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Roberto CampioneDieser Mann will Oberbürgermeisterin Reker vom Thron stürzen

Lesezeit 4 Minuten
Campione weiser neu

Tritt zur OB-Wahl in Köln an: Roberto Campione

  1. Roberto Campione ärgert sich über die Verwaltung. Jetzt will er Oberbürgermeister werden. Er sieht sich als Angebot für unzufriedene CDU- und FDP-Wähler
  2. Rekers Herausforderer ist Gastronom, Hotelier, studierter Stadtplaner, Karnevalist und als Unternehmer im Vorstand des Kölner Wirtschaftsclubs.

Köln – Eigentlich sollte ein Förster der Stadt ins prächtige Herrenhaus des Gut Leidenhausen einziehen. Nachdem der alte Förster ausgezogen war, wurde das Haus für ihn saniert. Doch der Umzug platzte. Die Gründe sind unklar. Mehr noch: Das frisch sanierte, schicke Haus stand anschließend drei Jahre leer. Jetzt sollen aus dem Wohnraum Büros für die Mitarbeiter des rechtsrheinischen Forstbetriebs werden. Dafür musste die Stadt sich selbst eine Baugenehmigung ausstellen. Aber auch so etwas kann in dieser Stadt offensichtlich sehr lange dauern.

„Unfassbar“, findet das Roberto Campione, der gegenüber dem leeren Haus das gastronomische Angebot im Gut Leidenhausen verantwortet. Als Köln Probleme hatte, die vielen eingereisten Flüchtlinge unterzubringen, schlug er vor, doch ein paar Geflüchtete im Porzer Herrenhaus unterzubringen. Er würde sie verpflegen. Auch das klappte nicht.

„Vieles läuft einfach zu langsam“

„Vieles läuft einfach zu langsam.“ Und das, was gut liefe, sei „nicht großstädtisch genug“, sagt der 46-Jährige. Campione wartet seit Jahren darauf, dass er das Parkcafé im Rheinpark neu eröffnen kann. Auch das ist so eine Geschichte aus dem Alltag der Stadt und ihrer Unternehmer, von denen er manche erzählen kann. Immer neue Verzögerungen und neue Kostensteigerungen sorgen für Frust. Er will nicht alles pauschal schlechtreden. Man habe eine gute Lösung gefunden, die Bürger bekämen ein „Highlight“ zurück. „Mit allen beteiligten Personen komme ich gut zurecht. Aber das System funktioniert nicht.“ Zwölf städtische Ämter seien mit dem Parkcafé befasst. Da darf man sich nicht wundern.

Campione hat am Freitag in sein kleines Hotel „Monte Christo“ in der City eingeladen. „Be glamorous“ steht über der schlichten Bar. Mit dem Slogan hat er nicht so viel zu tun. In Jeans und blauem Sakko wird sein „Wahlprogramm“ präsentiert. Der Mann möchte Oberbürgermeister werden. „Wenn es mir nur um Zeitvertreib ging, würde ich das nicht machen. Ich trete an, um zu gewinnen.“

Campione ist Gastronom, Hotelier, studierter Stadtplaner

Ist das der erste echte Herausforderer für die Favoritin Henriette Reker? Campione ist Gastronom, Hotelier, studierter Stadtplaner, Karnevalist und als Unternehmer im Vorstand des Kölner Wirtschaftsclubs. Der Vater ist Sizilianer, die Mutter „ein echt kölsches Mädchen“. Ihr Sohn ist nun der vierte Bewerber für die OB-Wahl im September nächsten Jahres. Vor ihm haben der Nippeser IT-Unternehmer Robert Nußholz und Thor Zimmermann von der kleinen Ratsgruppe „GUT“ ihren Hut in den Ring geworfen.

Einzelbewerbern ohne eine große Organisation im Rücken werden eigentlich keine echten Chancen eingeräumt. Insofern ist auch Campiones Kandidatur erst einmal nichts Aufsehenerregendes. Und doch ist etwas anders als bei Nußholz und Zimmermann. Was Campione fordert und beschreibt, ist das, was wohl auch ein gut geerdeter Oberbürgermeisterkandidat der Kölner CDU gesagt hätte. Der Unternehmer steht für das, was nicht wenige in der CDU kritisieren. Genau wie die Grünen haben die Christdemokraten auf die Aufstellung eines eigenen Kandidaten verzichtet, um Reker weiter zu unterstützen. Und so sagt Campione selbstbewusst: „Ich sehe mich als Alternative für unzufriedene CDU- und FDP-Anhänger.“ Weil das nicht reicht, setzt er auf die vielen, die bei den vergangenen Wahlen nicht mitgemacht haben. Die will er mit einer „Charmeoffensive“ und einer „86-Veedel-Tour“ erreichen. „Eine Menge Bürger sind frustriert. Sie wollen auch mal was anderes hören als immer nur Klimaschutz.“

„Null-Toleranz-Strategie“

Auf die Fragen, wer das alles für ihn organisieren soll und wer ihn unterstützen wird, gibt es noch keine klare Antwort. Man dürfe damit rechnen, dass sich „prominente CDU-Leute“ und viele andere zu ihm bekennen werden. Ein paar sind bereits zum Applaudieren zur Pressekonferenz gekommen. Ein überzeugender Aufschlag ist das jedoch noch nicht. Ohne Unterstützer, einen Apparat und Geldgeber kann man auch im Internetzeitalter keine OB-Wahl gewinnen.

Etwas ausgereifter ist da schon sein Wahlprogramm. Campione verbindet Konservatives mit der Forderung nach mehr Unternehmerfreundlichkeit, er kritisiert die Geldverschwendung beim Opernhaus, versteht nicht, warum da keiner im Rathaus auf die Bremse tritt und fordert mehr Geld für soziale Projekte und die Bekämpfung von Kinderarmut. Er will mehr Anstand und einen anderen Umgangston im Miteinander; als „Familienvater von zwei Kindern“ stehe er für eine „Null-Toleranz-Strategie“ im Bereich Sicherheit und Sauberkeit. Im Bauchladen des Wahlkämpfers ist die Vision einer Doppelstock-Autobahn wie eine für Fußgänger attraktivere Innenstadt. Er will, dass die Stadt höhere Wohnhäuser baut und diese mit spannender Architektur verbindet. Er ist für den Ausbau des Nahverkehrs, aber gegen Fahrradautobahnen. Am stärksten ist er, wenn er über „bürokratische Hürden“, die unterbesetzte Stadtverwaltung und ihre Arbeit spricht. Bei der Kritik der Chefin bleibt er diplomatisch: „Ich schätze die Dame. Sie macht ihre Arbeit gut. Aber ich würde sie anders machen.“

Ende August hat er als Caterer bei einem Empfang im Rheinpark noch die schmutzigen Teller der Oberbürgermeisterin weggetragen. Jetzt will er ihr Herausforderer sein. Ob er das tatsächlich hinbekommt, ist offen. Henriette Reker kann dem Treiben ihrer Konkurrenten noch recht gelassen zusehen.