Hamburg gilt in Deutschland als Vorbild im Schulbau. Jan Schneck ist in der Geschäftsführung von „Schulbau Hamburg“ und erklärt den Erfolg.
„Schlanke, einfache Prozesse sind der Schlüssel“Diese Tipps hat ein Hamburger Schulbau-Experte für Köln
Herr Schneck, Schulbau ist in allen wachsenden Metropolen eine Herausforderung. Hamburg gilt als Stadt diesbezüglich als vorbildlich. In Köln startet jetzt eine Schulbaugesellschaft mit zunächst zehn Stellen. In der Hansestadt gibt es schon seit über zehn Jahren eine Schulbaugesellschaft. Wie sieht die Dimension in Hamburg aus?
Jan Schneck: Unsere Landesbetrieb „Schulbau Hamburg“ hat über 1000 Mitarbeiter und ist für alle 374 Schulen in Hamburg zuständig. Dazu gehören pro Schule ein Hausmeister und anteilig Betriebsarbeiter, die vor Ort die Schulgebäude betreuen. Dann gibt es ein Standortteam aus Objekt- und Baumanagern, die jeweils fünf bis sieben Schulen betreuen und als nächstgrößere Einheit Regionen für jeden Hamburger Bezirk. Das Ziel ist, Bau und Bewirtschaftung aus einer Hand zu liefern.
In Köln ist die städtische Gebäudewirtschaft dagegen für alle Immobilien zuständig – vom Museum über die Feuerwache bis zu den Schulen…
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Der Schulbau macht einen erheblichen Anteil an den immobilienwirtschaftlichen Aufgaben einer Kommune aus. Insofern ist es meiner Meinung nach in Städten, wo der Schulbereich besonders groß ist, sinnvoll, die Schulen allein zu betrachten. Im Ergebnis sind wir als „Schulbau Hamburg“ jetzt absolute Spezialisten für Schulbau – und das seit 2010.
Hamburg investiert schon seit über zehn Jahren jedes Jahr massiv in die Schulen. Wie kam es zu dieser frühen und vorausschauenden Prioritätensetzung?
Das ist eine ganz bewusste politische Entscheidung gewesen, dauerhaft kontinuierlich in den Schulbau zu investieren. Damals war der Sanierungsstau ausschlaggebend. Seither wendet Hamburg jedes Jahr 250 bis 400 Millionen Euro für Neubau, Sanierung und Instandsetzung auf. Das sind seit Gründung fast vier Milliarden Euro Investition.
Köln geht jetzt – auch mangels Grundstücken – den Weg, private Investoren zu suchen, die das Grundstück mitbringen, um das Gebäude dann dauerhaft als Stadt zu mieten. Wie sieht in Abgrenzung dazu das Hamburger Modell aus?
Beim Hamburger Modell sind alle drei Akteure städtische Akteure. Die Schulbehörde – also das Hamburger Kultusministerium - ist der Mieter für sämtliche Schulimmobilien und wir haben mit dem Sondervermögen bei der Finanzbehörde einen Eigentümer, der die Immobilien vermietet. Und wir bei „Schulbau Hamburg“ sind die Immobiliendienstleister, die die Schulen bauen und betreiben und die Kosten aus dem Sondervermögen erstattet bekommen. Wir kalkulieren mit Pauschalpreisen – egal ob ein Gebäude klein ist oder groß, denkmalgeschützt oder nicht - und versuchen, die projektspezifischen Risiken im Hintergrund so auszugleichen, dass das in der Summe passt. Bei einem privaten Modell will der Investor, der sich engagiert, auch einen Gewinn erwirtschaften. Bei uns bleibt das Geld innerhalb der Stadt.
Höhere Baukosten als geplant – das gibt es bei Ihnen nicht. Alle beauftragten Bau- und Sanierungsmaßnahmen müssen zum Festpreis durchgeführt werden. Wie kriegt Hamburg das hin?
Es gibt für alles einheitliche Standards: Für jeden zusätzlichen Zug an einer Schule gibt es eine bestimmte Quadratmeterzahl nach einem festen Musterflächenprogramm. Auch die baulichen Mindeststandards sind überall gleich. Das hilft uns dabei, die Preisschwankungen und projektspezifischen Besonderheiten in der Summe auszugleichen. Natürlich sind wir aber auch von den Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges betroffen und können diese Effekte nur begrenzt abfedern.
Wie lange dauert in Hamburg der Schulbau vom Planungsbeschluss bis zur Fertigstellung?
Im Schnitt liegen wir bei vier Jahren bei einem mittleren Projekt mit einem Bauvolumen von sechs bis acht Millionen Euro. Dabei ist der Schlüssel, dass Prozesse standardisiert werden. Wenn sich diese eingespielt haben, geht es durch sehr stabile Planungs- und Bauprozesse immer schneller.
Ergänzend zu den Neubauten setzt Hamburg schon seit Jahren systematisch auf Modulbau. Das ist ein Weg, den auch Köln jetzt geht. Wie sind Ihre Erfahrungen damit?
Modulbauten sind ein Baustein unserer Immobilienstrategie. Wir haben damit begonnen, weil viele Grundschulen schnell um einen Zug erweitert werden mussten. Dann haben wir als Pilot das sogenannte „Hamburger Klassenhaus“ errichtet und gesehen, dass die Qualität gut war und wir sehr schnell sind. Das Standard-Klassenhaus hat 900 Quadratmeter. Wir haben Rahmenverträge mit drei Anbietern. Von der Bedarfsmeldung der Schule bis zum Einzug dauert es ein Jahr. Wir bauen rund acht Klassenhäuser pro Jahr. Die Innenräume können die Schulen sehr flexibel je nach Bedarf bestellen: Man kann vier Klassen und vier Differenzierungsräume in einer Etage bauen oder die Klassen in einer offenen Clusterstruktur anordnen. Modulbauten können auch eingesetzt werden, um mit einer neuen Schule schon mal schnell starten zu können.
Hamburg hat mit seinem Schulbauprogramm – sowohl von dem finanziellen Investment als auch von Effizienz und Entschlossenheit – Maßstäbe gesetzt. Welchen Geist und welche Haltung braucht es, um als Großstadt die Mammutaufgabe bedarfsgerechter Schulbau zu schaffen?
Ich glaube, es braucht vor allem den gesellschaftlichen und politischen Konsens, dass in Bildungsbau investiert wird und dass das Schulbauprogramm notwendig ist. Neben der Bereitschaft kontinuierlich zu investieren, braucht es eine Organisationsstruktur, die schlanke, einfache Prozesse und sinnvolle Entwicklungen ermöglicht. Der richtige Rahmen, die passende Organisationsstruktur, die Verlässlichkeit nach innen und außen sowie engagierte Menschen – das ist ein Schlüssel für erfolgreichen Bildungsbau.
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