Köln – Als das Radverkehrskonzept für die Innenstadt im Juni 2016 beschlossen wurde, blieb die Stadt in Bezug auf den Zeitplan sehr vage – fast fünf Jahre später zeichnet sich ab, dass 35 der insgesamt 166 darin enthaltenen Projekte bis Ende des Jahres abgeschlossen sein werden. Weitere 22 sollen ab dem kommenden Jahr hinzukommen. Der Weg bis zur Vollendung ist also noch weit, ein Blick auf die Übersichtskarte der Stadt zeigt aber, dass sich das Radwegenetz in der Innenstadt seit 2016 erheblich verbessert hat.
Dazu trägt unter anderem das Projekt „Ring frei“ bei, das eine Bürgerinitiative vorangetrieben hat, die dafür den Deutschen Fahrradpreis erhielt. Inzwischen gilt die Umwandlung einer Autospur auf einer Hauptverkehrsachse in einen Radstreifen bundesweit als vorbildlich. Noch in diesem Jahr wird eine durchgängige Radspur fast Realität werden – die Stadt lässt allerdings schwarze Flecken an den Stellen zurück, die sich besonders schwierig umgestalten lassen. Das trifft im Wesentlichen auf die Plätze entlang der Ringe zu – für den Barbarossaplatz, den Rudolfplatz und den Ebertplatz gibt es bislang keine Lösungen. Ebenso wenig für den Hansaring im Abschnitt vor der S-Bahn-Haltestelle und das Stück auf der Höhe der KVB-Haltestelle Eifelstraße vor dem Barbarossaplatz.
Die parallel zu den Ringen verlaufenden Wälle hinterlassen einen sehr ähnlichen Eindruck. Am Barbarossaplatz und am Rudolfplatz mangelt es nach wie vor an Lösungen. Zur Fahrradstraße umgebaut sind bislang lediglich zwei Abschnitte des Friesenwalls. Die Stadt lässt in dieser Woche den Kartäuserwall im Abschnitt zwischen Ulrichgasse und Am Trutzenberg umgestalten – danach soll der Mauritiuswall folgen. Keine Planungen gibt es bislang für die Wälle nördlich des Friesenwalls. Obwohl der Hildeboldplatz vor dem Gerling-Quartier derzeit erneuert wird, ist dort in absehbarer Zeit ebenso wenig Umwandlung in eine Fahrradstraße vorgesehen wie in der Von-Werth-Straße und am Gereonswall.
Machbarkeitsstudie für Knotenpunkt an der Cäcilienstraße
Auf der Nord-Süd-Fahrt sieht es zumindest im Süden schon sehr gut aus. Von der Ulrichgasse bis zur Cäcilienstraße hat die Stadt einen Radfahrstreifen angelegt – in der Gegenrichtung wird dieser im Bereich der Tel-Aviv-Straße aber erst ab 2022 markiert. Wie es nördlich der Cäcilienstraße weitergeht, ist völlig unklar. Für den Knotenpunkt zwischen der Nord-Süd-Fahrt und der Ost-West-Achse der Stadtbahn soll eine eigene Machbarkeitsstudie eine Lösung ergeben. Pläne für die Tunisstraße am WDR gibt es bislang ebenfalls noch nicht.
Die Rheinuferstraße bleibt beim Radverkehrskonzept bislang völlig außen vor. So gibt es lediglich die Überlegung zu einer Machbarkeitsstudie, die klären soll, wie sich der Radverkehr durch den Rheinufertunnel leiten ließe. Das würde die Promenade vor der Altstadt entlasten, auf der es aufgrund der beengten Verhältnisse vor Ort regelmäßig zu Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern kommt. Die Grünen unterstützen derzeit eine spontan umgewandelte Autospur als Pop-up-Bike-Lane auf der Rheinuferstraße – die CDU als Juniorpartner im Ratsbündnis lehnt das jedoch ebenso deutlich ab.
In Deutz – das ebenfalls zum Bezirk Innenstadt gehört – sieht es ebenfalls relativ düster aus. Abgesehen von der Deutzer Brücke ist dort bislang noch überhaupt nichts passiert. Noch in diesem Jahr soll der Gotenring für den Radverkehr optimiert werden – ebenso ist frühestens ab dem kommenden Jahr ein Radfahrstreifen auf der Gummersbacher Straße an der Lanxess-Arena vorgesehen.
In weiter Ferne befinden sich zwei neue Rheinbrücken für Radfahrer und Fußgänger, die im Norden auf Höhe der Bastei und des Rheinparks sowie im Süden auf Höhe des Rheinauhafens und des Deutzer Hafens entstehen sollen. Eine Erweiterung der Hohenzollernbrücke für den Radverkehr ist angedacht, die Umsetzung befindet sich aber ebenfalls außer Sichtweite.
„Mit einer Vielzahl von Maßnahmen ist es uns in den vergangenen Jahren gelungen, das Fahrradfahren attraktiver und sicherer zu gestalten“, sagt Verkehrsdezernentin Andrea Blome. Viele weitere Planungen befänden sich auf der Zielgeraden, sodass die Stadt das Tempo bei der Umsetzung weiter steigern könne und sich Köln dem Ziel der fahrradfreundlichen Innenstadt mit großen Schritten nähere.