In Porz-Lind will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) auf ehemalig militärisch genutztem Gelände ein neues Wohnquartier mit bis zu 800 Wohnungen bauen.
Das Projekt ist Teil des Wohnungsbaupakts mit der Stadt, den Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit der Bima geschlossen hat, um neue, bezahlbare Wohnungen für Köln in möglichst kurzer Frist zu erstellen.
Bei den Abrissarbeiten steht das Unternehmen nun vor besonderen Herausforderungen.
Köln-Porz – Bombensicher gebaute Lagerhäuser mit Dächern aus Stahlbeton. Gebäude, denen der jahrzehntelange Leerstand so zugesetzt hat, dass ein Betreten lebensgefährlich war. Scharen von Fledermäusen, die ihr Tagquartier im Gebälk hatten und für die erst „Hotel“-Pfahlbauten als Ausweichquartiere errichtet werden mussten.
Der Abbruch des Lagers Lind stellt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die ausführenden und begleitenden Unternehmen vor besondere Aufgaben. Auf dem 14,5 Hektar großen Gelände entlang des Linder Mauspfades sollen so rasch wie möglich bis zu 800 neue Wohnungen entstehen. Dafür müssen die gewaltigen Speichergebäude, die Werkstätten, Ställe und Verwaltungseinrichtungen weichen.
Das Bauprojekt, das die Bima selbst umsetzen will, ist Teil des Wohnungsbaupaktes mit der Stadt, den Oberbürgermeisterin Henriette Reker im vorigen Herbst bei der Immobilienmesse Expo Real mit der Bima geschlossen hat. Das Ziel ist, zahlreiche bezahlbare Wohnungen für Köln in möglichst kurzer Frist zu erstellen. Dafür stellt die Bima auf Kölner Stadtgebiet mehrere eigene Flächen bereit.
Die Stadt will für ein zügiges Plan- und Genehmigungsverfahren sorgen. Das Projekt in Lind, wo die Bima selbst als Bauherr auftritt, ist das das größte Vorhaben. Auf dem Gelände des ehemaligen Lagers, wo einst unter anderem mit Kornspeichern und einer leistungsstarken Bäckerei die Brotversorgung der gesamten Kaserne sichergestellt wurde, sollen neun Hektar für Wohnungsbau genutzt werden.
Neuer Wohnraum in Köln: Wohnungen, Kindertagesstätten, Spielplätze und Grünanlagen
Ulrike Birkner, Bima-Projektleiterin für den Neubau, stellt preiswerten Wohnraum für Bundesbedienstete, aber auch für andere Mieter in Aussicht. „Hinzu kommen Kindertagesstätten, eventuell eine Schule sowie Spielplätze und Grünanlagen“, führt Birkner auf. Der benachbarte Wald auf dem Lager-Gelände und ausgedehnte Magerrasenflächen sind geschützt und mit Zäunen abgetrennt, hier darf weder gebaut noch das Gelände bei den Abbrucharbeiten tangiert werden.
Christoph Gröger koordiniert für die Bima die Abrissarbeiten am Mauspfad und berichtet von besonderen Herausforderungen. Naturschutzbelange spielen für das Projekt eine große Rolle. So mussten nach Absprache mit dem Bundesforst und der Unteren Landschaftsbehörde Ausweichquartiere für Fledermäuse und Mauersegler erstellt werden, die in den leerstehenden Gebäuden Ruhe- oder Brutplätze hatten. „Die Tiere wurde vergrämt, damit keines beim Abbruch zu Schaden kommt“, sagt Gröger.
Zudem wurden Nisthilfen für Sing- und Eulenvögel angelegt und eine alte Werkstatt zu einem Artenschutzhaus umgerüstet. Frühere unterirdische Wassertanks am Waldrand werden derzeit mit Kies verfüllt.
Die sehr stabile Bauweise der militärisch genutzten Häuser erfordert nach den Worten von Thomas Vollmar vom Abbruchunternehmen Wahl den Einsatz leistungsstarken Geräts. Und die vorgeschriebene Trennung der unterschiedlichen Baustoffe ist eine diffizile Aufgabe.
Abbruch kostet rund drei Millionen Euro
Insgesamt sind 66 000 Tonnen Abbruchmaterial zu verarbeiten und abzutransportieren. Auf Schadstoffe untersucht Simon Merk vom Hydrogeologischen Institut Aachen die Materialien, ehe über deren Deponierung entschieden wird.
Wenn bis zum Jahresende die oberirdische Bauten verschwunden sind, folgt die Entsiegelung des Militärgeländes samt Kontrolle, ob Kampfmittel im Boden liegen. Auch müssen Gleisanlagen der einst die Kaserne versorgenden Bahn demontiert werden. Der gesamte Abbruch kostet laut Bima rund drei Millionen Euro, davon eine Million für den Artenschutz oder vorbeugende Artenschutzmaßnahmen.
Neubau-Projektleiterin Ulrike Birkner steht derweil in stetigem Austausch mit diversen städtischen Ämtern. Sie hofft, dass gemäß dem Wohnungsbaupakt schnell Planungsrecht für das neue Wohnquartier geschaffen wird. Erfahrungsgemäß dauert es aber wenigstens anderthalb Jahre, ehe ein Bebauungsplan steht. Es folgt ein für Wohnquartiere dieser Größe vorgeschriebener städtebaulicher Wettbewerb. Das beim Verband der Wohnungswirtschaft entwickelte Verfahren „Serielles Bauen“ kann nach Birkners Einschätzung dann dafür sorgen, dass der Bau preiswert wird, ohne dass das Ergebnis billig wird. Mit der Bevölkerung werde die Bima sich gleichfalls austauschen, denn eine gute Akzeptanz sei wichtig für das Gelingen.