Köln – Unter dem Motto „Ohne Perspektive geben wir den Löffel ab“ haben am Freitag Dutzende Gastronomen, Köche, Hoteliers und Köbesse vor dem Kölner Dom für eine Strategie zur Wiedereröffnung des Gastgewerbes protestiert. Teilweise trugen sie Arbeitskleidung oder Kochmützen und warfen mitgebrachte Löffel in ein Fass. Einige von ihnen hielten Banner, auf denen „Gastro-Kultur erhalten“ oder „Entwickelt Strategien für uns“ zu lesen war.
Zu der Aktion aufgerufen hatte der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga Nordrhein. Der Düsseldorfer Künstler und Wagenbauer Jaques Tilly hatte einen überdimensionalen Löffel gestaltet, den der Präsident des Dehoga Nordrhein, Henning Thomas Graf von Schwerin, stellverstretend für die gesamte Branche auf dem Roncalliplatz ablegte.
Finanzielle Situation der Betriebe ist desaströs
„Wir wollen endlich wieder Gastgeber sein“, sagte Dehoga Nordrhein-Geschäftsführer Christoph Becker. Es gehe nicht darum, sofort wieder alles zu öffnen. „Aber wir brauchen dringend eine konkrete Öffnungsperspektive.“ Dafür seien nachhaltige Strategien und Maßnahmen nötig. Die Dehoga habe einen Stufenplan mit klaren Kriterien entwickelt, um eine „verantwortungsvolle und dauerhafte“ Wiedereröffnung zu ermöglichen.
Im Hinblick auf die regelmäßigen Treffen von Bund und Ländern kritisierte Becker: „Wir sind die Branche, die aktuell gar nicht mehr im Fokus steht. Dabei bringen wir große Opfer für den Gesundheitsschutz.“ Der durch den langen Lockdown bedingte historische Umsatzeinbruch könnte nach Schätzungen des Dehoga Nordrhein zwei Drittel der Restaurants, Cafés, Kneipen, Hotels und Diskotheken in die Pleite treiben, wenn nicht schnell staatliche Hilfen beschlossen würden.
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Dass die finanzielle Situation vieler Betriebe desaströs sei, bestätigt Olaf Goebbels, nach eigenen Worten „Köbes aus Leidenschaft“ und Betriebsleiter des „Brauhaus em Kölsche Boor“. „Unsere Hygienekonzepte stehen, ebenso noch die Plexiglasscheiben, die extra aufgebaut wurden. Wir wären auf Gäste vorbereitet“, sagt der 50-Jährige und fügt resigniert hinzu: „Aber wir rechnen nicht mit einer Öffnung vor Ostern. Vielleicht wird es sogar Mai.“