Nippes – Am 2. Juni 2020 war es soweit: Im Ortskern von Nippes, entlang der Neusser Straße, ging das erste EDV-gestützte Parkleitsystem in einem Kölner Veedel an den Start. Entwickelt haben den „Parkpilot“ die Rhein-Energie, die auf der Neusser Straße auch ihr Klimastraßen-Modellprojekt betreibt, sowie das Münchner Unternehmen Cleverciti. Auf einem 50 Hektar großen Gebiet beidseits der Nippeser Hauptmeile werden rund 800 Stellplätze elektronisch erfasst; LED-Displays informieren Autofahrer, wie viele freie Stellplätze es in einer Fahrtrichtung gibt. Dies soll den Parksuchverkehr in den Straßen des Veedels verringern. Nach rund 200 Tagen im laufenden Betrieb ist es Zeit für eine Zwischenbilanz.
Wie hat sich die Auslastung der Stellplätze entwickelt?
„Die Zahlen haben sich weiter verbessert“, schildert Christian Remacly, Projektbetreuer des Parkpiloten bei der Rhein-Energie. „Bis Ende des Jahre registrierten wir eine Erhöhung der Parkplatz-Auslastung in Nippes um 7,7 Prozentpunkte, auf nunmehr über 95 Prozent. Das zeigt, dass das System angenommen wird und funktioniert – der zur Verfügung stehende Platz wird besser ausgelastet.“
Um den Effekt zu testen, hatte das Projektteam im Dezember tagsüber 145 Parkplatzsuch-Testfahrten in Nippes gemacht: Eine Hälfte der Tester orientierte sich nach dem Parkpilot-System, die Kontrollgruppe ignorierte die LED-Displays gezielt und suchte auf „konventionelle“ Weise einen Parkplatz. Das Ergebnis: „Wenn wir auf das System geachtet hatten, sparten wir bis zu 45 Prozent Suchzeit; die Fahrtroute bis zum letztendlichen Einparken wurde um 41 Prozent kürzer“, so Remacly. „Je mehr los ist, umso mehr spart das System an Zeit.“
Nach dem Start des Systems ergaben sich hauptsächlich zwei Punkte mit Verbesserungsbedarf: Zum einen wurde die Logik der Displays angepasst, so dass etwa Einbahnstraßen mit berücksichtigt werden. Fährt man in ein durch Einbahnstraßen geprägtes Quartier ein – etwa jenes rund um den Baudri- oder Wilhelmplatz –, wurden nun die Displays derart programmiert, dass die freien Stellplätze auf der gesamten Einbahnstraßen-Route angezeigt werden, auch etwas weiter entfernt liegende. Zum anderen waren per temporärem Halteverbot gesperrte Stellplätze ein Problem: War eine Straßenseite etwa wegen einer Baustelle oder eines Umzugs abgesperrt, so dass dort kein Auto stand, meldete das System jenen Abschnitt als frei – obwohl er wegen der Sperrung de facto nicht zum Parken zur Verfügung stand.
„Wir versuchen, solche Systemstörungen herauszufinden und mit zu berücksichtigen“, so Remacly. „Der Programm-Algorithmus soll solche Situationen nun erkennen.“ Wenn etwa an einer Seitenstraße stundenlang kein einziger Stellplatz belegt ist, müsse wohl eine Sperrung vorliegen; die Stellplätze würden dann nicht mehr als verfügbar angezeigt.
Wird das System um weitere Veedel erweitert?
„Wir versuchen als nächsten Schritt, Park-and-Ride-Parkplätze der KVB mit ins System aufzunehmen“, erläutert Remacly. In einem Fall geht es um ein Pendler-Parkhaus. Dort wolle man außer mit den Overhead-Sensoren, die – wie in Nippes – von oben einen bestimmten Bereich überblicken, auch mit im Boden eingelassenen Sensoren arbeiten.
Außerdem ist geplant, die Ladeplätze an Stromtankstellen der Rhein-Energie mit ins System zu nehmen. „Oft kommt es vor, dass eine Strom-Ladesäule als verfügbar angezeigt wird, weil gerade niemand dort tankt. Tatsächlich ist der Ladeplatz dann aber durch einen Pkw mit Verbrennungsmotor blockiert, der dort nur parkt.“ Man arbeite bei der Weiterentwicklung und Evaluierung mit Universitäten zusammen, die reges Interesse am Projekt gezeigt hätten.
Wann kommt die Parkpilot-App?
Die App war zunächst schon für Herbst 2020 geplant, hat sich aber ein wenig verzögert. „Wir sind bei der Erstellung in den letzten Zügen; wir hoffen, dass sie im Februar verfügbar sein wird“, so Remacly. Derzeit kläre man mit dem IT-Dienstleister die letzten offenen Details, vor allem datenschutzrechtlicher Natur. Mit der App sollen Autofahrer auf einen Blick sehen können, wo es in Nippes gerade freie Stellplätze gibt.
Bis 30. September 2021 läuft noch die Förderung des Bundes-verkehrsministeriums. „Wir beraten mit verschiedenen Partnern, unter anderem der Stadt, wie es weitergehen kann. Wir sind optimistisch, dass der Parkpilot bleibt“, erläutert der Rhein-Energie-Projektmanager. Des Weiteren interessierten sich unterdessen zahlreiche weitere deutsche Städte – kleine, mittlere und auch Großstädte sind darunter – für das System. „Wir wollen die Erfahrungen mit dem System teilen, so dass Köln in der Hinsicht ein Vorbild ist.“ Auch aus dem europäischen Ausland seien schon Anfragen gekommen.