AboAbonnieren

SmartphoneGeld verdienen, wenn andere warten

Lesezeit 4 Minuten

Mit einer App sollen Smartphone-Nutzer unterwegs Geld verdienen können.

Köln – Wir warten ständig. Auf die Bahn oder auf das Eintreffen der Freundin. In solchen Situationen holen wir ein Buch aus der Handtasche oder blicken gedankenverloren ins Leere. Doch das war gestern, heute gibt es Smartphones. Und was wäre ein Smartphone ohne ein Programm, das uns hilft, die Zeit zu überbrücken? Neuerdings können wir dabei sogar Geld verdienen, zumindest versprechen das die Entwickler der App Streetspotr: Wer unterwegs Minijobs erledigt, bekommt dafür Geld. Das will ich ausprobieren.

Das Herunterladen funktioniert, das Registrieren ist problemlos. Nach der Ortung meiner Position erscheinen auf einer Karte rund um den Rudolfplatz verschiedene Punkte – sogenannte Spots. Das sind die Minijobs, die hauptsächlich von großen Bewertungsportalen oder Marktforschungsinstituten ausgeschrieben und dann von Streetspotr vermittelt werden. Bei den Jobs geht es darum, Speisekarten zu fotografieren, Öffnungszeiten abzugleichen oder Cocktails zu testen. Für 1,50 Euro, mal acht Euro oder auch nur, um Punkte zu sammeln – die sogenannten Streetpoints. Denn je mehr Punkte ein Nutzer sammelt, desto besser wird seine Position in der Streetspotr-Rangliste, was ihm besser bezahlte Jobs bringt.

Vom Tellerwäscher zum Millionär? Mal sehen.

Alles zum Thema Aachener Straße (Köln)

Die erste Aufgabe heißt „drahtlos unterwegs“. 50 Punkte kann man damit verdienen. Die Aufgabe besteht darin, zu testen, ob die Fast-Food-Kette an der Ecke einen Internet-Zugangspunkt eingerichtet hat. Ich nehme an. Es folgt eine detaillierte Erklärung, wie ich vorzugehen habe. Ich setze mich also in das Restaurant und überprüfe, ob mir der Hotspot angezeigt wird: Ja. Haken dran. Dann soll ich noch ein Foto vom Eingang machen und eins von den Öffnungszeiten. Optional versteht sich. Aber da ich schon mal da bin … Das Foto ist hochgeladen – der Job erledigt. Dauer? Sechs Minuten. Schnell mal zwischendurch ist anders, finde ich. In meinem Profil erscheinen die verdienten 50 Punkte. Bis Platz eins der Rangliste ist es jedoch noch ein weiter Weg. An der Spitze steht Jochen K. Und der hat 16.260 Punkte.

Weiter geht’s. Ich brauche mehr Punkte. Schließlich habe ich auf der Homepage der Entwickler gelesen, dann könne man auch Cocktails testen. Das könnte Spaß machen. Dafür müsste ich jetzt allerdings weitermachen wie bisher: WLAN-Hotspots testen. Doch dazu fehlt mir die Lust. Ich scrolle also durch die einzelnen Jobs, bis ich auf „speis-o-grafiert“ stoße: Diese Aufgabe bringt zwar nur 15 Punkte, aber immerhin 1,50 Euro. Die Aufgabe: Ich soll nachschauen, ob sich ein bestimmtes Restaurant noch an diesem Platz befindet, und die Speisekarte fotografieren.

Gesagt, getan. Ich finde das Restaurant und die Speisekarte, die auf einem Tisch vor der Eingangstür liegt. Da diese jedoch eher dem Format eines Plakats ähnelt, muss ich sie in vier Einzelteilen fotografieren. Denn Streetspotr stellt klar: Um Geld zu verdienen, müssen alle Gerichte und Preise gut zu erkennen sein. Während ich also lustig fotografiere und mich dabei frage, ob sich hier wohl gerade jemand fragt, was ich da eigentlich mache, fällt mir auf, dass die Qualität meiner Bilder zu wünschen übrig lässt. Gut lesbar? Ich weiß nicht. Ob mir das tatsächlich Geld einbringen wird? Abwarten. Denn jeder erledigte Job wird zunächst von Streetspotr überprüft. Das kann bis zu sieben Tage dauern.

Als ich ausreichend Punkte gesammelt habe, werde ich entlohnt. Warum den Feierabend nicht mit einem Cocktail ausklingen lassen? Ich lasse mich von Streetspotr also in eine Cocktailbar an der Aachener Straße leiten. Der zu testende Cocktail kostet mich zunächst 6,90 Euro. Verdienen kann ich 8 Euro. Am Ende bezahle ich also nichts für den Cocktail und habe 1,10 Euro mehr in der Tasche. Dafür musste ich ihn fotografieren, Namen und Preis eintragen und ihn bewerten. Das war entspannt. Geht doch, Streetspotr. Auf dem Weg nach Hause öffne ich dann noch einmal die App. Gibt es hier in Ehrenfeld vielleicht auch etwas zu erledigen? Irgendwie hat es mich gepackt. Doch ich werde enttäuscht: Hotspots testen und Speisekarten fotografieren. Für 50 Punkte oder 1,50 Euro. Ich fürchte, das ist mir zu langweilig.