Köln – Die Stadt Köln richtet nach vierjähriger Pause wieder ein städtisches Servicebüro für Film- und Fernsehproduktion ein. In der Branche wird das begrüßt, unter anderem, weil die Erfahrungen mit der Verwaltung in der Vergangenheit als nicht immer zufriedenstellend bezeichnet werden.
Beispielsweise sagte Leopold Hoesch, Geschäftsführer von Broadview.tv („Klitschko“, „Nowitzki. Der perfekte Wurf“), zur Frage, wie die Zusammenarbeit mit der Stadt ist: „Nicht immer optimal. Was auch am Fehlen eines solchen Büros liegt. Da ich Dokumentarfilm mache, bin ich nicht so sehr davon betroffen wie meine Fiction-Kollegen, die teilweise schon sehr enttäuscht worden sind.“
Seine persönliche Zusammenarbeit mit der Stadt ist laut seiner Aussage gut, er findet eine solche Anlaufstelle für Produktionsunternehmen hilfreich.
Bis 2019 gab es dieses Büro schon einmal. 20 Jahre nach der Gründung sollte es in die neu gegründete Wirtschaftsförderungsgesellschaft Köln-Business wechseln, doch es blieb bei der Überlegung. Die Verwaltung schreibt über die fast vierjährige Pause seit 1. Februar 2019: „Diese Aufgaben wurden seither nicht mehr wahrgenommen.“
Branche fordert mehr als Sonntagsreden
Jetzt hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) angekündigt, die Stabstelle Event in ihrem Amt neu zu organisieren und um den Bereich Film und Fernsehen zu erweitern. Denn gerade in der Corona-Pandemie hat es Produktionsfirmen gegeben, die mehr als Sonntagsreden zum Medienstandort gefordert haben. Auch der zeitweise Umzug des Fernsehpreises nach Düsseldorf war ein Rückschlag für die Stadt, nun findet er Mitte September wie im Vorjahr in Köln statt.
Laut der Industrie- und Handelskammer arbeiten im gesamten IHK-Bezirk, also auch dem Umland, 19.253 Unternehmen in der sogenannten Medienwirtschaft, davon waren 2021 insgesamt 7193 Beschäftigte mit der Herstellung von Filmen, Videofilmen und Fernsehprogrammen beschäftigt. 2017 waren es demnach 5906.
Zentraler Ansprechpartner fehlte
Bislang kümmerten sich um die Genehmigungen für Dreharbeiten unter anderem das Ordnungsamt, das Grünflächenamt oder das Presseamt. Doch es fehlte laut Stadt ein zentraler Ansprechpartner, der einen übergeordneten Blick hat, alle Stellen vernetzt.
Dreharbeiten bringen ja auch Probleme für die Kölnerinnen und Kölner, beispielsweise wenn Straßen, Plätze oder Parkplätze gesperrt werden müssen, vor allem an beliebten Drehorten. Die neue Stabstelle soll auch für Bürgerinnen und Bürger eine Anlaufstelle bei Fragen sein.
Laut Stadt soll sie Anfang 2023 ihre Arbeit komplett aufnehmen, noch fehlt aber ein Leiter oder eine Leiterin. Hoesch sagte dazu: „Der Erfolg des Büros wird auch von der Person abhängen, die es leitet.“
Nachfolger für Leiter Wieneke gesucht
Bislang ist Günter Wieneke für die Events zuständig, doch er geht in Rente im Laufe des Jahres, es braucht eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. Die achtköpfige Stabstelle soll nun um zwei Mitarbeiter wachsen.
Nach der vierjährigen Pause will Reker die Anbindung an das Amt der OB als Signal an die Produktionsunternehmen verstanden wissen, wie viel Bedeutung der Standort Köln hat. Laut Stadtverwaltung ist Köln „der wichtigste Standort für Film- und Fernsehproduktionen in Deutschland“, unter anderem RTL und WDR produzieren hier.
Reker sagte: „Mit der Einrichtung des Servicebüros und der Neuausrichtung der Stabsstelle Events, Film und Fernsehen stärken wir die Bedeutung Kölns und positionieren uns zudem als drehfreundlicher Produktionsstandort.“ (mhe)