Porz – „Vom Verkehrsprojekt «A4plus – Ausbau im Kölner Süden» haben wir nur zufällig erfahren“, erzählt Petra Heller von der Bürgerinitiative A4minus. „Die Flyer von Straßen.NRW (heute verantwortlich: Autobahn GmbH des Bundes) sind zwar im Grenzbereich Gremberg/Poll angekommen. In Poll selbst“, meint sie, „wurden sie aber nur sporadisch verteilt. Somit sind die Bürger bis heute nicht gut informiert.“
Die schlechte Informationslage und die vergeblichen Versuche, Zugang zu den ersten beiden Sitzungen des Dialogforums zu bekommen, veranlassten Petra Heller und Marco Padovani im Mai 2021 zur Gründung der Initiative gegen den Ausbau der A4. Neben einer transparenten Informationspolitik fordert A4minus ein Überdenken des 2016 verabschiedeten Bundesverkehrswegeplans 2030. Mit einer Kundgebung vor dem Porzer Bezirksrathaus bahnte sich die Bewegung einen Weg ins öffentliche Bewusstsein. Eine Stunde vor der letzten Sitzung der Porzer Bezirksvertretung vor der Bundestagswahl wollte sie die Dringlichkeit ihres Anliegens sicht- und hörbar machen.
Kritik an Neubau der Rodenkrichener Brücke
„Wir sind wenige, aber wir stehen auch erst am Anfang“, sagt Petra Heller bei der Kundgebung zur Demo. Für die 25 Demonstranten legt sie die Situation um den Ausbau der A4 zwischen Kreuz Köln-Gremberg und Kreuz Köln-Süd minuziös dar. Die Sanierung, beziehungsweise, der Neubau der Rodenkirchener Brücke, ist Kernstück der Kritik. In die Breite gebaut, würde sie Polls Wohn- und Grünflächen in Autobahnnähe massiv beschneiden. Das Hoch- und Trinkwasserschutzgebiet, der rechtsrheinische Grüngürtel mitsamt Gremberger Wäldchen und wertvolles Ackerland würden ebenso in Mitleidenschaft gezogen wie das Poller Fischerhaus und der Privatbesitz vieler anderer Anrainer.
„Das 5,6 Kilometer lange Autobahnteilstück soll von sechs auf acht Spuren ausgebaut werden. In Zeiten der Klimawende ist das ein nicht nachvollziehbarer Plan“, erklärt sie. Schließlich seien die Pläne vor langer Zeit entstanden und sollten überprüft werden. Ziel einer zeitgemäßen Verkehrsplanung müsse es sein, den Anteil alternativer Verkehrsmittel zu erhöhen und zu verbessern. Für die neue Rheinquerung sei jedoch keine ÖPNV-Verbindung geplant, bemerkt sie.
Verweis auf Gefährdung von Klimazielen
Seit der Verabschiedung des Bundesverkehrswegeplans 2030 habe sich die Prioritätensetzung geändert, meint Physiker Ralf Röhrig, Sohn Janis Beckmann ist mit ihm zur Demo gekommen. „In der Zwischenzeit gab es die Pandemie, Homeoffice und die Flutkatastrophe“, erklärt Röhrig. Er sieht den Wiederaufbau der verloren gegangenen Infrastruktur im Fokus. Außerdem würde es noch mehr Einsatz brauchen als bisher, um die aktuellen Klimaziele zu erreichen. Ein Plus an Straßenverkehrswegen hält er definitiv für den falschen Weg zu weniger CO2-Emissionen. Mit A4minus fordert er eine Überarbeitung von A4plus. Janis Beckmann bringt die Bedenken der Jüngeren zum Autobahnausbau ins Spiel: „Ich komme aus der Generation, die mit dem zurechtkommen muss, was geplant wird“, gibt er zu bedenken.
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Immerhin wird A4minus beim dritten Dialogforum dabei sein, als Bürgerinitiative kann sie als zivilgesellschaftliche Gruppe neben zufällig ausgewählten Bürgern, direkten Anrainern, Vertretern aus Verbänden und politischen Institutionen an den Informationsveranstaltungen teilnehmen. Ob das auf Bundesebene beschlossene Projekt A4plus durch die Aktionen der Bürgerinitiative zu beeinflussen sein wird, bleibt abzuwarten. Entmutigen lassen wollen sich ihre „Follower“ jedenfalls nicht.
„Totales Moratorium“
„Wir sind für ein totales Moratorium“, bekräftigt Barbara Kleine. Sie und Maria Schu vom Bündnis Verkehrswende unterstützen A4minus bei ihrer Demo und haben ihr eigenes Banner gleich mitgebracht. „Ich finde es verrückt, wenn man so weitermacht wie bisher, wenn man nicht alles auf Null stellt und überprüft, was wirklich sinnvoll ist“, erklärt Demonstrantin Bettina Schäfer. Ihr Plakat trägt die Aufschrift „Klimanotstand + Autobahnausbau = Häh???“ und macht mit einfachen Mitteln auf die paradoxe Situation aufmerksam. Für sie ist die logische Konsequenz aus der Gleichung jedenfalls klar: „Ich würde die Reset-Taste drücken“, sagt sie.