Herr Petelkau, was haben Sie in den kommenden zwei Jahren vor?
Wir wollen Köln weiter verantworten, das war der Slogan vor der Kommunalwahl und das ist weiterhin mein Motto. Der Koalitionsvertrag zeigt sehr schön, dass wir unser Programm von Maß und Mitte durchsetzen können – trotz des enttäuschenden Resultats. Wir haben dieses Ergebnis analysiert und drei Schwerpunkte gesetzt: eine Zukunftskommission für die Weiterentwicklung der Partei, die Transformation der Kölner Wirtschaft und das Thema Sicherheit. Wir wollen Partei und Fraktion enger vernetzen, Neumitglieder aktiv in Gremien einbinden, die Kongressstadt Köln nach vorne bringen und wir kümmern uns um deutlich höhere Investitionen in Pflegeeinrichtungen und Schulen. Die Ost-West-Achse werden wir in den nächsten zwei Jahren konkretisieren.
Was spricht mit Blick diese Ziele für Sie?
Wir haben in den vergangenen zehn Jahren etwas in der Kölner CDU erlebt, was es zuvor nicht gab: Geschlossenheit. Wir sind eine verlässliche Partei, das war entscheidend für die Verhandlungen mit Grünen und Volt. Wir haben einen breit aufgestellten Vorstand, in dem alle neun Stadtbezirke abgebildet sind und wir vertreten Arbeitnehmer und Arbeitgeber.
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Für uns ist Kommunalpolitik keine ideologische Politik, es geht darum, Leuten vor Ort konkret zu helfen – und darin sind wir gut, wir vereinen viel Expertise. Bei den Mitgliederzahlen haben wir eine kontinuierliche Entwicklung. Wir sind mit rund 4500 Mitgliedern größer als so mancher Landesverband und wollen die breite Expertise, das Know-how in dieser großen, diversen Partei künftig noch besser nutzen.
Wie geht es mit den Mitgliedern um Thomas Breuer weiter, falls Sie gewinnen?
Die Einbindung ist überhaupt kein Problem für uns. Viele von denen, die jetzt auf der Gegenseite in der ersten Reihe stehen, treten gerade zum ersten Mal in Erscheinung. Natürlich würden wir uns freuen, wenn sie sich auch im Fall einer Niederlage weiter engagieren. Wir sind die Union, wir sind eine Partei. Andere, die jetzt für Thomas Breuer werben, nehmen schon jetzt Verantwortung in der Partei wahr – und sie werden es sicher auch weiterhin tun.
War es wirklich notwendig, den Parteitag so früh anzusetzen?
Das Problem ist, dass der Landesparteitag in der zweiten Oktoberhälfte stattfindet. Da wir keine regulären Landesdelegierten mehr haben, hätten wir diesen Parteitag alternativ wenige Tage nach der Bundestagswahl durchführen müssen. Natürlich bestünde die Gefahr, dass man sich so vor der Wahl mehr mit sich selbst als mit dem politischen Gegner beschäftigt hätte. Zudem haben wir schwierige Umfragewerte. Allerdings werden wir im Endspurt alles dafür tun, die Stimmung zu drehen und zusammen für das bestmögliche Ergebnis kämpfen.
Wie konnte sich der Streit in Ihrer Partei so zuspitzen?
Das liegt ehrlich gesagt auch an der Corona-Pandemie und den besonderen Bedingungen. Man kommt sich über Videokonferenzen weniger nah, der persönliche Kontakt innerhalb der Partei fehlt – das spürt man schon. Wir wollen zurückkommen als eine geschlossene Partei, in der Vorstand und Fraktion an einem Strang ziehen. Anders kann man eine Stadt nicht verantworten.
Sind Sie Herrn Breuer dafür dankbar, dass er Ihre Partei wiederbelebt hat?
Nein, so kann ich das nicht stehen lassen. Wir sind eine lebendige Partei. Für lebendige Demokratie sind Inhalte aus meiner Sicht viel wichtiger als Personalfragen. Aber klar, eine solche Auseinandersetzung gehört zur innerparteilichen Demokratie dazu. Ich trage ein Amt auf Zeit – und das ist gut so. In der Kommunikation hätte ich mir von der Gegenseite mehr Fairness gewünscht. Aber es ist nun mal gekommen, wie es gekommen ist. Jetzt freue ich mich auf Samstag.
Wie sicher sind Sie, Ihr Amt verteidigen zu können?
Es gibt keine Prognosen, keine Hochrechnungen. Es ist ja auch nicht klar, wie viele Mitglieder am Samstag wirklich da sind – auch, wenn ich damit rechne, dass es deutlich mehr sein werden als bei sonstigen Parteitagen. Schön ist die Unterstützung aus verschiedenen Gremien. Lindenthal hat sich mit breiter Mehrheit für mich ausgesprochen, der Kölner Norden auch, Mülheim, Ehrenfeld, Porz und Innenstadt sind gefolgt. Das sind sechs von neun – und sicher nicht die kleinsten Bezirke. Das gibt einen gewissen Optimismus, genau wie das Votum der Jungen Union und die Unterstützung der Senioren Union. Ich habe eine große Demut vor dem Amt und freue mich, wenn die Mitglieder mir erneut das Vertrauen aussprechen.