Porz – Werner Marx ist sauer. „Da hat die KVB uns ein richtiges faules Ei ins Nest gesetzt“, schimpft der Fraktionschef der CDU in der Bezirksvertretung (BV) Porz. Er fühlt sich in der Frage nach dem Standort eines Busbetriebshofes auf dem ehemaligen Dielektra-Gelände überrumpelt. Es könne nicht sein, dass die KVB ein Grundstück kaufe und im Anschluss sagt, wenn die Politik keine Zustimmung erteilt, gebe es Probleme, weil die KVB dadurch Verluste mache.
Gutachten "wirkt wie bestellt"
Aus der Sicht der Porzer CDU gehört der Betriebshof nicht an die Stelle. Marx verweist in dem Zusammenhang auf die Verkehrsinfrastruktur. Zwar habe die Politik ein Verkehrsgutachten vorgelegt bekommen, demnach könne das Straßensystem den zu erwartenden Verkehr noch aufnehmen. „Das wirkt wie bestellt“, sagt Marx jedoch dazu.
Er kritisiert zudem, dass die Verwaltung die Politik scheibchenweise informieren würde. Als Beispiel nennt er den Gewerbepark Brucknerstraße, der auf einem Teil des riesigen Geländes geplant sei. Wenn er an die ganzen zusätzlichen Wohnbauprojekte im Umkreis denke, könne er dann nur mit dem Kopf schütteln. „Das, was auf dem Gelände von Dielektra geplant ist, hat Auswirkungen bis in die Wohnbereiche der Menschen hinein.“ Für den Busbetriebshof hätte es aus seiner Sicht bessere Plätze wie etwa im Gewerbegebiet in Gremberghoven und Eil oder an der Kennedystraße in Urbach gegeben. Doch jetzt bleibe den Porzern nur übrig, die bittere Pille zu schlucken. Denn der Stadtrat hatte schon im Juni 2020 seine Zustimmung für das Projekt gegeben.
Die Porzer SPD hingegen begrüßt die Errichtung eines neuen Busbetriebshofs in Porz. Das rund 63 000 Quadratmeter große Gelände liege seit Jahren brach. Mit dem Bau des Busbetriebshofs werde das Areal „endlich einer sinnvollen Nutzung zugeführt“, heißt es seitens der SPD. Die übt Kritik an den jetzigen Koalitionspartnern CDU und Grüne in der BV Porz. Sie waren unterschiedlicher Meinung in Sachen Busbetriebshof gewesen. Durch das Verschieben der BV-Sitzung im Januar hätte der dringend nötige Beschluss nicht gefasst werden können.
E-Bus-Flotte wird verstärkt
„Jede Verzögerung blockiert die Verkehrswende hin zu ökologisch sinnvollem Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs“, so Simon Bujanowski, Fraktionschef der SPD. Der Streit zwischen CDU und Grünen habe bereits acht Monate Zeit gekostet. Die KVB erfülle ihren Auftrag, das Angebot im öffentlichen Nahverkehr zu erweitern. Unter anderem durch den Einsatz zusätzlicher Busse im Kölner Stadtgebiet. Alleine die E-Bus-Flotte der KVB wird bis 2022 mit 104 Fahrzeugen verstärkt. Dann will die KVB eine Busflotte von mindestens 281 Fahrzeugen vorhalten. Die vorhandenen Abstellkapazitäten reichen hierfür nicht, so dass dringend zusätzliche Flächen benötigt werden. Dafür haben die KVB den Standort Porz gewählt.
SPD sieht Nutzen für den Klimaschutz
Die Realisierung wirke sich positiv auf den Klimaschutz aus, findet die SPD. Ausfahrwege der dort abgestellten Busse für die rechtsrheinischen Linien würden sich deutlich verkürzen. Auch die Mitarbeitenden profitieren von kurzen Wegen. Zudem seien die zu erwartenden Belastungen der Anwohner sehr gering. Weder werde es durch die Busse Verkehr über die Brucknerstraße geben, noch werde es zu Verkehrsstörungen der belasteten Kaiserstraße kommen. Die Busse würden vor 6 Uhr morgens das Gelände verlassen und erst am Abend zurückkehren.
„Der Bushof soll als Abstellfläche für Fahrzeuge mit alternativem Antrieb genutzt werden, die weniger Lärmbelastungen oder Luftverschmutzung verursachen werden“, sagt SPD-Ratsherr Pascal Pütz, „ich bin sehr froh, dass mit dem Busbetriebshof eine sehr umweltfreundliche Nutzung geschaffen wird, die die Anwohner so gut wie nicht belastet und für viele KVB-Beschäftigte von Vorteil ist.“
Wohnungsbau für Senioren und Studenten gewünscht
Werner Marx von der CDU, seit der Kommunalwahl ebenfalls mit Sitz im Stadtrat, sieht das weiterhin anders. Dennoch hat sich die CDU in Porz mit den Grünen auf einen Änderungsantrag verständigt. „Damit die Politik vor Ort wenigstens etwas Einflussmöglichkeiten hat“, sagt Marx. CDU und Grüne wünschen sich, dass auf dem Gelände nicht nur der Betriebshof entsteht, sondern auch Wohnbebauung für Studenten oder Senioren. Auch soll die Verwaltung prüfen, ob das Berufskolleg dort nicht zur S-Bahn hin verlagert werden kann.„Die Diskussionen über eine Verlagerung nach Deutz gibt es seit 20 Jahren, geschehen ist noch nichts, und es wird wohl auch nichts geschehen“, betont Marx. Auch solldas Areal mit Passivhausbauten und Dach- und Wand-Begrünung entwickelt werden. Gleichzeitig soll so wenig wie möglich Fläche versiegelt werden, heißt es in dem beschlossenen Antrag von CDU und Grüne.