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Partys auf Kölner PlätzenSonne, Bier, Feier – und auch Ärger

Lesezeit 5 Minuten
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Feiern auf öffentlichen Plätzen in Köln ist beliebt.

  1. Spontane Partys auf öffentlichen Plätzen sind in ganz Köln beliebt.
  2. Probleme gibt es aber fast nur auf dem Brüsseler Platz.

Köln – Die Sonne scheint, es ist warm und das Leben findet draußen statt – vor allem abends. Ein Feierabendbier mit Freunden und das am liebsten unkompliziert, zentral und günstig. In Köln haben sich mehrere Hotspots etabliert – bei Feiernden beliebt, bei Anwohnern verhasst. Denn mit dem guten Wetter steigt auch die Lautstärke, nicht nur am Wochenende. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat sich am Mittwochabend und am Feiertag auf beliebten Feier-Plätzen der Stadt umgesehen.

Brüsseler Platz

Hunderte von Menschen, aufgeteilt in viele kleine Grüppchen , alle versammelt auf einem Platz, der von Wohnhäusern umkreist wird. Ein kühles Bier gibt es für die Besucher direkt auf der Ecke im „le kiosk“ – eine Goldgrube, denn das Büdchen ist regelmäßig voller Menschen, die Schlange reicht bis auf die Straße. Auch Toiletten sind auf dem Platz vorhanden.

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Feiernde am Brüsseler Platz.

Also: Der perfekte Ort, um den Abend im Freien ausklingen zu lassen. Doch genau das bereitet der Stadt viel Ärger, denn vor allem Anwohner beschweren sich ständig über Ruhestörungen. Mehrmals klagten sie bereits vorm Kölner Verwaltungsgericht gegen die Stadt. Zurzeit wird der Platz um 24 Uhr vom Ordnungsamt geräumt, doch die Anwohner verlangen die Einhaltung der Nachtruhe ab 22 Uhr. Eine Lösung für diesen Streit ist derzeit aber noch nicht in Sicht.

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Neusser Platz

Auf dem kleinen Platz vor der Agneskirche sitzen an diesem Abend Dutzende Menschen auf dem Boden und auf den kleinen Mauern der Blumenbeete. Hinter ihnen leuchtet das Kiosk „Picos Coffee“ an der nahe gelegenen Hauptverkehrsader des Veedels. Besitzerin Jale sagt, in den vergangenen fünf Jahren kämen immer mehr Leute her, um die Atmosphäre außerhalb der Kneipen zu genießen. Probleme wegen Ruhestörung habe es bisher nur ein Mal gegeben. „Da wurde der Platz vom Ordnungsamt geräumt. Seitdem schließe ich immer vor den umliegenden Bars, um Ärger zu vermeiden.“ Patrick (26) und Alex (35) trinken mit Freunden ein kühles Bier, das sie bei Jale gekauft haben. „Am Büdchen ist es günstiger, als in der Kneipe“, sagt Alex. Außerdem sei man flexibler, so Patrick. Pommes essen oder eine Zigarette rauchen störe niemanden. Alle wohnen in der Nähe des Neusser Platzes, deswegen treffen sie sich dort. Der Lärm der anderen stört sie dabei nicht: „Wenn man in der Stadt wohnt, muss man damit rechnen, dass es laut ist.“

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Der Neusserplatz vor der Agneskirche.

Rathenauplatz

Es ist grün, idyllisch und relativ ruhig – im Stadtteil Neustadt-Süd treffen sich all diejenigen, denen der Brüsseler Platz zu voll ist. So auch Tim Lesser, der mit einem Bier in der Hand mit seinen Freunden im Kreis steht. „Hier ist es viel schöner und intimer. Außerdem ist der Platz sehr zentral gelegen“, sagt Lesser. Kühle Getränke, Kaffee und kleine Snacks gibt es direkt auf dem Platz im Biergarten des Bürgervereins Rathenauplatz. Geöffnet ist der Holzpavillion, je nach Wetter, von zwölf bis spätestens 23 Uhr. Danach werden die rund 300 Plätze geräumt, um eine Ruhestörung zu vermeiden. Das gilt aber natürlich nicht für die restliche Fläche des Platzes, die auch nach Schließung der Außengastronomie noch von mehreren Gruppen besetzt wird. Ganz ruhig wird es daher nicht. Lesser und seine Freunde haben allerdings noch andere Pläne: „Wir trinken in Ruhe unser Bier aus, aber dann gehen wir doch lieber in eine Kneipe, weil es einfach zu kalt wird.“

Zülpicher Strasse

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Menschen genießen die Sonne am Rathenauplatz.

Eine Bar reiht sich an die nächste, die Tische der Außenbereiche sind fast vollständig belegt. Die Zülpicher Straße, Nähe Zülpicher Platz, ist voll von Menschen. Doch wem das Bier in den Bars zu teuer ist, muss nur ein kleines Stück weiter Richtung Universität gehen. Statt Holzstühlen ist dort eine längere Mauer, auf der es sich vor allem Studenten mit einem Kiosk-Bier gemütlich machen.„Für uns ist das nach einem langen Unitag einfach ein angenehmer Zwischenhalt, weil wir keine Lust haben, noch groß wegzugehen. Hier kann man günstig und unkompliziert den Feierabend genießen“, sagt Biologiestudentin Hanna Bechtel (24), die den Abend mit ihrem Kommilitonen Lucas Aschenbrenner (23) verbringt. In den letzten beiden Jahren ist die Mauer, vor allem durch die Nähe zur Uni und zur Mensa, immer populärer für Feiernde geworden. Kein leises Vergnügen für die Anwohner, denn auch die Bahnen der Linie 9 fahren vor der Haustür vorbei.

Elisabeth-Treskow-Platz

Anna Wöhlecke, ihr Bruder Hermann und Peter Stoffels erhaschen die letzten Sonnenstrahlen auf der obersten Stufe des „Leuchtturms“ mit Blick auf den angrenzenden Rhein. Nebenan sind zwei große, gut gefüllte Restaurants.Im Rheinauhafen seien sie nur zufällig gelandet, sagt Anna. „Dass wir unser Bier nicht in einer Kneipe trinken, hat mit unserem Budget zu tun“. Sie seien noch in der Ausbildung. Man habe mit einem Kiosk-Kölsch aber freie Platzwahl. Tagsüber halten die Kölner dort ihre Gesichter in die Sonne. Weil der Platz aber so weitläufig und nah am Fluss ist, wird es dort nachts schnell kühler. Dass sich auf dem Elisabeth-Treskow-Platz dann noch größere laute Gruppen aufhalten, ist selten. „Die gehen dann alle auf den Brüssler Platz“, sagt Hermann. Da könne er sehr gut verstehen, dass sich die Anwohner dort beschweren.

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Auch die Zülpicher Straße ist beliebt.

Eierplätzchen

Eine Gruppe Männer steht in der Mitte des Platzes im Kreis zusammen. Jeder hat ein Kölsch in der Hand. In ihrer Mitte auf dem Boden stehen schon einige leere Flaschen – der Kiosk ist 20 Meter entfernt. „Man ist Teil des Veedels, wenn man hier steht oder spazieren geht. Wir haben gerade auch schon Bekannte getroffen, die wir sicher nicht gesehen hätten, wenn wir vor einer Kneipe gesessen hätten“, erzählt Hendrik.Die Wohnhäuser sind weitläufig um den Platz verteilt. Generell ist es ziemlich ruhig. „Wenn normal gesprochen wird und niemand herumgrölt, dann ist es auch nicht zu laut abends.“ Er wohnt in der Nähe und spricht aus Erfahrung. Wenn sich aber jemand gestört fühle, dann würden sie natürlich weggehen, Alternativen gebe es in der Umgebung genug.

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Hermann, Anna und Peter (v.l.) auf dem Elisabeth-Treskow-Platz

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Das Eierplätzchen in der Südstadt.