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Affäre als Motiv?Kölner Mordfall war wohl das tödliche Ende eines Doppellebens

Lesezeit 3 Minuten
Ochtendung 2

Beamte der Spurensicherung untersuchen den gelben Fiat Panda

Köln – Die größten Hoffnungen setzen die Ermittler in einen Fiat Panda mit dem Kennzeichen MYK-H 298. Der gelbe Kleinwagen könnte der Schlüssel sein zur Klärung eines der womöglich rätselhaftesten Kölner Tötungsdelikte der vergangenen Jahre. Denn im „Mordfall Ochtendung“ gibt es weiterhin mehr Fragen als Antworten.

Mitarbeiter der Spurensicherung untersuchten den Wagen akribisch. „Wir haben in dem Auto schon bei der ersten Begutachtung vielversprechende Spuren gefunden, die uns sehr gute Ermittlungsansätze bieten“, sagt Markus Weber, Leiter der Mordkommission. Darunter seien Fingerabdrücke, die jetzt ausgewertet werden. Von wem sie stammen, ist bis zum Vorliegen des vollständigen Abgleichs unklar. Die Analyse der Spuren hat außerdem ergeben, dass der Wagen – insbesondere der Innenraum – wohl vor Kurzem gereinigt wurde. Ob das im Zusammenhang mit dem Mord steht, ist nun eine zentrale Frage.

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Markus Weber, Chef der Mordkommission

Der Mord an einer 31-jährigen Bulgarin Mitte Dezember, darauf deutet für die Ermittler Einiges hin, könnte eine Beziehungstat gewesen sein. Das spätere Mordopfer hatte zumindest seit einigen Monaten eine Liebesaffäre mit dem jetzigen Hauptverdächtigen, wie Weber sagte. Der Verdächtige, ein 34-Jähriger Kölner, führte bis zu seiner Festnahme weniger Tage nach der Tat ein Doppelleben: Mit seiner Familie lebte er in Ossendorf, wo ihn ein Spezialeinsatzkommando am Morgen des Heiligen Abends festnahm. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Hinweise darauf, dass es jemand anderes gewesen sein könnte, haben die Ermittler derzeit nicht.

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Auto in Chorweiler gefunden

Vieles aber ist in diesem Fall noch unklar. Was bisher bekannt ist: Irgendwann Mitte Dezember wurde die Rheinland-Pfälzerin erschossen, aller Wahrscheinlichkeit nach in Köln. Am 18. Dezember fanden Passanten ihren verbrannten Leichnam auf einem Feldweg in Ochtendung bei Koblenz. Der Fiat Panda kommt als Transportwagen in Betracht, mit dem die Leiche von Köln nach Rheinland-Pfalz gebracht wurde, um dort verbrannt und zurückzulassen zu werden. Die „Soko Ochtendung“ der Polizei in Koblenz nahm die Ermittlungen auf, in deren Verlauf sich die Verbindung nach Köln ergab.

Am 23. Dezember wurde die stark entstellte Leiche identifiziert. Ihr Auto, nach dem die Ermittler fahndeten, wurde am 15. Januar in der Allerstraße in Chorweiler gefunden. Seither laufen die Fäden der Ermittlungsarbeit bei der zehnköpfigen Kölner Mordkommission zusammen. „Das ist ein durchaus spektakulärer Fall“, sagt Weber, der schon in vielen Fällen ermittelt hat. Wo genau die Frau in Köln umgebracht wurde und mit welcher Art von Schusswaffe, wissen oder sagen die Ermittler bisher nicht.

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Polizisten hängen in Chorweiler Plakate auf, mit denen sie um Hinweise bitten.

Weil das Auto eine zentrale Rolle in dem Fall spielt, sind am Donnerstag Beamte der Mordkommission und der dortigen Polizeiinspektion zu dessen Fundort in den Norden Chorweilers gefahren, einer eher tristen und anonymen Wohnsiedlung. In den umliegenden Straßen hängten sie Plakate in deutscher und türkischer Sprache auf, mit denen sie um Hinweise aus der Bevölkerung bitten. An Hauseingängen und in Briefkästen verteilten sie die Flyer, baten außerdem Geschäftsinhaber, diese in ihre Schaufenster zu hängen. Die wichtigsten Fragen der Ermittler sind: Wem ist das Auto und dessen Nutzer vor dem 18. Dezember aufgefallen? Wer hat womöglich beobachtet, wie und von wem das Auto gereinigt wurde?

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Die Mordkommission ist dringend auf diese Hinweise angewiesen. Ermittlungen, wegen denen Verdächtige in Untersuchungshaft sitzen, müssen möglichst zügig geführt werden. Üblicherweise endet die Frist, bis zu der Verdächtigen der Prozess gemacht werden muss, nach sechs Monaten. Das hieße, dass die Anklage in etwa drei Monaten fertig sein muss. Die Frist kann zwar unter Umständen verlängert werden. „Aber ein gewisser Zeitdruck ist immer da, wenn jemand in U-Haft sitzt“, sagt Weber.