Finkenberg – Flutlichtstrahler leuchten einen Parkplatz an der Konrad-Adenauer-Straße aus, auf einem Laubengang im angrenzenden Wohnhaus drängen sich die Bewohner und schauen den Polizisten von oben bei der Spurensuche zu.
Eine Schießerei mitten im Viertel hat am Sonntagabend die Einwohner von Finkenberg in Angst und Schrecken versetzt. Auch tags darauf sind viele offensichtlich derart eingeschüchtert, dass sie womöglich wichtige Hinweise lieber für sich behalten, statt sie der Polizei zu verraten.
Dringend Zeugen gesucht
Die tappte am Montag bei der Suche nach den Hintergründen noch im Dunkeln. „Wir bitten Zeugen dringend, sich bei uns zu melden“, sagte ein Polizeisprecher.
Klar ist bislang nur, dass gegen 21.30 Uhr mehrere Schüsse durch das Viertel hallten. 30 bis 40 Männer sollen aufeinander losgegangen sein, erst mit Schlagwaffen, dann mit scharfen Pistolen.
„Ich habe drei Schüsse gehört und nach einer kurzen Pause nochmal neun“, berichtete eine Anwohnerin. Dann hätten Menschen geschrien. Ihre Tochter, die zu der Zeit draußen unterwegs war, sei in Panik nach Hause gestürmt und habe gerufen: „Mama, die schießen sich ab“. Aus Angst habe die 16-Jährige kaum schlafen können.
Die Polizei fand mehrere Patronen und Patronenhülsen auf dem Parkplatz, drei Autos weisen Einschüsse auf. Als die ersten Streifenwagen nach den Notrufen eintrafen, war die Gruppe geflüchtet. „Von den Schützen fehlt jede Spur“, sagte der Polizeisprecher.
Schon am Freitag sei an derselben Stelle eine Gruppe aneinander geraten, berichtet eine Anwohnerin. Es ist unklar, ob es auch dieselben Männer waren wie am Sonntagabend. Ebenso ungewiss ist, ob die Gruppe am Sonntag untereinander in Streit geriet oder ob sie sich eine Auseinandersetzung mit anderen lieferte.
Probleme im Viertel
Vor etwa einem Jahr sei in das Haus an dem Parkplatz eine Großfamilie eingezogen, seitdem gebe es „viel Stress“ im Viertel, sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Sie berichtet von eingeschlagenen Fenstern und Türen, davon, dass die Neuankömmlinge in leerstehende Wohnungen einbrächen und dort hausten. Auch der zuständige Hausmeister sagt: „Das ist das schlimmste Objekt in ganz Köln.“
Der städtische Sozialraumkoordinator Marco Morschel mag nicht von einem ganzen Clan oder einer Gruppe sprechen, die Probleme macht. Das seien Einzelne.
Werner Marx hofft, dass die Schießerei die Verantwortlichen von Stadtverwaltung, Polizei und Justiz aufrüttelt. Das Erscheinungsbild von Finkenberg sei „katastrophal“, schimpft der Porzer CDU-Fraktionschef. Die Vermüllung und die Kriminalität senkten die Lebensqualität für die Anwohner enorm. Kurzfristig müssten Polizei und Ordnungsamt häufiger präsent sein, damit kein rechtsfreier Raum entstehe. „Langfristig kann man das Gebiet nur befrieden, wenn die Verwaltung endlich Geld in die Hand nimmt, für mehr Sozialarbeiter oder um die Bevölkerungsstruktur zu verändern.“
Marx’ Kollege Simon Bujanowski von der SPD betont, die Sicherheitslage in Finkenberg habe sich zuletzt verbessert. „Umso ärgerlicher, dass es jetzt diesen Rückschlag gegeben hat.“ Solange die Polizei aber noch keine genaueren Erkenntnisse habe, wer an der Schießerei beteiligt war, sei es zu früh, über Konsequenzen zu reden.