Gremberghoven – Bierflaschen, Essensreste, Damenbinden, Decken, Luftmatratzen, sogar ganze Zelte – rund um die Kiesgrubenseen entlang der Autobahn 59 finden sich Unmengen von Müll. Die Baggerseen, die im Volksmund Alberty-Seen heißen, werden von vielen Menschen als Naherholungsgebiet genutzt. Leider lassen die Besucher nach ihrem Aufenthalt häufig ihren Unrat zurück. Dabei ist schon das Betreten der Umgebung der Seen verboten.
Ausgewiesenes Schutzgebiet
Das Areal und die Seen sind als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, der östliche See als Naturschutzgebiet besonders geschützt, zudem ist das Gelände in Privatbesitz. Davon abgesehen ist schwimmen in Baggerseen grundsätzlich untersagt, erklärt das Ordnungsamt. Denn unter der Wasseroberfläche lauern oft von außen nicht sichtbare Strömungen und andere Gefahren. Das Problem: Schilder oder Zäune die auf das Verbot und die Gefahren hindeuten sind nur spärlich zu finden. Viele der Hinweisschilder sind zugewachsen oder mit Farbe besprüht. Eine frühere Umzäunung ist praktisch nicht mehr vorhanden. Im Sommer kontrolliert das Ordnungsamt regelmäßig die Besucher des Baggersees, verteilt Platzverweise und kann Bußgelder verhängen. „Am häufigsten werden hier illegale Partys aufgelöst, Lager geräumt und die Bestimmungen des Landschafts- und Naturschutzes durchgesetzt“, so die Verwaltung.
Vom Kiesabbau zum Naturschutzgebiet
Die Alberty-Seen haben ihren Namen von der früheren Kölner Baggerei Dr. Matthias Alberty GmbH, die noch bis in die 1990-Jahre dort Kies abgebaut hat. Danach wurde das Areal als gewerbliche Fläche genutzt, bis die Firma Alberty 2012 Insolvenz anmelden musste. Später wurde die Fläche durch die Firmen Pioneer Beton und Dyckerhoff Beton genutzt. Auch heute noch ist das gesamte Areal in Privatbesitz, das Betreten ist verboten. Es gibt mittlerweile mehrere Eigentümer, einer davon ist die Deutsche Bahn.
Nach dem Ende der Ausbaggerungen ist rund um die Seen ein Lebensraum für etliche geschützte Tier- und Pflanzenarten entstanden. Der westliche See ist Landschafsschutzgebiet, der östliche Naturschutzgebiet. Die beiden Seen sind unter der Autobahn miteinander verbunden und haben eine Gesamt-Wasserfläche von rund 620 000 Quadratmetern. (af)
50 verschieden Arten Moos
Um den Müll kümmern sich die Mitarbeiter des Ordnungsamtes aber nicht. Auch die städtischen Abfallwirtschaftsbetriebe sind nicht für die Alberty-Seen zuständig. Die Umgebung ist in Privatbesitz, zum Teil ist die Deutschen Bahn Eigentümer. Also bleibt der zurückgelassene Müll oft einfach liegen. Davon kann auch Achim Jonas berichten. Er ist ehrenamtlicher Naturschutzwart. Häufig besucht er die Baggerseen. Denn rund um die Gewässer gibt es unzählige selten Moose, Gräser und Insekten. „50 verschieden Arten Moos gibt es hier am See, viele davon stehen auf der roten Liste, sind also in ihrer Art bedroht“, weiß der 64-jährige diplomierte Biologe. Seine Hauptaufgaben sind eigentlich der Natur- und Artenschutz. Jonas soll sich also um den Erhalt des seltenen Tiere und Pflanzen kümmern.
Gefahrgut sofort gemeldet
„Manchmal komme ich mir aber vor, wie ein Müllmann“, ärgert sich der Urbacher. Sogar Fässer mit Altöl und Salzsäure hat er schon gefunden. Gefahrgut, dass er sofort der Stadt gemeldet hat. Denn bei Hinweisen kommend die AWB oder die zuständigen Stellen dann doch an den Seen vorbei und entfernen den Unrat. Das bestätigt die Verwaltung auch auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. In der schriftlichen Antwort heißt es dazu: „Bei umweltgefährdenden Abfällen wird für Sofortmaßnahmen entweder die Feuerwehr oder der Rufbereitschaftsdienst Öl- und Giftalarm der Immissionsschutz-, Wasser- und Abfallwirtschaftsbehörde der Stadt Köln verständigt.“ Auf seinen Rundgängen um die Seen nimmt Achim Jonas auch immer wieder selbst Müll mit und sammelt den Unrat an einer zentralen Stelle, von wo Mitarbeiter der AWB ihn dann abholen können.
Für die seltenen Tiere und Pflanzen, die es rund um die Seen gibt, sei der Müll allerdings nicht das größte Problem, sagt Jonas, sondern die Robinie. Der Baum wächst überall am Ufer der Seen und verändert die Landschaft radikal. Von einer kargen Sandfläche zu einem Wald. Aber gerade die seltenen Moose und Insekten brauchen solche offenen sonnenbeschienen Sandflächen. „Deshalb ringeln wir die unerwünschten Bäume mehrmals im Jahr“, erklärt der Naturschutzwart. Dabei werden die Stämme rundum angesägt, so dass der Baum abstirbt und irgendwann umfällt. „Das ist kein Baumfrevel, sondern gehört mit zum Biotop Management“, sagt Jonas. So sollen die Lebensräume für selten Arten geschützt werden, etwa für die Blauflügelige Ödlandschrecke, eine Heuschreckenart, und die Zauneidechse. Die Tiere brauchen weite Sandflächen mit viel Sonne, wie es sie in der ehemaligen Kiesgrube gibt. Aber nur, wenn der Mensch die Flächen entsprechend pflegt und erhält.