Herr Breuer, wie ist die Stimmung in Ihrem Team?
Die Stimmung ist gut, wir bekommen viel Unterstützung. Jetzt zählt, dass aus der Stimmung auch Stimmen werden. Wir gehen zuversichtlich in den Parteitag.
Stören Sie mit Ihrer Bewerbung den Wahlkampf?
Ich habe meine Kandidatur im Juli bekanntgegeben, drei Monate vor der Wahl. Die These ist also sehr gewagt. Stünde die Wahl des Parteivorsitzenden ohne Gegenkandidaten an und man hätte den Termin am 4. September angesetzt, hätten alle gesagt: Das ist doch Wahnsinn. Jetzt haben wir zwei Kandidaten, die logischerweise um Zustimmung werben – und plötzlich soll der Termin vor der Wahl stattfinden. Wir haben uns klar dagegen ausgesprochen.
Hat der frühe Termin Einfluss auf Ihre Chancen?
Da möchte ich mich ein wenig zurücknehmen. Man kann sich auch in kurzer Zeit präsentieren. Das Problem sehe ich eher in der Außenwirkung. Wie kann man den Menschen erklären, dass wir 22 Tage vor einer Bundestagswahl eine innerparteiliche Auseinandersetzung führen? Mir ist das nicht klar.
Was wird sich ändern, wenn Sie gewinnen?
Wir müssen viel mehr mit unserer Basis kommunizieren. Es ist in Ordnung, dass wir Strukturen haben. Aber es kann nicht sein, dass sich ein Großteil unserer Mitglieder nicht mehr mitgenommen fühlt. Wir sind in die Partei eingetreten, um konstruktiv zu diskutieren. Die CDU muss sich fragen, ob sie noch Volkspartei ist und ob sie die Menschen noch erreicht. Ich sehe da großen Nachholbedarf. Wir wollen wieder Lust auf die CDU machen.
Was werden Sie denn konkret umsetzen?
Wir wollen zunächst den Partei- und Fraktionsvorsitz trennen. Die CDU braucht wieder ein Gesicht, das die eigenen Positionen vertritt – unabhängig davon, was dann im Rat durchsetzbar ist. Kaum jemand weiß doch, wofür die Kölner CDU heute im Kern steht. Unser Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger zu fragen, wie denn 2030 die Stadt aussehen soll. Wir wollen mehr zuhören und niemandem die Welt erklären. Die Menschen in unserer Stadt sind klug. Wir dürfen auch durch die Beschäftigung mit Minderheiten nicht vergessen, was die Mehrheit will.
Was will denn die Mehrheit?
Wir wollen dem nicht vorgreifen. Aber ein paar Schlaglichter: Das Thema Klinikfusion wird oft aus einer rein ökonomischen Perspektive diskutiert. Wir haben doch spätestens in der Pandemie gemerkt, dass Gesundheit ein sehr sensibles Gut ist. Wir können Holweide nicht einfach dicht machen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Wenn man 650 Millionen Euro für ein Opern- und Schauspielhaus hat, die KVB-Bahnen aber ohne WLAN fahren, dann fragen sich doch die Bürger: In welcher Veranstaltung bin ich hier? Dasselbe beim FC-Ausbau. Kann man diesem Verein, dem ich als Mitglied sehr verbunden bin, nicht sagen, dass das Trainingszentrum ein paar Kilometer außerhalb stehen soll, um den Grüngürtel zu schützen? Ich denke schon.
Wie wollen Sie junge Menschen von sich überzeugen?
Wir brauchen eine Kultur, in der wir Mitglieder ausbilden und entwickeln, damit sie morgen und übermorgen Funktionen übernehmen. Wir müssen den Nachwuchs begeistern, mitnehmen in Sitzungen und Ausschüsse. Im Rat sitzt ein junges CDU-Mitglied. Das ist viel zu wenig.
Welche Rolle spielt die Kienitz-Affäre für die Wahl am Samstag?
Ich denke nicht, dass das Thema durch ist. Aber ich habe keine Lust, mich mit solchen Dingen zu befassen. Die Verantwortung liegt eindeutig in der Fraktion und beim Fraktionsvorsitzenden. Vor drei oder vier Jahren wäre Herr Petelkau nach einer solchen Geschichte vor die Presse getreten, hätte seinen Hut gezogen und gesagt: Es tut mir leid. In dieser Phase ist er nicht mehr, er hat keine Leute mehr um sich, die kritisch darauf schauen, was er macht. Das wichtigste Gut eines Politikers ist Glaubwürdigkeit. Und die wird gerade verspielt.
Hat sich die Kandidatur auch gelohnt, wenn Herr Petelkau am Samstag gewinnt?
Auf jeden Fall. Wir haben eine Aufbruchsstimmung erzeugt. Der Glaube, den einige haben mögen, man könne schnell vor der Bundestagswahl einen Parteitag veranstalten, den Hammer rausholen und dann wäre Ruhe, diesen Glauben können Sie vergessen. Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Wenn wir nicht gewinnen, gewinnen wir beim nächsten Mal. Unsere Vorstellungen von einer anderen Partei verschwinden ja nicht einfach. Die Kölner CDU wird Gewinner der Wahl sein, so oder so.