Sightseeing im VeedelWas Sie in Köln-Nippes gesehen haben müssen
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Schillplatz
Auf Stadtkarten sucht man ihn vergeblich, denn er hat keinen offiziellen Namen. Doch vor allem im Sommer gehört er zu den beliebtesten Nippeser Treffpunkten unter freiem Himmel: Das Carré zwischen Mauenheimer Straße, Schillstraße und Simon-Meister-Straße wird im Veedel „Schillplatz“ genannt.
Umgeben von schönen Altbauhäusern und der auch als Konzertsaal genutzten Kirche St. Heinrich und Kunigund, kann man im Sommer an den Tischen der Café-Bistros „Morio“ und „Gernot’s“ Platz nehmen und abschalten.
Auf dem Platz mit der „Schmelztiegel“-Brunnenstatue spielen Kinder, auch kleine Konzert-Sessions sind nicht selten.
„New York, Tokio, Nippes“ – was eine lokalpatriotisch-selbstironische Losung auf Veedels-T-Shirts oder Postkarten sein könnte, ist an der Kreuzung Neusser Straße/Wilhelmstraße am Kaufhof Realität: An der Ampel dort können Fußgänger die Straße bei Grün in sämtlichen Richtungen überqueren – auch schräg.
Die im Fachjargon „Diagonalquere“ genannte Fußgänger-Ampelschaltung ist vor allem in den USA und Japan verbreitet, in Deutschland aber sehr selten. Außer in Nippes gibt es sie nur in Berlin und Wuppertal – sowie ein weiteres Mal in Köln, an der Kreuzung Mengenicher Straße/Schulstraße in Pesch, dort aber viel kleiner dimensioniert.
Der Hintergrund der fußgängerfreundlichen Planung: Die Wilhelmstraße führt in beiden Richtungen als Einbahnstraße von der Neusser Straße fort. Hat der Verkehr dort Rot, sind also keine in die Kreuzung einfahrenden Autos zu erwarten – so können alle Fußgänger zugleich laufen.
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Wilhelmplatz
Unter den 38 Kölner Wochenmärkten nimmt der auf dem Wilhelmplatz eine Sonderrolle ein: Der seit 1900 bestehende Markt ist der einzige, der täglich außer sonntags öffnet. Interessanterweise ist es auch der einzige, auf dem montags Betrieb ist.
1992 entstand der spöttisch „Tadsch Mahal“ genannte Trafo-Überbau auf dem Platz, die Meinungen dazu sind geteilt – doch bieten die Stufen beliebte Sitzplätze. Seit 2013 gibt es den „Kaffeekiosk“ in einem Seitenflügel.
Auch bei Flohmarkt und dem „Blauen Abend“-Festival ist auf dem Platz viel los – und an Weiberfastnacht beginnt hier die Party um 9.11 Uhr.
Vom Inneren Grüngürtel mit der „Nippeser Schweiz“ und der „Alhambra“ genannten Zieranlage, dem Lohsepark samt Skater-Rampe und dem Lis-Böhle-Park, von dort via Johannes-Giesberts-, Nord- und Toni-Steingass-Park, dem „Nippeser Tälchen“ und dem Grünzug entlang der Hochbahn in Richtung Eisenbahnviertel mit seinem Bürgerpark: Es ist möglich, den Stadtteil zu umrunden und dabei fast ausschließlich durch Parks und Grünflächen zu gehen.
Dieser Nippeser „Park-Gürtel“ ist, in seiner Gesamtheit, in der Öffentlichkeit kaum präsent.
Das viele Grün im Veedel ist nicht nur schön zum Spazieren, Grillen und Sonnen – es hat auch praktische Auswirkungen auf das lokale Klima. Wie man auf der städtischen Klima-Funktionskarte erkennen kann, funktioniert der Luftaustausch besser als in der City und vergleichbar innenstadtnahen Veedeln; es kommt viel weniger zu sommerlicher Überhitzung und Schadstoff-Konzentration.
Die Quartiere im Stadtteil
Nippes, das sind im Grunde genommen mehrere Mikrokosmen mit ganz unterschiedlichem Ambiente.
Schon vor mehr als 800 Jahren gab es den Ortskern um die einstigen Gehöfte im Zentrum des Veedels, unter denen der Altenberger Hof als heutiges Bürgerzentrum das prominenteste ist.
Früher hieß dieser Teil noch Mauenheim – die Siedlung ging später in Nippes auf und verlor ihren alten Namen; das heutige gleichnamige Veedel liegt woanders.
Kleinteilig, teils pittoresk und charmant präsentiert sich das Sechzigviertel – benannt nach den 60 Morgen Land, auf denen ab 1862 das Eisenbahn-Ausbesserungswerk entstand.
Sehr kleinstädtisch und ruhig wirkt das Afrika-Viertel im Nordosten von Nippes – mit Straßennamen, die auf die deutsche Kolonialgeschichte verweisen. Mit prächtigen, gut in Schuss gehaltenen Altbauten sehr mondän zeigen sich die Straßen um den Leipziger Platz und die Kirche St. Bonifatius.
Aber Nippes kann auch Neu: Seit Anfang des Jahrtausends entstand das Eisenbahner-Viertel auf dem früheren Bahn-Werkstattgelände, vier Hektar davon sind autofrei geplant. Damit liegt dort das zweitgrößte Autofrei-Areal Deutschlands nach dem Vauban-Quartier in Freiburg.
Die allerjüngste Siedlung besteht größtenteils noch aus Baugruben und Schotter: Auf dem Clouth-Gelände mit rund 140 Jahren Industriegeschichte wächst seit 2013 ein Quartier für rund 3500 Menschen heran.