Köln – „Wer zu ertrinken droht, dem muss geholfen werden“ – das sagte der Schriftsteller Heinrich Böll im Jahr 1979 und befürwortete somit die spektakuläre Rettungsaktion der vietnamesischen Flüchtlinge durch das deutsche Schiff „Cap Anamur“. Mit der Rettung tausender sogenannter „Boatpeople“, die über das Südchinesische Meer dem Kommunismus entflohen waren, begann die 40-jährige Geschichte des Kölner Vereins „Cap Anamur/Deutsche Not-Ärzte“.
Anlässlich des Festakts zum Jubiläum waren am Samstag im Rautenstrauch-Joest-Museum zahlreiche Gäste anwesend. Außer NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Journalist Günter Wallraff kamen Vertreter der vietnamesischen Gemeinschaft, Spender und Unterstützer zusammen.
Ursprung in der Seenotrettung
In der Seenotrettung liegt der Ursprung von Cap Anamur, und auch heute noch engagiert sich der Verein mit Sitz in Ehrenfeld für Menschen in Not und auf der Flucht – ein Problem, das nach 40 Jahren an Dringlichkeit nichts eingebüßt hat. Rund um den Globus sei die Zahl der Menschen, die vor Klimakatastrophen, Diktaturen, Ausbeutung und Elend fliehen, angestiegen, sagte der Vorsitzende Werner Strahl. Die Hilfe vor Ort in Krisengebieten verstehe er als „Prophylaxe vor Flucht“.
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Mit Blick auf die aktuelle Lage im Mittelmeer plädierte Reker ganz im Sinne Bölls dafür, zum „Urmotiv der Lebensrettung“ zurückzukehren. Sie mahnte, „dass aus Helfern keine Täter werden sollen“. Scharfe Worte formulierte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der den scheidenden italienischen Innenminister Matteo Salvini für dessen harten Kurs in der Flüchtlingspolitik kritisiert: „Es ist gut, dass einer der schärfsten Hetzer gegen die Rettung, Herr Salvini, jetzt nicht mehr in Regierungsverantwortung in Italien ist.“
Der 2016 verstorbene Rupert Neudeck, seine Frau Christel Neudeck sowie einige ihrer Freunde, darunter auch der Literaturnobelpreisträger Böll, sind die Gründer des Vereins. Mit 300 Projekten in bisher 62 Ländern leistete die Organisation humanitäre Hilfe. Medizinische Versorgung und Zugang zu Bildung stehen dabei im Fokus. So wurden 250 Krankenhäuser und 70 Schulen gebaut, Millionen Kinder geimpft und etwa 25 Millionen Patienten behandelt.