Zum Tag der offenen Moschee in Köln kam auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Es ging unter anderem um den öffentlichen Muezzinruf.
Tag der offenen MoscheeBesuch von Oberbürgermeisterin Reker und Diskussion über den öffentlichen Muezzinruf
Vor knapp einem Jahr erscholl an der Ditib-Zentralmoschee zum ersten Mal öffentlich der Muezzinruf zum Freitagsgebet. Die mediale Aufmerksamkeit war enorm, auch schon im Vorfeld, nachdem das Vorhaben der Stadt, muslimischen Gemeinden den Ruf im Rahmen eines Modellprojektes zu gestatten, publik geworden war.
Unter befürwortende Stimmen mischte sich zum Teil heftige Kritik. Darauf ging Oberbürgereistein Henriette Reker am Dienstag, dem Tag der offenen Moschee, in ihrem Grußwort ein, das sie vor zahlreichen Besuchern und Besucherinnen im Gebetssaal der Zentralmoschee hielt. „Ich war wie viele Kölner und Kölnerinnen erschreckt davor, welche ablehnende Reaktionen Ihre Gemeinde erdulden musste, und ich bedanke mich dafür, wie sie mit dieser Situation umgegangen sind“, sagte sie im Beisein von Muharrem Kuzey, dem Vorsitzenden des Ditib-Bundesverbands. Die Ditib, die mit deutschem Namen Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion heißt, ist der größte Moscheeverband in der Bundesrepublik.
Angesichts der Anfeindungen wegen des Muezzinrufs fuhr Reker fort: „Sie haben meinen großen Respekt, dafür, dass Sie sich nicht haben beirren lassen in Ihrer Haltung, stets in guter Nachbarschaft mit den Kölnern und Kölnerinnen zu leben.“ Die Zentralmoschee gehöre ebenso zu Köln wie die Menschen muslimischen Glaubens und die Möglichkeit, „dass sie ihre Religion praktizieren“. Das Modellprojekt sieht vor, dass der Ruf freitags einmal zwischen 12 und 15 Uhr höchstens fünf Minuten lang ertönen und eine bestimmte Lautstärke nicht überschreiten darf.
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Köln: Der Tag der offenen Moschee
Der Tag der offenen Moschee, 1997 entstanden, findet immer am Tag der Deutschen Einheit statt. Diesmal stand er unter dem Motto „Das Gebet. Besinnt. Belebt. Verbindet.“ Zur Bedeutung des Gebets als eine der fünf Säulen des Islams sagte Kuzey, es verbinde Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kulturen und Sprachen und erinnere daran, „Teil der globalen Gemeinschaft des Glaubens zu sein“. Gerade in Zeiten von Katastrophen wie den Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet und in Marokko sowie den Überschwemmungen in Libyen zeige sich, welch „heilende Kraft“ Gebet und Gottvertrauen hätten. Das ganze Jahr über biete das Moscheeforum, das sich als Plattform für den Dialog und das Zusammenwachsen der Zentralmoschee mit der Stadtgesellschaft versteht, die Gelegenheit, sich über den Islam und das Gotteshaus zu informieren. In diesem Jahr seien schon rund 11900 Besucher und Besucherinnen aus der ganzen Welt registriert worden, von Schülergruppen bis zu Vertretern anderer Religionsgemeinschaften.
Diskussion über den Muezzinrufs
Das Thema des Muezzinrufs kehrte wieder im „Nachbarschaftsgespräch“. Rund 30 Interessierte nahmen daran teil, von denen niemand an dem Projekt Anstoß nahm. Es passe zu einer weltoffenen, multikulturellen Stadt wie Köln, sagte ein Besucher. Murat Şahinarslan, Direktor des Moscheeforums, betonte, man habe es bei der „dezenten“ Lösung belassen, oberhalb der Haupteingangstür zum Gebetsaal zwei kleine Lautsprecher zu installieren, aus denen der Ruf über den erhöhten, etliche Meter von der Venloer Straße entfernten Vorplatz der Moschee schallt. Die Aufregung über das Kölner Projekt sei sonderbar, schließlich werde schon seit Jahren von rund 260 Moscheen in Deutschland öffentlich zum Gebet gerufen, etwa in Düren. Mustafa Kader ist der Mann, der dies als Imam der Ditib-Zentralmoschee im Oktober 2022 zum ersten Mal tat. Zwar hätten ihn die negativen Medienberichte „mitgenommen“, sagte er, doch er habe gewusst, dass sie „nicht der Wahrheit entsprechen“. In seinem Umfeld seien die Reaktionen positiv gewesen, etwa bei Nachbarn.
Eine alteingesessene Ehrenfelderin, die dem Projekt im Prinzip wohlwollend gegenübersteht, sprach gleichwohl einen neuralgischen Punkt an; sie nannte ihn „Anbindung an Erdoğan“. Kritiker lasten der Ditib an, dass sie der Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für religiöse Angelegenheiten der Türkei (Diyanet) untersteht und dieses seinerseit direkt dem türkischen Präsidenten unterstellt ist. Şahinarslan sagte, die Beziehung zum Diyanet betreffe allein die Auslegung des Islams, also theologische Fragen. Politik spiele schon satzungsgemäß keine Rolle; die Moscheegemeinden hätten „weder eine Rechts- noch eine Linksorientierung“. Auf das Diyanet sei man finanziell angewiesen, weil es die von ihm entsendeten Imame bezahle. Im Übrigen veränderten sich die Moscheegemeinden zusehends: Immer mehr Gläubige stammten nicht aus der Türkei, sondern aus anderen muslimischen Ländern.