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Insektenschutz für zehn EuroWie Bürger Blühstreifen in Köln sponsern können

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Vier Männer stehen auf einem Feld inmitten von blühenden Blumen.

Martin Kaupe, Wasserexperte der Rhein-Energie, Uwe Nolting, Fachbereichsleiter Stadtwerke Niederkassel, Gottfried Schulte, Landwirt aus Libur, Jürgen Lowis, Pressesprecher Arbeitskreis Drüber und Drunter (v.l.)

Insektenschutz wird seit einigen Jahren großgeschrieben. Den Tieren zugutekommen sollen sogenannte Blühstreifen auf Feldern der Landwirte aus dem Arbeitskreis Drüber und Drunter.

Gottfried Schulte ist Landwirt in Porz-Libur. Seine Felder bewirtschaftet er mit verschiedensten Pflanzen. Teile der Felder werden von ihm aber bewusst nicht bewirtschaftet. Genauso machen es seine Kollegen aus dem Arbeitskreis Drüber und Drunter. Auf diesen Teilen entstehen sogenannte Blühstreifen. Auf denen wachsen Pflanzen, die für den Laien vielleicht sogenanntes Unkraut darstellen. Landwirtschaftlich scheinen sie auf den ersten Blick keinen Nutzen zu haben. Doch das stimmt nicht. Die Blühstreifen sind für die Insekten da. Und die sind enorm wichtig. Auch für das Wasser.

Wie Insekten und Wasser miteinander zusammenhängen, erklären Uwe Nolting und Martin Kaupe. Nolting ist Fachbereichsleiter der Stadtwerke Niederkassel. „Gutes Trinkwasser gibt es nur in einer intakten Natur.“ Ein vielfältiges Insektenleben gehöre einfach dazu, sagt er. Kaupe ist Wasserexperte bei der Rhein-Energie. „Insekten spielen eine entscheidende Rolle beim Humusaufbau“, sagt er. Diese Bodenschicht sei ein wirksamer Filter. Denn Grundwasser sei nicht einfach da. Das bildet sich erst, wenn Regenwasser auf den Boden kommt und durch die Erdschichten wie bei einem Filter gereinigt werden.

„Das ist der Anfang einer langen Kette, an deren Ende unser Grundwasser steht.“ Ist diese natürliche Filterung intakt, bestehe weniger Aufwand, Trinkwasser aufzubereiten. „Durch solche Aktionen wie den Blühstreifen müssen wir das Wasser aus dem Gebiet des Arbeitskreises Drüber und Drunter überhaupt nicht aufbereiten.“ So könne im Wasserwerk Zündorf das Wasser ohne jegliche Aufbereitung ins Trinkwasser abgegeben werden. Und das, obwohl die Flächen intensiv durch die Landwirtschaft genutzt werden. Bevor das Wasserwerk einer Chemiefabrik gleicht, sei es einfacher „oben anzufangen, so dass erst nichts in Wasser hereinkommt“.

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Landwirte aus Porz und Niederkassel stellen Flächen zur Verfügung

Die Rhein-Energie, die Stadtwerke Niederkassel und die Stadtwerke Troisdorf sind ebenfalls Mitglied des Arbeitskreises. Die Blühstreifen-Aktion unterstützen sie. Und Bürgerinnen und Bürger können das auch. Mit Zertifikaten. Für zehn Euro wird auf zehn Quadratmetern Fläche eine spezielle Blühmischung ausgesät. Landwirt Schulte verdoppelt für jedes Zertifikat die Fläche um noch einmal zehn Quadratmeter. Insgesamt stellen Landwirte aus Porz und Niederkassel 16 Flächen mit einer Gesamtgröße von mehr als 34.000 Quadratmeter zur Verfügung.

Bei der Blühmischung handele es sich um eine, die speziell mit Pflanzen bestückt sind, die für die Region passen. „Man könnte alles Mögliche auf die Äcker säen, aber wenn es nicht in die Region passt, nützt es nicht wirklich was“, sagt Jürgen Lowis, Pressesprecher vom Arbeitskreis Drüber und Drunter. Nicht in den Mischungen enthalten seien auch Sonnenblumen. Denn die hätten auf so manche Spaziergängerinnen und Spaziergänger den Effekt, dass sie der Meinung sind, die Sonnenblume sei in der heimischen Vase besser aufgehoben, als an den Feldern. Um ein schönes Exemplar zu ergattern, würde so manch andere Nutzpflanze einfach plattgetrampelt. „Das wollen wir vermeiden“, so Lowis.


Wer sich für Zertifikate interessiert, wird unter anderem bei Beckers Hoflädchen an der Pastor-Hutmacher-Straße 8 in Libur fündig. Weitere Ausgabestellen und Informationen hat der Arbeitskreis auf seiner Internetseite aufgeführt.