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Hat der Tunnel eine Chance?Bund warnt Leverkusen vor hohen Risiken

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen ist ein Gehweg entlang der Stelze der aufgebockten Autobahn 1 in Leverkusen, auf einem Autobahnschild ist zu lesen Richtung Frankfurt a. M. und Köln-Ost. Ein Mann joggt dort entlang.

Gehweg entlang der Stelze an der A1 in Leverkusen.

Aus Sicht des Bundesverkehrsministeriums wird ein Tunnelbau als Stelzen-Ersatz die Stadt Leverkusen in ein Verkehrschaos stürzen.

Im Konflikt um den Ausbau der A 1 und A 3 in Leverkusen sind die Fronten verhärtet. Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär bei Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), machte am Montag in Bonn im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ unmissverständlich klar, dass der Bund von seinen Ausbauplänen, die einen Neubau und eine Verbreiterung der Stelze der A 1 sowie den Ausbau des Leverkusener Kreuzes in der großen Variante vorsehen, nicht abrücken wird.

„Es ist eine hohe Notwendigkeit, im Bereich Leverkusen schnell zu Entscheidungen zu kommen. Aufgrund der hohen verkehrlichen Belastungen und der wirtschaftlichen Bedeutung, die beide Autobahnen haben. Wir präferieren eindeutig den Neubau in der bestehenden Höhenlage, weil er sehr viel kostengünstiger ist“, sagte Luksic. „Eine Tunnellösung würde für einige Jahre zu einem Verkehrschaos in und um Leverkusen führen. Auch die Gefahrenlage wäre aufgrund der vielen Gefahrguttransporte erheblich höher.“

Oliver Luksic ist im Porträt zu sehen vor einem Wahlplakat seiner Partei, der FDP. Er ist Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium von Minister Volker Wissing.

Oliver Luksic, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, warnt Leverkusen vor den Folgen einer Tunnellösung für die A 1.

Nichtsdestotrotz sei man bereit, mit der Stadt Leverkusen und dem Land Gespräche über eine Tunnellösung zu führen. Die Tür stehe weiterhin offen. Das setze aber voraus, dass die Mehrkosten von Land und der Stadt Leverkusen übernommen werden müssten.

„Man kann nicht vom Bund verlangen, etwas zu bauen, das der Bundeshaushaltsordnung widerspricht, große verkehrliche Probleme mit sich bringt und dann auch noch das Gespräch verweigern. Wir sind bereit, auch über Varianten zu reden, die wir nicht für am besten geeignet halten. Aber dann muss man darüber sprechen und zeitnah zu einer Lösung kommen“, sagte Luksic.

Ministerium will Stadtspitze nach Absage schriftlich über Pläne informieren

Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) und die Bundestagsabgeordneten aus Leverkusen hatten ein für Montag geplantes Gespräch mit dem Staatssekretär in Bonn abgesagt, nachdem die Ausbaupläne des Bundes vorab in einer Broschüre der Autobahn GmbH veröffentlicht worden waren. Dies wird im Bundesverkehrsministerium als Affront gewertet.

Dass eine Kommunikationsagentur die Broschüre, die im Auftrag der Autobahn GmbH produziert wurde, vorzeitig ausgeliefert habe, sei ein Versehen und keine Absicht. Man werde die Stadt nach der Absage des Termins nun schriftlich informieren und hoffe, möglichst zeitnah wieder ins Gespräch zu kommen.

Das Bundesverkehrsministerium warnt die Stadt und das Land vor den Folgen, die ein Tunnelbau nach sich ziehen könnte. Dessen längere Bauzeit könne auch dazu führen, dass die alte Hochstelze gesperrt werden müsse, bevor das neue Bauwerk fertiggestellt sei. Nach Angaben der Autobahn GmbH endet die Restlaufzeit der Stelze im Jahr 2035. „Sollte es aus baulichen Gründen zu einer Sperrung der Stelze kommen, wird der Bund für dieses Problem nicht die Verantwortung übernehmen“, sagte der Staatssekretär.

Tunnelbau geht nicht mit bergmännischer Technik

Nach Angaben der Autobahn GmbH lässt sich ein Tunnel mit vier Fahrspuren pro Richtung als Stelzenersatz nur in offener Bauweise und nicht im bergmännischen unterirdischen Vortrieb errichten. Egal, wie lang er ist. Die erste Röhre könne noch neben der alten Stelze gebaut werden, anschließend müsste sie den gesamten Verkehr auf zwei Spuren pro Richtung aufnehmen, ehe man die Stelze abreißen und den zweiten Tunnel bauen könne.

„Es würde schon irgendwie gehen, aber wir werden bei dieser Variante mindestens fünf Jahre massive Verkehrsprobleme haben“, sagte Thomas Ganz, Chef der Autobahn GmbH Rheinland. „Die Verdrängungseffekte wären immens und würden auch die innerstädtischen Straßen von Leverkusen stark belasten.“

Nach Auffassung der Autobahn GmbH käme eine Tunnellösung überdies nur infrage, wenn man sie „an der A 1 und A 3 umsetzt“, so Ganz. „Da geht es um die Gleichbehandlung der Anwohnenden.“ Diese Ausbauvariante kostet laut Gutachten 2,358 Milliarden Euro. Die oberirdische Ausbaulösung liegt bei 921 Millionen. Das Land und die Stadt Leverkusen müssten also 1,437 Milliarden Euro in die Hand nehmen, um sich mit ihren Vorstellungen zumindest teilweise durchzusetzen. Ein langer Durchgangstunnel für die A 3 bis Opladen würde die Gesamtkosten sogar nochmal um rund vier Milliarden Euro erhöhen.

Am Dienstag, 14. Februar, lädt die Autobahn GmbH von 17 bis 20 Uhr zu einer Infomesse zum gesamten Bauprojekt in die Bürgerhalle Wiesdorf in Leverkusen, Hauptstraße 150, ein. Dort können die Bürger mit den Planern ins Gespräch kommen.