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Kommentar

Kommerzieller Sport in Kölner Parks
Eine Grünanlage ist kein Open-Air-Fitnessstudio zum Geld verdienen

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Die Stadt bietet über das Programm „Kölle aktiv“ selbst Sportkurse im Freien an.

Die Stadt bietet über das Programm „Kölle aktiv“ selbst Sportkurse im Freien an.

Sport in Parks muss erlaubt sein. Aber nicht für professionelle Anbieter von Fitnesskursen, meint unsere Autorin.

Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat in der Kölner Politik eine Debatte über die Zulässigkeit kommerzieller Sportkurse in städtischen Parks angestoßen. Hendrik Geisler findet, die Stadtordnung sollte geändert werden, um sie zu ermöglichen. Anna Westkämper halt dagegen und sagt: Die Grünflächen sind keine Orte zum Geld verdienen.

Es ist eine Szene, die mittlerweile wohl jeder von uns kennt: Sie liegen im Volksgarten, im Blücherpark, im Mülheimer Stadtgarten, welcher Park nun mal ihr liebster ist. Sie schließen die Augen, das Gras unter den Füßen, ein kleiner Moment der Stille, der Entspannung, mitten in der Metropole. Bis einige Meter weiter auf einmal aus einer Box Musik wummert, eine Trainerin ihre Kursteilnehmer anbrüllt: „Komm schon, noch 30 Sekunden!“

Anna  Westkämper

Anna Westkämper

Redakteurin in der Kölner Lokalredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Master of Arts an der Universität zu Köln, nun Lehrbeauftragte für Lokaljournalismus ebenda. 2022 wurde sie gemeinsam mit ihrem Ko...

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Kommerzielle Sportangebote in Parks sind in Köln keine Ausnahme mehr. Obwohl es sie dort eigentlich gar nicht geben dürfte, wie wir kürzlich berichteten. Und wenn es nach mir ginge, muss die Stadt solche Anbieter auch nicht dulden. Denn eine Grünanlage ist kein Open-Air-Fitnessstudio, kein kostenloser Kursraum, der benutzt werden kann, um selbst damit Geld zu verdienen. Die Kölner Grünanlagen sind für alle da – und das kostenlos. Dabei soll es auch bleiben.

Kostenloser Sport in Parks kommt der Allgemeinheit zugute

Nicht, dass Sie mich da falsch verstehen: Natürlich möchte ich den Sport aus den Parks nicht verbannen. Jeder soll weiterhin seine Jogging-Runden durch den Grüngürtel drehen können (ich verzichte da freiwillig, aber das hat eher konditionelle Gründe…). Ich habe auch nichts gegen gemeinsame Yoga-Übungen im Park, oder private Trainingsgruppen, bei denen man sich gegenseitig durch den Trimm-Dich-Pfad schickt. Aber es darf von Unternehmen und professionellen Trainerinnen und Trainern keinen Anspruch auf öffentliche Flächen geben. Vor allem nicht, ohne dafür etwas zu bezahlen. Mit „Kölle aktiv“ bietet die Stadt immerhin selbst Sportkurse im Freien an. Für diese kann sich aber jeder kostenfrei anmelden. Solche Angebote kommen der Allgemeinheit zugute und sollten auch weiterhin bestehen bleiben.

Szene aus dem „Gute Laune Bootcamp“ von der Kölnerin Larissa Kurzer.

Szene aus dem 'Gute Laune Bootcamp' von der Kölnerin Larissa Kurzer, die Sportkurse im Freien anbietet.

Kommerzielle Sportkurse in Parks können dagegen einen ausschließenden Charakter haben. Schon jetzt kommt es zu Situationen, in denen Kurse teils über eine Stunde lang Sportgeräte in Parks in Anspruch nehmen. Wer in der Zeit selbstständig in den Park kommt und dort trainieren will, findet eine blockierte Anlage vor. Das ist nicht fair, sind doch gerade Sport und Erholung zwei Dinge, die jeder in Köln suchen kann, ohne dafür Geld bezahlen zu müssen.

Grüne Orte werden immer wichtiger

Nun finden nicht in jedem Kölner Park von 7 Uhr morgens bis 20 Uhr abends stündlich Fitnesskurse statt, mögen Sie sagen. Das stimmt (auch wenn es sich im Volksgarten für mich manchmal so angefühlt hat). Wenn die Stadt, um kommerzielle Sportangebote zu legalisieren, jetzt aber die Stadtordnung ändern würde, könnte theoretisch jeder Fitnesstrainer der Stadt Anspruch auf eine Nutzung der Grünfläche erheben.

Wie will man die Angebote dann so koordinieren, dass ganze Parkabschnitte nicht tatsächlich dauerhaft belegt sind? Festgelegte Flächen, festgelegte Zeiten? Das würde zu einem unfassbaren Verwaltungsaufwand führen, bei dem am Ende immer noch über die gerechte Verteilung gestritten würde. Sich mal eben über eine App einbuchen, wie es bei den großen Fitnessanbietern mittlerweile läuft, das geht bei städtischen Flächen nun mal nicht.

Mit seinen Grünanlagen wird Köln in den kommenden Jahren behutsam umgehen müssen. In Zeiten der Klimakrise werden grüne Orte zur Abkühlung und zur Erholung in der Stadt immer wichtiger. Und ja, auch zum Sport treiben. Aber nicht für professionelle Anbieter.