Köln – Der Regen kam dann doch nicht. Mal wieder. Für Mitte dieser Woche hatten Meteorologen zumindest einige Schauer prognostiziert. Doch aus den Kölner Wolken fielen allenfalls ein paar Tropfen. Die rund 1,5 Millionen Bäume in der Stadt ächzten unter der aktuellen Dürre. Einige von ihnen werfen die Blätter ab – eine direkte Folge der anhaltenden Trockenheit und hohen Temperaturen. Die Stadtverwaltung analysiert die „Stresssituation“ der Kölner Bäume.
Der Boden mancher Parks sieht aus wie im Herbst. Er ist bedeckt mit herabgefallenen Blättern. „Die Bäume reagieren mit Laubfall auf Dürre und Hitze“, erläutert Gerhard Stricker vom Amt für Landschaftspflege und Grünflächen. Über die Blätter verdunsten Bäume Feuchtigkeit. Bei langer Trockenheit und extremer Wärme entledigen sie sich ihrer Blätter, um das bisschen Feuchtigkeit, dass sie noch in sich tragen, nicht zu verlieren. „Es ist ein natürlicher Prozess“, sagt Stricker. Das sieht dramatisch aus, führe aber nicht automatisch zum Absterben der Bäume. „Aber sie sind weniger vital, das beobachten wir verstärkt“, erklärt Stricker. Und was diese verminderte Vitalität bedeute, zeige sich erst im kommenden Frühjahr: Die Bäume wachsen weniger, das Geäst treibt weniger aus. Weniger Vitalität bedeute auch weniger Widerstandskraft. „Die Bäume werden anfälliger für Schädlinge und Pilze“, sagt Stricker. Besonders Birken litten unter der Dürre, weil sie einen hohen Wasserbedarf hätten. Als Straßenbäume, wo der Untergrund wegen der Nähe zu versiegelter Fläche ohnehin für Bäume schwierig ist, pflanzt die Stadt schon gar keine Birken mehr.
Zustand der Bäume „noch nicht so schlimm“
„Bislang ist der Zustand der Bäume augenscheinlich noch nicht so schlimm“, urteilt Stricker. Verstärkte Fällungen von vertrockneten Bäumen gebe es noch nicht. Dennoch wäre Niederschlag nun ein Segen. „Eine Woche kräftiger Landregen wäre schon mal ein Anfang, damit die obere Bodenschicht durchfeuchtet wird“, sagt Stricker. Die ersten etwa 50 Zentimeter Boden sind zurzeit knochentrocken, schätzt er. Auf längere Sicht müsse es aber noch viel mehr Regnen, damit sich die Vegetation von den Dürresommern 2018, 2019, und 2020 erholen könne. Das vergleichsweise niederschlagsreiche vergangene Jahr habe kaum Linderung gebracht. „Wir bräuchten zwei bis drei Jahre mit richtig viel Regen“, so Stricker.
Doch mit langanhaltendem Regen ist zumindest in den kommenden Tagen ist weiterhin kaum zu rechnen. Der Deutsche Wetterdienst sieht aktuell eine „unsichere Entwicklung“, in der trocken-heiße Witterung ebenso möglich ist wie eine erhöhte Regen- und Gewitterwahrscheinlichkeit. Meteorologische Portale wie Wetter Online oder Wetter.com sehen in den kommenden zwei Wochen ebenfalls nur an wenigen vereinzelten Tagesabschnitten die Chance auf sehr geringe Niederschlagsmengen. Extremer Starkregen auf völlig ausgetrocknetem Boden, wie es ihn vergangenes Jahr gab, hilft übrigens nicht besonders weiter, weiß Stricker. Die Böden könnten die plötzlichen Wassermassen kaum aufnehmen, vieles vom Regen würde einfach abfließen, statt zu versickern. „Es bräuchte kontinuierlichen Niederschlag“, sagt Stricker.
Das könnte Sie auch interessieren:
Die Bäume haben großen Einfluss auf das Mikroklima Kölns. Sie binden CO2, filtern Feinstaub aus der Luft, regeln den Wasserabfluss, spenden Schatten und verhindern damit eine Überhitzung der Stadt. „Der Stadtbaumbestand spielt somit eine entscheidende Rolle bei der Abmilderung der Folgen des Klimawandels", erläutert die Stadt. Deshalb reagiert die Stadtverwaltung und verstärkt Baumarten, die besser mit Hitze und Trockenheit klarkommen. Etwa solche aus dem Mittelmeerraum, die Dürre gewohnt sind. Auch werden viele verschiedene Baumarten gepflanzt, damit es nicht gleich überall kahl wird, wenn eine Sorte zum Beispiel wegen Schädlingen besonders leidet. „Zukunftsbäume“ nennt Stricker diese trockenheitsresistenten Gewächse. Denn: „In Zukunft rechnen wir weiterhin mit Dürren und Hitzeperioden.“