall“ gehört haben. „Ich dachte, hier ist eine Granate eingeschlagen“, sagt er. Durch das Fenster sah er ein Polizeiauto heranrasen. Am nächsten Morgen sei der Parkplatz voller Polizei gewesen, auf dem Platz vor dem Geschäft sicherten Kriminaltechniker Spuren. Er kenne den Inhaber des Geschäfts, sagt der Nachbar, „ein netter Mann“. Eigentlich habe er die Siedlung für eine gute Gegend gehalten, doch der Vorfall beunruhige ihn. „Meine Hündin ist sehr krank, deshalb muss sie auch nachts oft raus“, sagt er. „Was wäre passiert, wenn ich mit ihr vor die Tür gegangen wäre und hier ballert jemand herum?“

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Polizei und Staatsanwaltschaft sehen Verbindung zu organisierter Kriminalität

Die Staatsanwaltschaft und die Polizei gehen von Streitigkeiten im Bereich der organisierten Kriminalität aus. Derzeit prüfen die Ermittler einen Zusammenhang mit der Serie von Explosionen und Schüssen auf Wohnhäuser in Köln, so ein Sprecher. Die Schüsse in Niehl seien „nahezu identisch“ zu den jüngsten Taten. Die Ermittlungen führt das Kriminalkommissariat 21 für die Bekämpfung organisierter Kriminalität.

Die Polizei bittet Zeugen, die etwas beobachtet oder gehört haben, sich unter 0221/2290 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de an die Polizei zu wenden.

Erst im August fielen in Köln schon einmal Schüsse, da auf ein Mehrfamilienhaus in Ostheim. Mindestens 13 Einschusslöcher klafften an der Fassade des Wohnhauses. In den vergangenen Tagen gab es zudem mehrere Sprengstoffanschläge in Köln. Eine ereignete sich am Mittwochmorgen an der Ehrenstraße. Zeugen sahen einen etwa 1,80 Meter großen Mann davonlaufen. Am 16. September explodierte ein Brandsatz vor einer Diskothek.

„Wir stehen hier als Polizei Köln aktuell vor großen Herausforderungen durch beispiellose Fälle der Gewalt und Schwerkriminalität, die es bis dato in Köln so noch nicht gegeben hat“, sagte der Chef der Kölner Kriminalpolizei, Michael Esser, am Donnerstag. Mehr als 60 Ermittlerinnen und Ermittler bearbeiteten den Komplex. (red)