Köln – Für Radfahrerinnen und Radfahrer sind die Gleise der Stadtbahn derzeit ein Hindernis, das es auf dem Weg vom Süden in den Norden der Stadt und umgekehrt zu überwinden gilt. In Zukunft soll es eine durchgehende Radwegeverbindung vom Agnesviertel bis nach Zollstock geben, die über den Neumarkt und die Fleischmengergasse führt.
Die Stadt hat jetzt ein erstes Teilstück umgebaut und die Fleischmengergasse in eine Fahrradstraße umgewandelt. Das bedeutet, dass die Autofahrer sich dort unterordnen müssen und sozusagen nur „zu Gast“ sind.
Die Straße ist bereits seit einiger Zeit nur noch in einer Richtung befahrbar – die nicht mehr benötigte Autospur hat das Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung in eine breite Radspur umgewandelt. In der Mitte trennt eine Ladezone die noch verbliebene Autospur vom Bereich der Radfahrer ab.
Stadt Köln verteilt Straßenraum neu
„Wir verteilen jetzt in vielen Bereichen den Straßenraum um anstatt alles groß umzuplanen“, sagt der städtische Fahrradbeauftragte Jürgen Möllers. So dauere es im Schnitt „lediglich zwei bis drei Jahre“, um eine Straße wie die Fleischmengergasse umzugestalten. „Einige finden, dass das immer noch zu lange dauert, für uns ist das schnell“, sagt Möllers. Die Stadt hat im Wesentlichen auf einer Strecke von etwa 150 Metern den Asphalt erneuern lassen und neue Markierungen gesetzt. Wären zusätzlich auch Tiefbauarbeiten notwendig, würde sich der Zeitraum von zwei bis drei Jahren weiter verlängern.
Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen und Verkehrsentwicklung, verweist darauf, dass die Fleischmengergasse vor der Umgestaltung jeden Tag von 4000 Autos befahren wurde – jetzt sind es nur noch 2000. Die Zahl der Radfahrenden habe sich hingegen von 2500 auf 5000 pro Tag verdoppelt.
Mit Umbau entstand nur eine neue Fläche für Fahrräder
Die Stadt hat zwar links und rechts jeweils Parkplätze entfernt, allerdings lediglich im Bereich der Ladezone. Die Gastronomen in dem Bereich müssen daher auf einen Teil der Fläche für ihre Außengastronomie verzichten. Weitere Parkplätze seien bewusst erhalten geblieben. „Wir entfernen Parkraum nur dann, wenn wir auch etwas anderes Sinnvolles damit machen können“, sagt Harzendorf. Das sei an der Fleischmengergasse aus Sicht der Stadt nicht der Fall gewesen.
Mit dem Umbau entstand allerdings nur eine einzige neue Fläche, auf der sich Fahrräder abstellen lassen – und zwar in der Größe eines einzigen Autoparkplatzes. Weitere Fahrradständer sind derzeit nicht geplant, obwohl sich der extrem belebte Neumarkt und die Schildergasse nur wenige Meter entfernt befinden.
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Ampelanlage für eine Million Euro
Um Fußgängern und Radfahrern das Queren des Neumarkts zu erleichtern, hat die Stadt auch die Ampelanlage an der Fleischmengergasse für knapp eine Million Euro erneuert. Die Furt und die Aufstellflächen wurden vergrößert. „Wir haben das aber noch nicht zu Ende entwickelt, weil wir dafür die Bahngleise verlegen müssten“, sagt Harzendorf. Das werde sich erst ändern, wenn klar sei, was mit dem Ausbau der Stadtbahntrasse auf der Ost-West-Achse geschieht.
Sollte sich der Stadtrat für den Bau eines U-Bahn-Tunnels entscheiden, ließe sich die trennende Wirkung des Neumarkts aufheben. Sollte die Politik hingegen einen oberirdischen Ausbau beschließen, würden demnächst statt jetzt 60 Meter langer Bahnen 90 Meter lange Züge quer über die Straße rollen.
Als Besonderheit hat die Stadt an der neuen Ampel testweise radargestützte Anforderungstaster eingebaut. Sie lassen sich ohne Berührung auslösen. Eine bloße Annäherung an die Geräte reicht demnach aus, damit die Ampel für Fußgänger und Radfahrer auf Grün umschaltet.