Rodenkirchen – Ein Raunen ging durch die Reihen der Rodenkirchener Bezirksvertreter, als der Planungsbeauftragte des Rhein-Sieg-Kreises ihnen die möglichen Trassen für eine Stadtbahnverbindung zwischen Bonn, Niederkassel und der Kölner Innenstadt vorstellte. Christoph Groneck hatte gerade die möglichen Varianten erläutert. Zwei davon verbinden die beiden Rheinseiten mit einer Brücke auf der Höhe von Godorf, eine südlich und eine nördlich des Hafens. Eine Machbarkeitsstudie im Auftrag des Rhein-Sieg-Kreises hatte diese beiden am besten bewertet.
Stadtbahnverbindung könnte Naturschutzgebiet queren
In den Unterlagen, die Groneck mitgebracht hatte, durchkreuzt der gelbe Strich, der die nördlichste Variante andeutet, das Naturschutzgebiet Sürther Aue. Seit Jahren kämpfen Bürger und Politiker im Kölner Süden allerdings gegen die Erweiterung des Godorfer Hafens, der das benachbarte Naturschutzgebiet geopfert werden soll.
Die Pläne liegen derzeit zwar auf Eis – eine Bedingung für das schwarz-grüne Ratsbündnis. Die Planverfahren können aber theoretisch jederzeit wieder aufgenommen werden, sollte sich eine Mehrheit dafür finden. Dass nun die Stadtbahntrasse im Naturschutzgebiet gebaut werden könnte, sorgt für Nervosität. Manfred Giesen von den Grünen empfand die nördlichste Variante als „Affront“. Die Bezirksvertretung habe schließlich erst vor kurzem den Rat aufgefordert, die Ausbaupläne endgültig aufzugeben und das Naturschutzgebiet dauerhaft zu sichern. Groneck versuchte vor den Bezirksvertretern zu differenzieren: Das Naturschutzgebiet solle „nicht mittig durchschnitten“ werden. Die Trasse solle vielmehr am Rand verlaufen. Er verwies außerdem auf die formalen Voraussetzungen ihrer Suche nach der besten Trasse. Der Ratsbeschluss zum Hafenausbau sei immer noch eine Grundlage dafür. „Wir können nur von dem Beschluss ausgehen, der offiziell besteht“, sagte er den Bezirksvertretern.
Neue Brücke für den Süden
Eine neue Rheinbrücke im Kölner Süden – das ist das Ziel von zwei Vorhabenträgern. Der Rhein-Sieg-Kreis will eine neue Stadtbahntrasse bauen. Der landeseigene Straßenbaubetrieb arbeitet an einer Autobahnverbindung. Ob es sinnvoll ist, eine gemeinsame Brücke für Autos und Bahnen zu bauen, ist noch offen. Finanzierung und Planung laufen weitgehend separat. Während konkrete Vorschläge für die Stadtbahntrasse bereits vorliegen, hat Straßen NRW zunächst einen Bereich identifiziert, in dem die Autobahn verlaufen könnte. Die Sürther Aue, das Naturschutzgebiet neben dem Godorfer Hafen, ist davon ausgenommen. Die Finanzierung der Autobahn ist dagegen weit vorangeschritten. Die Aussichten auf Geld vom Bund sind gut. Währenddessen steht die endgültige Einstufung der Stadtbahntrasse im ÖPNV-Bedarfsplan des Landes noch aus. Eine Verbindung für Güterzüge über den Rhein, sprich eine tragfähigere und breitere Brücke als die Stadtbahnbrücke, und ihre Finanzierung treibt derzeit niemand voran. Gleichwohl berücksichtigt der Rhein-Sieg-Kreis mögliche Anschlüsse für eine Güterbahn. Das Kölner Verkehrsdezernat weist auf die Potenziale hin: für das Netz der HGK, der Deutschen Bahn, die Anbindung des Evonik-Standorts in Niederkassel-Lülsdorf und der Industriebetriebe auf beiden Rheinseiten. (phh)
In einer Mitteilung des Kölner Verkehrsdezernats ist zudem der Hinweis enthalten, dass mit der Trasse das Naturschutzgebiet auf der anderen Rheinseite zwischen Langel und Lülsdorf weniger stark in Anspruch genommen werde.
Entlastung für Südbrücke
Die Rodenkirchener Politiker sprachen sich dagegen eindeutig für die andere nördliche Variante aus. Sie trifft auf die linksrheinische Trasse der Linien 16 und 17 südlich des Godorfer Bahnhofs. So bliebe das Naturschutzgebiet unangetastet und die Godorfer würden von zusätzlichen Bahnen profitieren. „Die Rheinquerung soll möglichst bald realisiert werden“, sagte Jörg Klusemann, SPD.
Er wünschte sich, dass der Güterverkehr ebenfalls über die Brücke geführt werden kann: „Dadurch könnte die Südbrücke entlastet werden.“ Demnächst befasst sich der Kölner Verkehrsausschuss mit der geplanten Stadtbahnverbindung.