Günstige Wohnungen mit Salon im Erdgeschoss: Mit diesem Konzept will ein Hamburger Entwickler die Aachener Straße 443 wiederbeleben.
Ein Geisterhaus wenigerIn der Aachener Straße entstehen 53 neue Wohnungen für Kölner Studenten

Das Geisterhaus an der Aachener Straße 443 soll abgerissen werden, dafür entstehen 53 Studentenwohnungen.
Copyright: Alexander Schwaiger
In der Aachener Straße 443 sollen 53 neue Studierendenwohnungen entstehen. Der Liegenschaftsausschuss hat im nicht-öffentlichen Teil seiner Sitzung am Montagabend beschlossen, das städtische Grundstück in Braunsfeld per Erbbaurecht an einen Investor zu übergeben. Das Gebäude an der Adresse steht seit dem vorigen Jahrzehnt leer, jetzt soll es abgerissen werden und neue Wohnungen zu geringen Mieten entstehen. Damit weicht eins von Kölns leerstehenden Geisterhäusern.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, soll das derzeitige Haus auf dem mehr als 1200 Quadratmeter großen Grundstück abgerissen werden und ein Neubau mit fünf Geschossen entstehen. Das Projekt soll zehn Millionen Euro kosten und die Studierendenwohnungen öffentlich gefördert werden. Das heißt, die Investoren erhalten zinsgünstige Kredite zum Bau dieser Wohnungen, und nehmen im Gegenzug eine geringere Miete.
Wohnheimplätze für Studierende sind in Köln stark nachgefragt. Die Asten der Kölner Hochschulen kritisierten die Stadt zuletzt Ende 2024 öffentlich, sie würde die Not der 80.000 sozialbeitragspflichtigen Studierenden nicht ernst nehmen, bezahlbare Wohnungen zu finden. Das Kölner Studierendenwerk verwaltet 5000 Wohnheimplätze, selbst davon liegen nicht alle auf Kölner Stadtgebiet.
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Leerstehende Wohnungen verschärfen Probleme am Kölner Wohnungsmarkt
Den angespannten Kölner Wohnungsmarkts verschärft es noch, wenn Wohnraum in der bereits dicht besiedelten Stadt leersteht. Nach der Wohnraumschutzsatzung sind Geisterhäuser sogar illegal, andauernder Leerstand gilt als Zweckentfremdung. Jetzt soll die Aachener Straße 443 wiederbelebt werden. Es ist bereits der zweite Anlauf, nachdem ein Investor 2021 gefunden geglaubt schien, sprang er 2023 aus wirtschaftlichen Gründen wieder ab.
Die Stadt hatte daraufhin ein Konzept ausgeschrieben, das die Kombination aus Studierendenwohnungen und einer Begegnungsstätte vorsah, mit dem an die jüdische Geschichte des Ortes erinnert werden soll. Wie die Redaktion erfuhr, hat Nord Projekt Real Estate aus Hamburg das Bewerbungsverfahren für die Entwicklung des Grundstücks nun gewonnen.
Neues Kölner Studentenwohnheim mit Salon entsteht nach Hamburger Vorbild
Der Entwickler hat unter anderem in Hamburg schon ein ähnliches Gebäude mit Studierendenwohnungen und einem Salon im Erdgeschoss eröffnet, in dem regelmäßig Veranstaltungen stattfinden. Dort ist das Haus nach der jüdischen Schriftstellerin Hannah Arendt benannt. Den Aufbau der Begegnungsstätte begleitet die Moses Mendelssohn Stiftung wissenschaftlich, sie befasst sich mit jüdischer Geschichte und Kultur. Dafür soll sie auch in der Aachener Straße verantwortlich sein. Ob der Kölner Salon auch eine Widmung im Namen tragen wird, ist noch nicht bekannt.
Einst hieß das jüdische Waisenhaus, das sich ab 1910 in der Aachener Straße befand, Abraham-Frank-Haus. Das NS-Dok teilte der Stadt mit, dass 1941 Nationalsozialisten das Haus zwangsweise aufgelöst und sich die Leiterin Therese Wallach im Jahr darauf im Deportationslager Müngersdorf das Leben genommen hatte. Nach dem Krieg erhielt die Synagogen-Gemeinde Köln das Grundstück mit einer Ruine zurück und verkaufte es dann an die Stadt. Bis in die 2010er Jahre kam hier das griechische Lyzeum unter, dann musste die Schule wegen gravierender Baumängel ausziehen und das Haus steht bis heute leer.