Kein DenkmalschutzSürther fürchten Abriss der Fuhrwerkswaage
Köln-Sürth – Die „Fuhrwerkswaage Kunstraum“ ist offenbar nicht als denkmalwürdig einzustufen. Das Backsteingebäude sei als Teil des ehemaligen Bahnhofensembles nicht mehr in seinem ursprünglichen Zustand überliefert, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung des Denkmalamtes an die Bezirksvertretung Rodenkirchen. Auch die ursprüngliche Funktion sei nicht mehr nachvollziehbar, und die architektonische Formensprache habe keinen besonderen Stellenwert. Die Bezirksvertretung hatte mit einem Antrag der SPD-Fraktion um Prüfung auf Denkmalschutz gebeten.
Stadtteilpolitiker, Bürger, Kunstfreunde wollen ihn jedoch erhalten, den kubischen Bau mit der historischen Fassade, der seit 1978 ein Ort zeitgenössischer Kunst ist mitten in Sürth an der Bergstraße 79. Die hohe Halle, ein ehemaliges Umspannwerk, steht quasi als Sürther Wahrzeichen auf dem Bahnhofsgelände und blieb auch erhalten, als 2008 die eigentlichen Bahnhofgebäude abgebrochen wurden.
Besonderer Hingucker in der Weihnachtszeit
Täglich fahren laut KVB-Angaben mit den Stadtbahnlinien 16 und 17 mehr als 13.000 Fahrgäste daran vorbei. Vor allem in der Vorweihnachtszeit ist die Westwand seit Jahren ein besonderer Hingucker, wenn sie festlich illuminiert ist mit entsprechenden Leucht-Kunstwerken.
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Trotz der Nachricht aus dem Denkmalamt will sich die Bezirksvertretung Rodenkirchen weiter für die Fuhrwerkswaage einsetzen und das Thema rund um den Erhalt des Objektes in einer der nächsten Sitzungen erneut auf die Tagesordnung bringen, mit einem veränderten Antrag, wie Bezirksbürgermeister Mike Homann sagt. Er setzt vor allem auch auf Kooperation mit dem Investor. „Wir könnten ihn noch mal bitten, die Halle zu erhalten“, so Mike Homann.
„Ich glaube schon, dass wir das hinkriegen“, betont der Bezirksbürgermeister und ergänzt: „Wir haben mit der Kammeroper schon einmal eine Kultureinrichtung verloren.“ Das dürfe sich mit der Fuhrwerkswaage nicht wiederholen. Grund für die Sorgen ist die Neubebauung des Bahnhofareals. Die Omnium Development GmbH & Co KG will zwei Gebäude für Gewerbe und Wohnen nebst Tiefgarage errichten auf und unter dem Grundstück, das sie von der Hafengesellschaft HGK im vergangenen Jahr erworben hat – samt Kunsthalle. Der Mietvertrag zwischen dem Investor und dem Kunstraum-Förderverein läuft noch bis 2020.
Mündliche Absichtserklärung des Investors
Es gebe zwar eine mündliche Absichtserklärung seitens des Investors, den Vertrag zu verlängern, heißt es beim Förderverein. Allerdings müssten jetzt verschiedene Unsicherheiten schnell behoben werden, teilt der Fördervereinsvorsitzende und ehemalige Innenminister Gerhart Baum auf Anfrage mit. Bedingungen seien in den vergangenen Monaten nicht genannt worden. „Darum bemühen wir uns jetzt erneut um ein Gespräch mit dem neuen Eigentümer“, sagt Gerhart Baum, „wir brauchen Planungssicherheit“.
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Der Investor selbst gibt aktuell keine öffentlichen Auskünfte.Seit 40 Jahren präsentieren förderungswürdige junge Künstlerinnen und Künstler aus Köln und NRW, aber auch international bekannte Namen ihre Objekte in der Ausstellungshalle, die wohl Mitte des 20. Jahrhunderts gebaut wurde.
„Wir sind gefährdet“
Die Halle ist aber auch Proberaum für Konzerte und andere Aktionen, die mit Kunst zu tun haben. Sie ist „ein Nukleus für unterschiedliche Sparten der Kunst und zwölf Monate im Jahr in Betrieb“, sagt Jochen Heufelder. Er ist Kurator und stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins „Fuhrwerkswaage Kunstraum“. 2012 wurde er von der Stadt Köln als Kulturmanager des Jahres ausgezeichnet.
Jochen Heufelder zeigt sich einigermaßen hoffnungsvoll und glaubt, dass es eine Zukunftsperspektive für die Halle geben wird, dass die künstlerische Arbeit über das Jahr 2020 hinaus fortgesetzt werden kann. Aber er warnt: „Wir sind gefährdet.“ Bei einem Abbruch des mit jährlich 15.000 Euro städtisch geförderten Kunstraums sei die Einrichtung verloren. Eine alternative vergleichbare Unterbringung gibt es aus seiner Sicht nicht.
Der Förderverein hat sich an zuständige Behörden, die Dezernentin Andrea Blome und Oberbürgermeisterin Henriette Reker gewandt mit der Bitte um Unterstützung für die „Fuhrwerkswaage Kunstraum“, deren Aktivitäten Teil der Kölner Kunstszene sind und auch darüber hinaus Beachtung finden.