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SteinfigurenBarbara Schock-Werner und Norbert Feldhoff zieren den Dom

Lesezeit 5 Minuten

Innenstadt – Das ist eine Aussicht für die Ewigkeit. Zumindest für die nächsten 500 Jahre, bis der Stein verwittert ist. Dann werden Denkmalpfleger, die sich mit dem Dom beschäftigen, entscheiden müssen, ob sie die Figur der ersten Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner, die 2012 in Rente ging und zu diesem Anlass in Stein gemeißelt wurde, rekonstruieren möchten – die verwitterten Lachfalten und die auffälligen Ohrringe.

Barbara Schock-Werner blickt seit kurzem vom südlichen Querhaus der Kathedrale aus 20 Metern Höhe auf den Roncalliplatz. Ein Privileg, das sie mit dem im vergangenen Jahr ausgeschiedenen Dompropst Norbert Feldhoff teilt. Dessen freundliches Lächeln und seine markanten Ohren werden weithin sichtbar sein, wenn das Baugerüst eines Tages aus dem Gesims verschwunden ist.

Selbst für Dombaumeister nicht selbstverständlich

Dass es selbst für einen Dombaumeister keineswegs selbstverständlich ist, als Skulptur am Dom verewigt zu werden, weiß Matthias Deml, Kunsthistoriker und Sprecher der Dombauhütte. Mit ihm begeben wir uns auf einen Rundgang, auf die Suche nach Persönlichkeiten, denen dies gelungen ist. Von Meister Gerhard, unter dessen Führung 1248 der Bau begann, wird man nie genau wissen. Ist er es oder ist er es nicht? Hinter dem Dom-Chor, dem ältesten Teil der Kirche, lässt sich im mittleren Fenster der Achskapelle in der obersten Spitze des Bogens mit Mühe ein Köpfchen entdecken, von dem gemutmaßt wird, es könne sich um Gerhard von Rile handeln. „Letzten Ende ist das Spekulation“, sagt Matthias Deml. „Man kann es glauben oder nicht. Es ist halt eine schöne Geschichte.“

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Aus dem Mittelalter gebe es nur ganz wenige Darstellungen. „Es war damals so, dass im Innenraum des Doms nur selten weltliche Menschen bestattet werden konnten, sondern in erster Linie die Dom-Geistlichkeit.“ Matthias Deml weist uns auf die Ausnahmen hin. Das Grabmal des Konrad Kuene van der Hallen, Dombaumeister von 1445 bis 1469, befindet sich in der Kathedrale und ist recht gut erhalten. Es zeigt den Kuene in Demut kniend vor der Gottesmutter Maria. Er trägt ein kleines Wappenschild bei sich, auf dem sein Steinmetzzeichen erscheint. Hinter ihm steht der heilige Andreas, der für seine Seele Fürsprache hält – am Jüngsten Tag. Ob Kuene im 15. Jahrhundert auf die Darstellung hat Einfluss nehmen dürfen, ist nicht überliefert. Fest steht: Barbara Schock-Werner und Norbert Feldhoff mussten sich der künstlerischen Freiheit der Steinmetze beugen.

Von den zehn Baumeistern des Mittelalters hat es nur ein weiterer in den Dom geschafft: Kuenes Vorgänger Nikolaus von Bueren, Chef der Dombauhütte zwischen 1425 und 1445. Sein Grabmal lagert inzwischen in den Beständen des Museums Kolumba. Eine Darstellung von Bernhard Hertel, zwischen 1903 und 1927 vierter Dombaumeister der Neuzeit, findet sich an einer Fiale, die als Gedächtnismal für die Gefallenen der Dombauhütte im Ersten Weltkrieg diente. „Hertel hat wohl selbst einen Sohn im Ersten Weltkrieg verloren.“

„Schöpferische Denkmalpflege“ bis in die 80er

Einem Paradigmenwechsel in der Denkmalpflege haben es die Dombaumeister der Neuzeit zu verdanken, dass sie an der Kathedrale verewigt wurden. Arnold Wolff (1972 bis 1999) schaut aus 27 Metern Höhe auf den Bahnhofsvorplatz. So wie man ihn kennt, mit der für ihn so charakteristischen Fliege. Wolff ist bis heute begeisterter Fliegenträger.

„In der Nachkriegszeit ab 1945 beim Wiederaufbau des Doms bis etwa 1980 hat man am Dom eine schöpferische Denkmalpflege betrieben“, sagt Deml. „Die Devise war, den Dom grob so aufzubauen, wie er mal war. In den Details hat man den Steinmetzen unter der Regie des Dombaumeisters Willy Weyres aber viele Freiheiten gelassen. Statt der Blattwerk-Kapitelle haben sie damit begonnen, figürliche Kapitelle zu schlagen. Teilweise in ganz modernen Formen.“ Das war eine gute Gelegenheit für viele Mitarbeiter der Dombauhütte, sich selbst ein Denkmal für die Ewigkeit zu schaffen.

Auf diesem Weg ist auch ein Hüttenmeister an die Kathedrale gelangt: Anton Meid, der 2002 in den Ruhestand ging. Ihn können alle Besucher entdecken, die die Geduld haben, auf eine der über Wochen hinaus ausgebuchten Führungen über die Dächer des Doms zu warten. Aus 27 Metern Höhe schaut Meid neben dem Bauaufzug auf der Nordseite – in Basaltlava gehauen – nach unten. Mit seiner charakteristischen Baskenmütze, dem Handy am Ohr und mit einem Fuß in einem Topf, weil er ab und an in ein Fettnäpfchen getreten ist.

Hennes bis Kennedy - Wer hat es alles an den Dom geschafft?

Die künstlerischen Freiheiten nach 1945 haben die Steinmetze reichlich genutzt, um sich gegenseitig an der Kathedrale zu verewigen. Daneben finden sich an der Nordfassade Fußballspieler, Boxkämpfer, der Geißbock des 1. FC Köln, ein Funkemariechen, US-Präsident John F. Kennedy, Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle und Nikita Chruschtschow, Ministerpräsident der Sowjetunion, in der berühmten Szene, wie er bei einer UNO-Vollversammlung mit einem Schuh auf das Rednerpult einschlägt. „Das ist ein Panoptikum der Nachkriegszeit“, sagt Deml. „Wie viele Figuren das genau sind, hat niemand gezählt. Man hat damals gedacht, dass jede Generation, die am Dom weiterbaut, durchaus die eigene Formensprache und die eigenen Gedanken einbringen soll.“

Arnold Wolff hat diesem Steinmetz-Treiben in den 1980er Jahren ein Ende bereitet. Seither ist man in der Dombauhütte bemüht, möglichst alles wieder in den ursprünglichen Formen zu rekonstruieren und das Form-Empfinden des 19. Jahrhunderts nachzuahmen, „selbst wenn es keine Originale mehr gibt“, weiß Deml. „Bis auf ganz wenige Ausnahmen wie bei Barbara Schock-Werner und Norbert Feldhoff.“ Und so wird einer garantiert nicht in Stein gemeißelt am Dom fortleben: Michael Hauck, obwohl er der Einzige in der Geschichte der Kathedrale ist, der den Job des Dombaumeisters vorzeitig aufgeben musste. Er trennte sich nach arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen in gegenseitigem Einvernehmen mit dem Domkapitel. Und schied damit als Erster nicht durch das Erreichen des Rentenalters oder schlichtes Ableben im Amt aus.