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Rodin-Statue in Köln enthüllt„Vielleicht schlägt sie die Dealer in die Flucht“

Lesezeit 3 Minuten
Rodin Statue

Die Rodin-Statue am Neumarkt

Köln – „Ach, das ist Balzac? Hat der was mit Köln zu tun? Was macht der denn am Neumarkt?“, fragt ein Passantin etwas erstaunt. Nein, mit Köln hat Balzac eigentlich nichts zu tun. „Na ja, aber Kunst im öffentlichen Raum ist immer gut.“ Am Donnerstag wurde die Rodin-Statue, die den französischen Schriftsteller Honoré de Balzac darstellt, vor dem Kunstauktionshaus Lempertz am Neumarkt und direkt am U-Bahneingang enthüllt. Die Reaktionen gehen auseinander.

Ein Ladenbesitzer meint: „Die Haltung der Figur hat ja schon was Allegorisches. Balzac lehnt sich zurück und schaut über den Neumarkt weg, um das Elend nicht zu sehen.“ Ein anderer Passant merkt an, man könne die Statue, die mit dem Rücken zum Bürgersteig steht, nur schwer von vorne betrachten, weil man dann rücklings auf den Radweg gerät, wo einem „der Popo abgefahren wird“. Da müsse man wohl auf den Neumarkt selbst gehen.

Statue bleibt ein Jahr am Neumarkt

Das Aufstellen der Statue – sie soll erst einmal ein Jahr lang bleiben – versteht Lempertz-Chef Henrik Hanstein als ersten Schritt der geplanten Verschönerung des Neumarkts, der unter Lärm, Verkehr und Drogenhandel leidet. Kaum erhebt er sein Wort, fahren auch schon einige Polizeiautos mit lauten Martinshörnern vorbei.

Alles zum Thema Henriette Reker

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OB Reker enthüllte die Statue aus dem Besitz von Henrik Hanstein (r.)

„Es soll ein Signal sein“, sagt Hanstein. Der neunte Abguss des Entwurfs von 1898 ist seit vielen Jahren in seinem Besitz. „Der französische Staat hat sie mir geschenkt.“ Seine Tochter Isabel Apiarius-Hanstein habe die Idee gehabt, sie aufzustellen. Er erinnerte daran, dass Auguste Rodins Entwurf vom damaligen Auftraggeber, der literarischen Gesellschaft von Paris, abgelehnt wurde, weil die Darstellung des Dichters im Riesenumhang als zu avantgardistisch empfunden wurde. Rainer Maria Rilke, Oscar Wilde, Paul Gauguin, Claude Monet und viele Künstler mehr setzten sich damals vergeblich für Rodin ein.

Erst 1939 wurde der erste Bronzeguss in Paris Boulevard du Montparnasse enthüllt, heute gilt die Statue als Meisterwerk. Jetzt also Neumarkt. Hanstein ironisch: „Ich hoffe, dass sich die Drogendealer davor fürchten.“

Statue ist stark gesichert

Damit die 1,5 Tonnen schwere Statue im rauen Umfeld des Neumarkts einigermaßen geschützt ist, wurde sie auf einen 1,50 Meter hohen Betonsockel gestellt und imprägniert. Außerdem sei sie stark gesichert – da möchte Hanstein aber verständlicherweise nicht ins Detail gehen.

Enthüllt wurde die Statue von Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Es ist klar, dass der Rodin allein den Neumarkt nicht retten kann. Aber es ist ein Zeichen und ein wunderbares Beispiel für bürgerschaftliches Engagement.“ Sie bedankte sich auch bei den vielen beteiligten städtischen Gremien und Ämtern, die es möglich gemacht hätten, dass die Umsetzung nur ein Jahr nach der Idee erfolgt.

Brunnen auf Neumarkt kommt er 2023

Bei einem zweiten Projekt für den Neumarkt, das eigentlich in diesem Jahr realisiert werden sollte, dauere es dagegen noch ein Weilchen, wie sie am Rande erzählt. Der Brunnen von 1956, der 1997 komplett abgebaut worden war, soll nun doch erst 2023 wieder eingerichtet werden. Grund sei, dass der Circus Roncalli auch im nächsten Jahr wieder auf dem Neumarkt gastieren wird.

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Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, sieht die Aufstellung der Statue als ein „Experiment“. Nach einem Jahr werde man sehen, wie es gelaufen sei. „Es ist gut, dass hier überhaupt etwas passiert.“ Und: „Vielleicht schlägt Balzac mit seinem grimmigen Blick die Dealer in die Flucht“, sagt er lachend. „Dann wird der Neumarkt in Lempertzplatz umbenannt.“

Blick zur Eistüte auf Neumarktpassage

Aufmerksame Betrachter haben unterdessen bemerkt, dass Balzac tatsächlich über den Platz hinwegschaut und seinen Blick offensichtlich auf die Eistüte von Claes Oldenburg auf dem Dach der Neumarktpassage richtet, deren Installation 2001 heftige Diskussionen ausgelöst hatte. „Vielleicht hat er ja Lust auf Eis“, meint ein Passant. An diesem Freitag hat der Dichter Geburtstag.