Köln – Bis 2026 will ein Joint Venture der Terragon AG und der Garbe Immobilien GmbH die RWE-Zentrale in Lindenthal zum Wohnprojekt für Senioren umbauen. Es geht dabei um 385 Wohnungen. Doch die Terragon AG hat nun Insolvenz angemeldet. Was heißt das für das Projekt am Stüttgenweg nahe des Decksteiner Weihers?
Garbe sieht das Projekt nicht gefährdet. Eine Sprecherin sagte: „Wir bedauern die Insolvenz der Terragon AG und ihrer Töchter. (…) Unsere Projekte sind weder unmittelbar noch mittelbar betroffen. Mit der Entwicklung der RWE-Zentrale stehen wir derzeit ganz am Anfang der Abstimmungen mit Politik und Verwaltung und möchten diesen nicht vorgreifen.“
Wie es möglich ist, dass die Insolvenz des Partners das Projekt nicht betreffe, konnte die Sprecherin am Montag nicht beantworten.
Terragon will sich zum Kölner Projekt nicht äußern
Die Terragon AG mit Sitz in Berlin entwickelt laut eigener Aussage barrierefreie Senioren- und Pflegeimmobilien. Nun hat sie samt einiger Töchterfirmen Insolvenz angemeldet, weil der Verkauf des Immobilienprojektes Welkerstift in Duisburg mit 190 barrierefreien und betreuten Wohnungen sowie eine stationäre Pflege mit 80 Betten gescheitert ist.
Terragon selbst will sich zum Kölner Projekt nicht äußern, verweist auf Garbe. In einer Terragon-Projektübersicht vom Januar ist es unter dem Punkt „Unter Bauvorbereitung“ aufgeführt. Demnach soll das Bürogebäude zu einem Haus für Wohnen mit Betreuung bis 2026 umgebaut werden.
Das Thema Wohnen im Alter ist ein Thema, das auch in Köln an Wucht gewinnt und durchaus Brisanz für die nächsten Jahren birgt. Wie wohnen ältere Menschen zukünftig? Wer pflegt sie möglicherweise?
Laut Studie fehlen 40 bis 50 Pflegeheime
Eine Studie des Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik hatte im vergangenen Jahr die Versorgung in Köln als „völlig unzureichend“ bezeichnet. Geschäftsführer Dietrich Engels sagte damals im Sozialausschuss angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung: „In den kommenden 20 Jahren müssen 40 bis 50 Pflegeheime errichtet werden."
Erst im vergangenen Juli 2021 hatten Terragon und Garbe den Kauf der Zentrale von RWE Power am Stüttgenweg mitgeteilt. RWE Power, früher Rheinbraun, betreibt laut eigener Aussage drei Tagebaue im Rheinland. Seit 1976 nutzt das Unternehmen das Verwaltungsgebäude, die zweite Zentrale steht in Essen. Derzeit arbeiten in Köln laut RWE rund 850 Menschen, sie kommen später an anderen Standorte unter, im September 2024 will RWE Power aus dem Haus ausgezogen sein.
Der Verkauf ist laut eines RWE-Sprechers nicht gefährdet: "Der Verkauf ist von der Insolvenz der Terragon AG nicht betroffen, weil er nicht mit dieser Gesellschaft, sondern mit einer von dem Verfahren unberührten Beteiligungsunternehmen von Terragon geschlossen wurde."
Verfahren für Umbau könnte 2023 beginnen
Laut Kölner Stadtverwaltung finden immer wieder Gespräche zu dem Grundstück statt, ein Bauantrag oder eine Bauvoranfrage liegt demnach aber nicht vor. Dem Stadtplanungsamt liege eine „grundsätzlich-generelle Projektstudie“ zu dem Areal vor, darin geht es eben um Seniorenwohnungen.
Laut Stadt braucht es einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan, das Verfahren dafür kann 2023 beginnen, erste Sondierungsgespräche sind zeitnah vorgesehen. Garbe will vor allem die Fassade erneuern und dabei Holz verwenden.