Beim Aktionstag für sichere Schulwege fuhren am Freitag Hunderte von Kinder und Eltern auf Fahrrädern durch Köln. Zahlreiche Straßen waren gesperrt.
Aktionstag für sichere SchulwegeHunderte Kinder und Eltern radeln durch Kölner Veedel
Für eine Zukunft mit sicheren Schulwegen setzten sich Familien am Freitagmorgen in ganz Köln ein. Mit Aktionen in der Innenstadt, in Ehrenfeld, Sülz, Nippes, Ossendorf, Zündorf, Mülheim und Ostheim forderten sie gemeinsam mit dem Bündnis „Kidical Mass“ mehr Sicherheit und Selbstständigkeit für Kinder im Straßenverkehr. Über 30 Kitas und Schulen machten mit. In Nippes rollte um 7.50 Uhr ein sogenannter „Fahrradbus“ am Schillplatz los.
Um Irritationen aus dem Weg zu räumen: Beim Fahrradbus handelt es sich nicht etwa um ein Fahrzeug, das Fahrräder transportiert. Gemeint ist eine große Gruppe, die sich gemeinsam mit Rädern, Tretrollern oder auf Rollschuhen auf den Weg zu einer zentralen Endhaltestelle macht. Die Straßen sind in dieser Zeit für Autos gesperrt, die Polizei begleitet die Menschentraube.
Mit dem „Fahrradbus“ durch Nippes bis zur Kretzerstraße – Empfang in autofreier Schulstraße
In Nippes ging es vom Schillplatz vorbei an der Maternus- und der Mathilde-von-Mevissen-Grundschule bis zur Grundschule Kretzerstraße. Auch Schülerinnen und Schüler des Leonardo-Da-Vinci-Gymnasiums fuhren mit. Große Teile der sonst stark befahrenen Neusser Straße und der Niehler Straße waren zwischenzeitlich von Hunderten kleinen und großen Radfahrenden eingenommen, der restliche Verkehr stand still. Immer wieder kamen Kinder und Eltern dazu – oder stiegen aus, wie bei einem echten Schulbus eben.
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Währenddessen hallte nicht nur das laute Klingelkonzert der Teilnehmenden durch die Nippeser Straßen, Musik gab es auch. So sang Max Raabe aus der großen Lautsprecherbox: „Wenn ich mit meinem Fahrrad fahr’, dann ist die Welt ganz einfach.“ Ganz so einfach ist die Welt auf dem Fahrrad oder auch zu Fuß auf dem Weg zur Schule jedoch nicht. Laut Umfrageergebnissen des ADAC hält nur gut die Hälfte aller Eltern in NRW den Schulweg ihrer Kinder für sicher. Auch in einer aktuellen Umfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wird das Problem auf Kölns Straßen deutlich.
In der Sackgasse mit Wendehammer, in der sich die Grundschule Kretzerstraße befindet, lägen die Probleme auf der Hand, sagt Mutter Katharina Schäfer, die die Demo in Nippes angemeldet hat. „Was sehe ich morgens, wenn Kinder ankommen? Eine Straße vollgeparkt mit Autos. Kinder, die kaum selbst über die Straße kommen. Wendemanöver von Autos mitten auf der Straße und Fahrzeuge, die im Halteverbot parken.“ Doch nicht nur der rollende Verkehr sei eine Gefahrenquelle. Durch Baustellen und parkende Autos hätten die „kleinen Menschen“ nur eine eingeschränkte Sicht und könnten außerdem viel zu leicht übersehen werden.
„Schulstraßen“ als Lösung des Sicherheitsproblems?
Für mehr Sicherheit und ein stressfreies Ankommen vor dem Unterricht könnten sogenannte „Schulstraßen“ sorgen. Elf dieser Straßen wurden am Freitag im Rahmen des Aktionstags in Köln einmalig eingerichtet. Auch an der Nippeser Endhaltestelle wurde der Fahrradbus in der an diesem Tag für Autos gesperrten Kretzerstraße vom Lehrpersonal empfangen. Einige Schulstraßen in Köln werden in einjährigen Pilotprojekten bereits dauerhaft getestet. Temporäre Straßensperrungen vor Unterrichtsbeginn und nach Schulschluss gelten an zwei Grundschulen in Ehrenfeld sowie in Ossendorf. Im Februar 2024 wird das Projekt ausgewertet.
Modell für die autofreien Straßen sind Städte wie Paris oder Wien. Dort gäbe es Schulstraßen in großem Maßstab, sagt Schäfer. Grün bepflanzte Flächen, Sitzmöglichkeiten, Platz zum Spielen, Begrüßen und Verabschieden. Und keine Autos, zumindest nicht in den Stoßzeiten. „Das wünschte ich mir auch hier“, sagt Schäfer. Langfristig fordert sie, gemeinsam mit anderen Eltern und „Kidical Mass“, auch in Nippes die dauerhafte Einrichtung einer solchen Straße und allgemein ein sicheres Radverkehrsnetz in ganz Köln. „Wir müssen Druck ausüben, sonst geraten die Themen wieder ins Hintertreffen“, befürchtet Schäfer. Die heutige Aktion sei ein Anfang, vielleicht ein erster Schritt Richtung Mobilitätswende, hofft sie.
Mehr als 850 Einsendungen hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei seiner Aktion „Achtung, Schulweg!“ für das Kölner Stadtgebiet erhalten. Hier können Sie nachlesen, wo Eltern Gefahrstellen für ihre Kinder auf dem Weg zur Schule sehen.