Der Raum, in dem Maria Romanowska arbeitet, ist so groß wie eine Doppelgarage. In der Werkstatt entstehen drei bis vier Meter große Laufmaskottchen.
Für Karneval, Sportclubs und TV-SenderKölnerin hat in 30 Jahren mehr als 500 Maskottchen kreiert – wie viele kennen Sie?
„Sympathieträger oder Lauffiguren“, sagt sie achselzuckend. Die Figuren haben keinen eindeutigen Namen, genauso wenig wie ihr Beruf. Von Kopf bis Fuß kreiert Maria Romanowska aus Weiß seit 30 Jahren mehr als 500 Charaktere: Lizenzfiguren wie die Maus und den Elefanten, die dann auf Straßenfesten oder im Studio zum Einsatz kommen, Eigenkreationen und ganz viele Sportmaskottchen. Modellköpfe blicken freundlich in den Raum. Die Augen sind besonders wichtig, sie werden immer von innen bemalt. Ein erster Entwurf des FC-Hennes hängt neben Paule, dem Maskottchen des DFB. Schuhe, in die man mit eigenen Schuhen einsteigen kann, stehen in Reih und Glied. „Man muss darin Fußball spielen können.“
Zur Figur gehören meist Trikot und Hose, Handschuhe, Schal oder Kopfbedeckung. Der Sommer ist auch „Wartungszeit“. Gerade hat sie „ihre“ Karla in den Känguru-Verlag zurückgebracht. Das Maskottchen ist viel unterwegs und wird zum Beispiel beim Theaterfest der Oper am 20. August oder beim Weltkindertag im Rheinauhafen am 17. September dabei sein. „Ich freue mich immer, meine Figuren wiederzusehen“, erzählt sie.
Die Figuren müssen optisch ansprechend aber auch gut zu tragen sein
Derzeit ist Schlenzi dran. Das Maskottchen des Deutschen Hockey-Bundes wurde 2010 zum hundertsten Jubiläum eingeführt. Der verrückte Hockey-Adler aus Mönchengladbach ist nach einer Technik der Ballbehandlung, dem Schlenzen, benannt. Der Schnabel musste gereinigt werden, das Trikot ist neu sowie der Schuh samt Innenschuh. Das A und O ist neben dem Optischen, dass der Promoter gut laufen und sehen kann. Der aktuelle Hennes bekommt ein neues Trikot – genau wie die Spieler. Ständig hat sie ihr Handwerk perfektioniert. „Am Anfang waren die Puppen noch aus Pappmaché“, so die 58-Jährige.
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Heute benutzt sie Polyethylen, weil er leicht zu modulieren ist. Die Köpfe haben Lüftungen und Ventilatoren. In Polen studierte sie Kunst, arbeitete als Lehrerin und machte eine Ausbildung zur Kunstrestauratorin, ehe sie Anfang der 1990er Jahre mit ihrem Mann nach Deutschland kam und in die „Szene“ reingerutscht ist. „Ich habe schon immer gerne genäht. Ich kann das einfach intuitiv.“
Zehn Jahre arbeitete sie für verschiedene Werkstätten, ehe sie sich vor 20 Jahren selbständig machte. Dank ihrer Ausbildung kann sie Formen bauen, Abdrücke machen und so Figuren von der ersten Idee umsetzen. Kunden hat sie europaweit. Hauptsächlich Sportmaskottchen. Seltener sind es kleine Geschäfte, die einen Sympathieträger wünschen. Zum 125-jährigen Jubiläum von Karstadt hat sie 330 Kostüme angefertigt. Dann arbeitet sie mit freien Näherinnen und Kostümbildnern.
Maria Romanowska steckt Hunderte Arbeitsstunden in die Maskottchen
Viele Figuren entstehen in Lizenz, dann hat sie kaum Spielraum. Bei anderen darf sie kreativ sein und mit Kunden die Figur gemeinsam entwickeln. Im letzten Jahr ist der Miniheldenbär der Malteser entstanden. Den bespielt die Frau auch gerne selber, weil die Kinder sich so freuen. Einen richtigen Namen hat der Bär noch nicht. „Das dauert und muss gut überlegt sein.“ Derzeit arbeitet sie auch mit Wagenbauer Werner Blum an neuen, großen Figuren für das Hänneschen Theater.
Meistens gehen die Figuren an die Kunden, eigene Kreationen, wie ihren Troll, der jetzt zum Bodensee reist, kann man für Veranstaltungen mieten. Wie viele Stunden sie pro Woche arbeitet, hat sie nicht ausgerechnet. Bei der Maus waren es 360 Stunden. Andere Figuren nehmen 120 bis 150 Stunden in Anspruch. Viel Arbeit bedeuteten auch die zehn vier Meter großen Lauffiguren, die sie für die zehn Jubiläumsgesellschaften erschaffen hat, zum Jubiläumsjahr, 200 Jahre Kölner Karneval.
Kurz vor der Corona-Pandemie hat Romanowska ihre große Werkhalle in Rodenkirchen verloren, da der Vermieter Eigenbedarf angemeldet hatte. Neben der Suche nach einer geeigneten Halle hat sie noch viele Pläne. „Ich will das noch 20 Jahre machen“, sagt sie. Einen Container vor die Tür stellen und alles wegschmeißen – die Vorstellung findet sie einfach fürchterlich. „Aber ich könnte vielleicht Kurse geben, mein Wissen weiterreichen.“