„Kumm Mädche danz“ im TanzbrunnenPaveier geben erstes großes Konzert seit zwei Jahren
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Köln – „Mir sin Kölsche“, dröhnt es aus den Lautsprecherboxen. Drei Worte und die Halle tobt. „Us Kölle am Rhing“, schallt es retour. Das Konzert ist eröffnet. Die Paveier sind zurück. Rund 1000 Fans stehen am Freitag- und Samstagabend vor ihren Stühlen und können es kaum abwarten, ihre Idole wieder live zu erleben.
Erstes großes Konzert seit Corona
„Herzlich willkommen zu unserem Konzert im Theater am Tanzbrunnen“, begrüßt Frontmann Sven Welter am Samstagabend ungewohnt förmlich seine Gäste. Für diesen Spruch habe er zwei Jahre lang vor dem Spiegel geübt, sagt er. Abgesehen von einigen kleineren Auftritten habe die Band nämlich so lange keine Konzerte mehr gegeben. Die Gründe dafür sind bekannt. Nun sind die Corona-Maßnahmen gelockert. Die Masken fallen. Die Atmosphäre: freudig erregt. Zweieinhalb Stunden lang steht die Musik über allem. „Kumm Mädche danz“, lautet die klare Aufforderung von Markus Steinseifer, Johannes Gokus, Hans-Ludwig „Bubi“ Brühl, Detlef Vorholt, Klaus Lückerath und Sven Welter zur ständigen Bewegung vor den nummerierten Stühlen.
Im unbestuhlten Bereich wibbeln kleinere Grüppchen im Takt, reißen beim Karnevalshit „Hau op de Trumm“ die Arme hoch, filmen sich dabei gegenseitig. Kaum jemand, der ohne Handy tanzt. Die Stimmung ist super. Endlich wieder die Lieblingshits mitsingen. FC-Fans, die zuvor noch ihrem Club im Stadion zujubelten, schwenken ihre rot-weißen Schals. Andere feiern beim Konzert den Abschied ihres Junggesellendaseins.
Für Welter sei der Tanzbrunnen ein besonderer Ort. Seine erste Zusammenkunft als Sänger und Gitarrist mit den Paveiern vor zwölf Jahren sei im Tanzbrunnen gewesen. „Das Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen der Band war auch hier“, sagt er. Im nächsten Jahr feiert die Band ihren 40. Geburtstag. „So lange wollten wir eigentlich gar nicht machen“, sagt Keyboarder und Gründungsmitglied Detlef Vorholt mit Blick auf die Anfänge. Außer ihm sind noch die Gitarristen Bubi Brühl und Klaus Lückerath als „Ur-Paveier“ dabei. „In dieser Besetzung kriegen wir auch noch weitere 10 bis fünfzehn Jahre hin“, scherzt Vorholt.
Ernster wird es beim Thema Russland-Krieg gegen die Ukraine. 2001 habe die Band ein Lied zum Krieg in Jugoslawien geschrieben, erzählt Bubi Brühl. Es sei unfassbar, dass es heute noch Machthaber gebe, die aus der Vergangenheit nichts gelernt haben, sagt er. „Unger d’r Sonn“ ist der Titel des einfühlsamen Songs von damals, in dem es im Text heißt: „Normal jeiht dat Levve he singe Jang. Ävver tireck nevvenan es Kreech. (...) Mer stonn im Leech, un die im Schatte. Un die Welt luurt zo, un alles he unger d’r Sonn.“ Das Publikum honoriert den nachdenklichen Song mit viel Beifall.
Gefühle auch beim Hit „Heimat es“. Pathos hin, Kölsch-Klischee her: das Lied berührt! Rockiger wird’s dann wieder beim 1985-Titel „Beim Toni an d'r Iesbud“ und natürlich den Klassikern „Dat jeiht vorbei“, „Bütz mich“ und dem Ohrwurm-Song „Leev Marie“. Für die Kölsche us Kölle am Rhing und alle die es werden wollen, planen die Paveier in ihrem Jubiläumsjahr 2023 ihre Konzerte traditionell wieder im „Millowitsch“ an der Aachener Straße. „Obwohl“, sagt Welter, „wir uns ja im Tanzbrunnen auch wie im Millowitsch fühlen.“