Der Spender soll Organisator eines Gesprächskreises in Köln sein, an dem der Innenminister auf Vermittlung von Claus B. teilgenommen hat.
Schleuser-SkandalSpende an Polizeistiftung nach Treffen zwischen mutmaßlichem Bandenchef und Reul
Über das „Herrenzimmer“ ist öffentlich wenig bekannt in Köln, eigentlich so gut wie nichts. Auch im Internet finden sich nur spärliche Hinweise auf die offenbar exklusive Gesprächsrunde im Friesenviertel. Zugang haben nur geladene Gäste. Ein Fachmagazin aus der Schweiz beschreibt auf seiner Website das „Herrenzimmer“ als „privaten Genießer-Club für Gentlemen“.
Die Rede ist von einem stilvoll eingerichteten Raum mit klassischen Möbeln, Originalkunst an den Wänden und einer Bar mit edlen Whiskys, Weinen und Zigarren. Der Organisator dieser elitär anmutenden Veranstaltung ist Inhaber eines großen Immobilienunternehmens in Köln.
Reul war zu Gast bei exklusivem Talk-Format in Köln
Nichts daran ist anstößig. Weitere prominente Gäste des Formats sollen unter anderem schon der Schauspieler Christoph Maria Herbst gewesen sein, der ehemalige Kölner SPD-OB-Kandidat Andreas Kossiski, TV-Moderator Kai Ebel, Sterne-Koch Christoph Rüffer und Heiner Koch, Erzbischof von Berlin.
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In der Medienberichterstattung tauchte das „Herrenzimmer“ kürzlich erstmals auf, als es um die Treffen von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) mit Claus B. ging. Der Frechener Anwalt ist Geschäftsführer einer Kommunikationsagentur und einer der mutmaßlichen Drahtzieher eines Schleuser-Netzwerks, gegen das die Staatsanwaltschaft Düsseldorf seit kurzem ermittelt.
2022 soll Claus B. in drei Tranchen zu jeweils 9990 Euro insgesamt 29.970 Euro für Reuls Landtagswahlkampf an die CDU gespendet haben. Achtmal innerhalb von 14 Monaten soll B. den Minister bei verschiedenen Anlässen getroffen haben. Die SPD-Opposition im Landtag äußerte zuletzt den Verdacht, Termine beim NRW-Innenminister könnten käuflich sein – ein Vorwurf, den Reul erbost zurückwies. Zudem betonte er bei anderer Gelegenheit, „keinen Verdacht geschöpft“ zu haben, dass B. „etwas mit krummen Sachen“ zu tun gehabt haben könnte. Er sei „entsetzt über die Erkenntnisse, die jetzt rauskommen“.
Köln: 1500 Euro Spende an in Not geratene Polizisten
Nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist nun eine weitere Spende im Zusammenhang mit einem Treffen zwischen Claus B. und dem Minister aufgetaucht. Am 18. April 2023 sollen sich die beiden im „Herrenzimmer“ zum vorerst letzten Mal begegnet sein. Claus B. hatte Reuls Teilnahme an diesem exklusiven Talk-Abend vermittelt – das bestätigt das Innenministerium auf Anfrage.
Wie nun zu erfahren war, soll genau drei Wochen später, am 9. Mai 2023, eine Spende in Höhe von 1500 Euro an die Polizeistiftung NRW geflossen sein. Die Stiftung hilft zum Beispiel in Not geratenen Polizistinnen und Polizisten im Land, die schlimme Erlebnisse im Berufsalltag aus der Bahn geworfen haben.
Auf Anfrage bestätigt ein Ministeriumssprecher die Spende, betont aber, bei dem Spender handele es sich nicht um Claus B., sondern um den Veranstalter des „Herrenzimmer“. Zu dem Veranstaltungsformat gehöre, so der Sprecher weiter, dass der jeweilige Gast eine gemeinnützige Einrichtung oder Vereinigung nenne, für die der Veranstalter dann spenden könne. „Herr Reul nannte an dem Abend die Polizeistiftung NRW, die er bei solchen Anlässen angibt.“
Wie zu erfahren war, soll Reul im „Herrenzimmer“ vor einem ausgesuchten Kreis allgemein über das Thema Innenpolitik gesprochen haben. Er soll eine Art Standard-Vortrag gehalten haben, den er so oder ähnlich schon vor verschiedenen Personenkreisen gehalten hat.
Bekannt ist, dass Reul regelmäßig zum Beispiel vor Interessenvertretern aus der Wirtschaft spricht, oft geht es dabei etwa um das Thema Cybersicherheit. Gesprächsrunden vor „seriösen und anerkannten Menschen“ auch in kleinerem Kreis seien „politische Routine“ für ihn, sagte Reul einmal, eine „normale Sache für einen Politiker“. Wer an jenem Abend in Köln alles unter den Zuhörern war, ist nicht bekannt.
Wie gut der Kontakt von Claus B. zum Innenminister offenkundig war, legt eine weitere Begebenheit aus dem Herbst 2022 nahe. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll der Anwalt aus Frechen einer ranghohen Beamtin des Polizeipräsidiums Düsseldorf ein persönliches Treffen mit Herbert Reul organisiert haben. Die Beamtin war bis September 2022 unter anderem für die Bekämpfung von Ausländerkriminalität in Düsseldorf zuständig, aber auch für Vermisste und die Kriminalwache. Sie soll eine Nachbarin von Claus B. gewesen sein.
Auf Anfrage bestätigt der Ministeriumssprecher: „Die Beamtin wollte Herrn Reul gerne persönlich kennenlernen.“ Bekannt ist, dass der Minister für solche Gespräche mit Polizistinnen und Polizisten allgemein durchaus offen ist. Dem Sprecher zufolge soll die Düsseldorfer Kriminalbeamtin also ihren Nachbarn Claus B. gebeten haben, ihr ein Treffen mit dem Minister zu ermöglichen. Dies ist auch geschehen, das Treffen habe am 18. November 2022 stattgefunden, bestätigt der Ministeriumssprecher. Zu diesem Zeitpunkt soll die Beamtin bereits im Bereich Kinderpornografie gearbeitet haben.