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Kommentar

Kommerzielle Angebote
Sportkurse in Kölner Parks könnten ein Segen für die Stadtkasse sein

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
26.07.2021, Köln: Menschen treiben Sport im Teich im Volksgarten. Foto: Uwe Weiser

Ein Sportler dehnt sich im Kölner Volksgarten. (Archivbild)

Eine Stadt, die nur Riegel vorschiebt, gibt ein schlechtes Bild ab, sagt unser Autor. Die Stadtordnung sollte geändert werden.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat in der Kölner Politik eine Debatte über die Zulässigkeit kommerzieller Sportkurse in städtischen Parks angestoßen. Anna Westkämper findet: Die Grünflächen sind keine Orte zum Geld verdienen. Hendrik Geisler hingegen meint, die Stadtordnung sollte geändert werden.

Es gab Zeiten, da hatte ich noch kein Kind und mir fehlte die Ausrede, keinen Sport zu treiben. Da habe ich mir immer mal wieder ein Fußballtrikot und eine Sporthose angezogen, die Laufschuhe geschnürt und bin einfach losgerannt. Ein paar Runden ging es durch den Volksgarten, wie lächerlich wenige es waren, erzähle ich lieber nicht. Angeben kann ich damit nicht. Spielt auch keine Rolle. Ich will auf etwas anderes hinaus. Nie habe ich mich beim Sportmachen von kommerziellen Fitnesskursen, Trainerinnen und Trainern oder ihren Kundinnen und Kunden gestört gefühlt. Wenn ich einfach durch den Volksgarten geschlendert bin, übrigens auch nicht.

Stadt lehnt Anträge ohne Ausnahme ab

Dabei war es die Hochzeit der Corona-Pandemie: Nicht erst als die Inzidenz-Zahlen im vierstelligen Bereich lagen, explodierte die Nachfrage nach Outdoor-Sportangeboten. Plötzlich rannten alle draußen rum, turnten in den Parks, powerten sich aus – die einen nur für sich oder mit Freunden, die anderen buchten Sportkurse. Frech, dass die einfach in unserem Volksgarten Geld verdienen! Habe ich nie gedacht. Eher: Coole Idee, warum ist da nicht Jahre vor Corona jemand drauf gekommen?

Hendrik  Geisler

Hendrik Geisler

Hendrik Geisler ist Leiter der Kölner Lokalredaktion. Beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ war er zuvor seit 2016 Praktikant, Volontär, Polizeireporter, Wirtschaftsredakteur und Leiter der Redaktionen Leverku...

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Erst vor kurzem – die Laufschuhe nutze ich schon lange nur noch für Gartenarbeiten – weiß ich aus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: Kommerzielle Sportangebote erlaubt die Stadt Köln nicht. Selbstständige und Unternehmen können zwar Ausnahmegenehmigungen beantragen, die Verwaltung lehnt sie jedoch ohne Ausnahme ab.

Schlau wäre es, wenn die Stadtordnung geändert würde. Das ist Aufgabe der Ratspolitikerinnen und -politiker, nicht der Verwaltung
Hendrik Geisler

Mit Blick auf die geltende Stadtordnung ist ihr Handeln vermutlich richtig. Ohne Auflagen Genehmigungen zu erteilen, die Kommerzialisierung damit auf die Spitze zu treiben und die Kölner Parks völlig zu privatisieren, wäre eine schlechte Idee. Schlau wäre es hingegen, wenn die Stadtordnung geändert würde. Das ist Aufgabe der Ratspolitikerinnen und -politiker, nicht der Verwaltung.

Mein Vorschlag: Pro Park gibt es für kommerzielle Anbieter von Sportkursen gegen Gebühr eine begrenzte Zahl von Genehmigungen, Trainings auf städtischen Grünflächen durchzuführen. Hinzu kämen klar definierte Nutzungszeiten, zum Beispiel zwischen 8 und 10 Uhr sowie von 14 bis 16 Uhr. Damit könnten Auflagen verbunden werden: Flächen dürfen für Kurse nicht abgesperrt, Besucherinnen und Besucher nicht vertrieben werden. Lautsprecheranlagen sind ebenso tabu wie die Nutzung von Geräten, die für alle Besucherinnen und Besucher installiert wurden. Im gleichen Schritt gilt es, die Bußgelder für Verstöße gegen Auflagen auf ein schmerzhaftes Maß anzuheben. Anbieter und Firmen, die dann meinen, für sie gelten die Regeln nicht, bekämen nach Verstößen nicht nur Bußgelder aufgebrummt, sondern auch keine Nutzungsgenehmigungen mehr erteilt.

Der Sorge vor Bürokratie lässt sich entgegentreten

Die Einnahmen, die in diesem System generiert werden, müssten von der Stadt im Gegenzug für die Pflege der Parks und Grünflächen verwendet werden – ein Segen für die klamme Kölner Stadtkasse.

Die Sorge vor überbordender Bürokratie ist verständlich – ihr lässt sich aber entgegentreten. Wer einen Antrag auf die kommerzielle Parknutzung stellt, sollte beim ersten Mal überprüft, dann aber für kommende Anträge freigeschaltet werden. Warum soll es nicht möglich sein, die Genehmigungen anschließend im Rahmen eines automatisierten Verfahrens ohne weiteren personellen Aufwand zuzuteilen?

Es geht bei der Frage nach der kommerziellen Nutzung der Kölner Parks auch darum, sich als moderne Metropole zu positionieren. Professionelle, aber niedrigschwellige Angebote an der frischen Luft werden gerade von jungen Menschen gerne genutzt. Eine Stadt, die nur Riegel vorschiebt, statt Chancen zu bieten, und sich nicht traut, neue Wege zu gehen, gibt ein schlechtes Bild ab.