Köln – Nach zwei Jahren findet das größte Open-Air-Techno-Ereignis Kölns wieder statt: das Poller Wiesen-Festival. „Und? Seid ihr bereit?“, mit diesen Worten begrüßt Mitveranstalter Michael Kastens lächelnd seine alten Freunde im Backstage-Bereich. Kastens und sein Team stellen das Festival mit der Firma Dionysos auf die Beine, benannt nach dem griechischen Gott des Weins. Über 100 Menschen arbeiten als Organisatoren, Ordner oder an den vielen Getränke- und Speiseständen.
„Poller Wiesen ist ein Teil unserer Identität, unsere Passion“, sagt er. Nach zweijähriger Zwangspause lockt das Poller Wiesen wieder Techno-Fans in den Kölner Jugendpark. Wetterbedingt war es erneut verschoben worden, aber nur um eine Woche. Am Ostersonntag kamen bei strahlendem Sonnenschein rund 9000 Besucher. Viele hatten ihre Tickets bereits 2020 gekauft.
„Heute bin ich wieder mit dem selben Team hinter der selben Bühne. Da fühlen sich die zwei Jahre wie ein zweiwöchiger Urlaub an“, erzählt Kastens, der von seinen Freunden nur Mitch genannt wird. Seit 2009 organisiert er das Poller Wiesen-Festival.
Dieses Jahr hat er ein neues Konzept umgesetzt: Sechs große Türme stehen im Publikum, die nicht nur den Ton weitertragen, sondern auch mit LEDs ausgestattet sind. „Wir wollen, dass diese futuristischen Türme die Verschmelzung zwischen der Natur und Technologie zeigen.“ Am Rheinufer zwischen uralten Bäumen erklingt so die elektronische Musik in voller Kraft.
Besucher tragen ausgefallene Outfits
Seit zwei Generationen vereint das Festival Menschen mit unterschiedlichem Alter, Geschlecht und Kultur, aber mit der gemeinsamen Leidenschaft für Techno. Naomi Gatez und ihre Freunde fallen auf mit Outfits, die man sonst eher von extravaganteren Festivals wie dem Coachella kennt. Aber für sie ist es auch ein besonderer Anlass: Das erste Open-Air-Festival seit vielen Jahren. Extra aus Bochum kamen die Freunde, um vom ersten DJ bis zur letzten DJane nichts zu verpassen. „Es fühlt sich so gut an, wieder hier zu sein“, sagt Gatez. „Das Poller Wiesen ist wie unser Wohnzimmer.“
Auch Michael K. fällt auf. Er trägt einen dichten grauen Vollbarts. Auf den 58-Jährigen warten zuhause Gäste aus der Schweiz. „Abends gehen wir noch essen, aber für das Poller Wiesen haben sie mich ziehen lassen.“ Seit 2003 kommt er zu jedem Opening. „Die Techno-Szene hat sich in der Zeit schon stark verändert, das Publikum ist freizügiger. Aber es macht immer noch viel Spaß.“
Corona spielte eine untergeordnete Rolle bei der Planung
So sieht das auch Daniel Radau. „Der Nachname ist Programm“, sagt der volltätowierte Festivalgänger. Die letzten beiden Jahre seien hart gewesen wegen Corona, der Spaß kam häufig zu kurz. Das erste Open-Air-Festival der Saison sei ein Hoffnungsschimmer. „Am Anfang habe ich mir auch hier Gedanken gemacht wegen des Virus'. Aber es ist alles so super organisiert.“ Ein aktueller Test oder ein Impfnachweis waren nicht nötig. Damit fühlt Radau sich aber sicher.
Corona spielte bei der Planung tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle. Beschränkungen gibt es keine mehr. Dass das Poller Wiesen zwei Jahre aussetzen musste, gab es aber seit dem ersten Festival 1993 noch nie. Aber Kastens fühlt sich gut unterstützt, um weiterzumachen: „Die Akzeptanz von dieser Art Festival ist bei der Stadt in den letzten Jahren größer geworden.”