Bilderstöckchen – Alle Jahre wieder ist es für Udo Schriefer ein liebgewonnenes Ritual. Sobald der Dezember naht, baut er seine riesige Räuchermännchen-Sammlung im Reihenhaus auf, in dem er mit seiner Frau lebt. „Ich lasse mir nicht nehmen, sie jedes Jahr zu Beginn der Adventszeit aufzustellen, und wir lassen sie dann bis ungefähr Mitte Januar stehen“, erläutert er schmunzelnd. „Meine Frau ist nur mäßig begeistert von meiner Sammelleidenschaft, weil sie immer um die Männchen herumputzen muss. Sie sagt immer, das Hobby ist alleine mein Ding.“
Leidenschaft fing vor 26 Jahren an
Die bunten Gesellen stehen überall im Haus der Schriefers: Ob auf den Treppenabsätzen im Eingangsbereich, der Küche, den Fensterbänken oder auf dem Kamin im Wohnzimmer. 41 verschiedene Exemplare, in allen Größen und Stilen – von althergebracht-traditionell bis modern – besitzt er mittlerweile. „Das erste Männchen hatte ich vor 26 Jahren bekommen, als ich noch bei der Post gearbeitet hatte. Meine Kinder hatten nämlich ein Räuchermännchen im Postboten-Outfit gefunden, das habe ich dann bekommen“, erinnert sich der 67-Jährige.
Freunde und Bekannte, die von seiner Sammelleidenschaft wüssten, würden ihn ab und zu ebenfalls mit neuen Exponaten bedenken, wenn sie irgendwo ein Exemplar entdeckten, das in seine Sammlung passen könnte. Inzwischen besitzt Schriefer nicht nur Räuchermännchen, die sich auf seinen einstigen Beruf beziehen, sondern auch auf seine Hobbys – das Kochen und das Angeln. Seit 33 Jahren wohnen die Schriefers im Bilderstöckchen; als sie damals einzogen, waren sie mit die Jüngsten im Straßenzug, der in ihrer Nachbarschaft aus Reihenhäuschen mit Garten besteht und an den historischen Siedlungskern des Veedels rund um die Kirche St. Franziskus angrenzt, erinnert er sich. „Damals gab es hier viele ältere Leute; über die Jahrzehnte hat sich die Nachbarschaft stark verjüngt. Viele Familien sind hierher gezogen.“ Passend zu seinem früheren Beruf hatte sich einst in der Siedlung von Alt-Bilderstöckchen eine Poststation befunden, die hinter seinem Haus lag.
Das Grundprinzip bei den Räuchermännchen ist immer gleich: Auf einen Stempel am unteren Ende der Figur wird die Räucherkerze gestellt; der Rest des Männchens kommt als Aufsatz obendrauf. Aus dem Mund, bei den Figuren oft mit einer Pfeife versehen, kommt dann nach einiger Zeit der duftende Rauch – es gibt jedoch auch „nicht-menschliche“ Räuchermännchen, wie etwa als Miniaturherd, aus dessen Töpfen der Dampf dann aufsteigt. Auch Raritäten und historische Schätzchen sind darunter. „Meine älteste Figur ist mindestens 40 Jahre alt, sie stammt aus einem kleinen Handwerksbetrieb im Erzgebirge.“
Christian Drosten als Räuchermännchen entdeckt
Die Region an der sächsisch-tschechischen Grenze ist für ihre Weihnachtsartikel, Glasbläsereien und Holzschnitzereien bekannt. „Die neuen Räuchermännchen, die auf den Markt kommen, sind manchmal recht lustig. Ich habe selbst Christian Drosten als Räuchermännchen gesehen, für rund 130 Euro.“Obwohl er nicht speziell auf Ausstellungen fährt, hat er bei seinen Weihnachtsmarkt-Besuchen immer ein offenes Auge für mögliche Neuerwerbungen – nicht nur für die Räuchermännchen selbst, sondern auch für Ersatzteile und neue Duftkerzen. „Einer der wohl bekanntesten Stände, die auf vielen Weihnachtsmärkten dabei sind, sind jene von Käthe Wohlfahrt aus Rothenburg ob der Tauber. Wir waren auch schon auf dem berühmten Nürnberger Christkindlmarkt, aber auf den Kölner Weihnachtsmärkten wird man ebenfalls fündig.“ Seine Lieblings-Duftsorte bei den Kerzen ist der klassische Tannenduft. „Ich habe es gerne, wenn es wie im Wald riecht.“
Sein erster Weihnachtsmarkt-Besuch im laufenden Jahr steht unterdessen noch aus – woran die Pandemie nicht ganz unschuldig ist. Er will versuchen, die Tage mit hohem Andrang zu vermeiden. „Es ist aber vielleicht auch mal gerade schön, ohne Gedrängel durch die Standreihen zu bummeln.“Sein Lieblingsmarkt in der Region ist der mittelalterliche Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz von Siegburg, mit seinem ganz besonderen Ambiente. „In der Nähe mögen wir den Nikolausmarkt auf dem Schillplatz sehr gerne, hoffentlich findet er nächstes Jahr wieder statt.“ Wobei der jährliche Hof-Weihnachtsmarkt des venezolanischen Nippeser Restaurants „Aida“ an der Merheimer Straße auch seinen Reiz habe.