Der ADAC befürchtet für 2023 ein Stauchaos in NRW. Das Verkehrsaufkommen lag im vergangenen Jahr fast auf Vor-Corona-Niveau. Abhilfe schaffen soll das Deutschlandticket.
NRW bleibt Stauland Nummer 1ADAC setzt große Hoffnungen in das Deutschlandticket
Die Verkehrslage auf den Autobahnen in NRW hat sich im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorcorona-Niveau annähernd normalisiert. Was auch bedeutet, dass NRW weiter das Stauland Nummer eins in Deutschland bleibt.
Mehr als ein Drittel (33,72 Prozent) aller Staus entfallen auf NRW. Auch bei den Staukilometern (29,1 Prozent) und den Staustunden (31,3 Prozent) liegt das bevölkerungsreichste Bundesland vorn, dahinter folgen Bayern und Baden-Württemberg.
470 Baustellen pro Monat auf NRW-Autobahnen
„Mehr Autofahrten ins Büro statt Homeoffice-Tage, bis zu 470 Baustellen pro Monat und zahlreiche marode Brücken in NRW haben das Autobahnsystem gerade zu den Stoßzeiten teilweise wieder ans Limit gebracht“, sagt Verkehrsexperte Roman Suthold vom ADAC in NRW.
Vor allem in den ersten Monaten bis einschließlich Mai wurden die Stau-Stunden des Jahres 2021, als es bis Ende April einen strengen Corona-Lockdown gab, deutlich übertroffen. Auch im November und Dezember steckten Autofahrer in NRW länger im Stau fest als 2021. Im Sommer lagen die Stau-Stunden hingegen unter den Vorjahreswerten. Der Grund: 2021 wurde überdurchschnittlich viel Pkw-Urlaub im Inland gemacht.
Autofahrer in NRW steckten 4341 Tage im Stau
Auf den mehr als 2200 Autobahnkilometern des Landes summierte sich die Dauer aller Verkehrsstörungen auf 104.191 Stunden. Damit steckten Autofahrer 4341 Tage in Stau und stockendem Verkehr fest. 2021 waren es mit etwa 106.500 Staustunden (4437 Tage) nur wenige mehr. Im letzten Jahr vor der Corona-Pandemie (2019) lag die Staudauer mit 170.500 Stunden allerdings noch deutlich höher (7104 Tage).
Insgesamt zählte der ADAC auf den NRW-Autobahnen 2022 fast 160.000 Staus. Die Gesamtlänge aller gemeldeten Verkehrsstörungen betrug rund 213.000 Kilometer. Aufgrund einer neuen Methodik der ADAC-Datenanalyse ist ein direkter Vergleich der aktuellen Stauzahlen mit den Vorjahreszahlen nicht möglich. Die neue Methodik führt zu einem Rückgang der Stauanzahl und Staulängen. Sehr kleine Staus von sehr kurzer Dauer werden nicht mehr berücksichtigt. Lediglich die Staudauer ist annähernd mit der des Vorjahres vergleichbar.
Besonders belastet waren im vergangenen Jahr die A1, A3, A40, A42, A43, A45 und A46. Der Autobahnabschnitt mit den meisten Stauereignissen war die A43 zwischen Wuppertal und Recklinghausen (12.546 Meldungen).
14.499 Kilometer Stau zwischen Köln und Oberhausen
Die in Summe längsten Staus gab es mit 14.499 Kilometern auf der A3 zwischen Köln und Oberhausen.
Die meiste Geduld brauchten Autofahrer auf der A42 zwischen Dortmund und Kamp-Lintfort (Staudauer: 7054 Stunden).
Gemessen an der Stau-Belastung (Dauer eines Staus mal Länge) waren die Auswirkungen für die Verkehrsteilnehmer auf der A1 zwischen Köln und Dortmund mit 26.749 Kilometer mal Stunden am größten.
Die A40 zwischen Duisburg und Essen erreichte bei der Anzahl der Staukilometer je Kilometer Autobahn den NRW-Höchstwert (430).
Am 14. Juni 34 Kilometer Stau zwischen Remscheid und Unna
Den mit 34 Kilometern längsten Stau gab es am 15. Juni auf der A1 (Köln - Dortmund) zwischen der Anschlussstelle Remscheid-Lennep und dem Kreuz Dortmund/Unna.
Zu den neuralgischsten Punkten im Rheinland zählen die A1 zwischen Köln-Nord und dem Kreuz Leverkusen West, die A3 zwischen Köln-Ost und dem Dreieck Heumar sowie zwischen Leverkusen-Zentrum und dem Leverkusener Kreuz. Die größte Staufalle auf der A4 ist der Abschnitt zwischen Köln-Gremberg und dem Dreieck Heumar. Auf der A57 ist das Stück zwischen Köln-Chorweiler und dem Kreuz Köln-Nord besonders anfällig, auf der A59 das Stück zwischen Köln-Rath und dem Heumarer Dreieck.
Die meisten Staus gab es 2022 am Mittwoch, 14. September mit 691 Stunden. Das war der erste Tag nach Ende der Schulferien in allen Bundesländern. Mit 689 Stunden landet der Mittwoch vor Christi Himmelfahrt (25. Mai) auf Platz zwei.
Laut Bundesanstalt für Straßenwesen hat sich Fahrleistung in NRW im vergangenen Jahr gegenüber 2021 um etwa zehn Prozent erhöht. Für 2023 rechnet der ADAC in NRW mit steigendem Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen. Auch die Baustellen- und Brückensituation in bleibt angespannt. Sollte sich der Berufsverkehr weiter dem Vor-Corona-Niveau annähern, drohe ein Stauchaos.
ADAC setzt große Hoffnungen in das Deutschlandticket
Der ADAC setzt deshalb große Hoffnungen in das Deutschlandticket, das am 1. Mai starten soll. „Das 49-Euro-Ticket kann Berufspendler dazu bewegen, mindestens für einen Teil des Arbeitsweges auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, weil das Ticket eine auf Dauer angelegte Entscheidung ist“, sagt Suthold. „Ob das gelingt, hängt aber nicht allein vom Preis ab. Mehr Zuverlässigkeit sowie Investitionen in Taktverdichtung, die Erneuerung der Infrastruktur und Ausbau sowie zusätzliche Fahrzeuge sind notwendig. Die Personalknappheit auf der Schiene muss dringend beseitigt werden.“