Köln – Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) wollen in den kommenden Jahren 580 Millionen Euro investieren, um die Stadtbahn-Flotte zu erneuern. Das Unternehmen will zunächst insgesamt 66 modernen Hochflurflurbahnen kaufen, die zu einem flexiblen Modulsystem gehören sollen.
Die einzelnen Stadtbahneinheiten sind jeweils 30 Meter lang und werden zu 60 Meter langen Doppelzügen zusammengesetzt – optional ist es möglich, ein Zwischenmodul einzusetzen, um die Fahrzeuge auf eine Länge von 70 Metern erweitern zu können. In diesem Fall ist es möglich, in einer Stadtbahn 440 Fahrgäste gleichzeitig befördern zu können. Da jedoch nicht alle Bahnsteige über die nötige Länge verfügen, kann die KVB die Züge bei Bedarf auch wieder auf eine Länge von 60 Metern kürzen.
Im Gegensatz zu den bislang aneinandergekoppelten Hochflurbahnen werden die neuen Fahrzeuge durchgängig begehbar sein. 34 Zwischenmodule werden für die Kapazitätserweiterung auf den Linien 4, 13 und 18 bestellt.
Der Stadtrat soll die Neuanschaffung in seiner Sitzung am 9. November beschließen und sich gleichzeitig damit einverstanden erklären, weitere 60 Stadtbahneinheiten und 23 zusätzliche Zwischenmodule als Optionen ausgeschrieben werden. Sollte diese KVB diese aufgrund einer Ausweitung des Stadtbahnbetriebs später tatsächlich abrufen wollen, muss der Rat dem dann noch einmal gesondert zustimmen.
Modernisierung der alten KVB-Bahnen nicht wirtschaftlich
Die neuen Hochflurbahnen werden die bisherigen Serien 2200, 2300 und 5100 ablösen. Ersetzt werden 73 Stadtbahnwagen der 25 Jahre beziehungsweise mehr als 30 Jahre alten Serien 2200 und 2300. Nach Angaben der KVB ist es nicht möglich, die Fahrzeuge selbst zu modernisieren, wie das bei der aus den 1980er Jahren stammenden Stadtbahnen der Serie 2100 der Fall war, die jetzt aufgearbeitet als Serie 2400 auf den Kölner Schienen unterwegs sind. Eine Prüfung der KVB hatte ergeben, dass die Material- und Verarbeitungsqualität von Stadtbahnen wie der Serie 2200 nicht so hoch seien wie bei den Fahrzeugen der Serie 2100. Eine Sanierung dieser Fahrzeuge würde deshalb viel aufwendiger werden und wäre daher nicht wirtschaftlich, so das Unternehmen.
Dass auch die Bahnen der Serie 5100, die erst 2002 und 2003 in Betrieb gingen, ersetzt werden sollen, liegt daran, dass ihre Betriebsdauer von vorneherein auf lediglich 30 Jahre angelegt war – eine Modernisierung zieht die KVB daher nicht in Erwägung. Die 59 Stadtbahnwagen der Serie 5100 erreichen ihre technische Nutzungsgrenze somit Anfang der 2030er Jahre. Daher biete sich eine gemeinsame Ersatzbeschaffung mit der Serie 2200 und 2300 an, um die Projektkosten zu minimieren, Synergieeffekte zu nutzen und eine überwiegend einheitliche Hochflurflotte zu haben, argumentiert die KVB.
Ausschreibung für Hersteller Anfang 2022
Die Ausschreibung für die neuen Hochflurbahnen soll Anfang des kommenden Jahres folgen. Die KVB plant eine Auftragsvergabe im Jahr 2024 – im Jahr 2027 sollen fünf Langzüge inklusive Zwischenmodul in einem einjährigen Vorserienbetrieb getestet werden. Dann sollen außerdem die Inbetriebnahmegenehmigungen sowie die Zulassung von der Technischen Aufsichtsbehörde (TAB) und dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA) eingeholt werden. Die Auslieferung der Serienfahrzeuge ist ab dem Jahr 2028 geplant.
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Auf der Grundlage von Gespräche mit den Fahrzeugherstellern und den Erfahrungen aus laufenden Fahrzeug-Beschaffungen geht die KVB derzeit von einem Fahrzeugpreis von 5,8 bis 6,6 Millionen Euro pro Langzug aus. Für die Zwischenmodule werden jeweils Kosten in Höhe von 800 000 Euro bis 1,3 Millionen Euro angenommen. Für den Kauf von Stadtbahnen stehen bis 2031 Landesmittel in Höhe von jährlich 8,5 Millionen Euro zur Verfügung – diese sind jedoch bereits durch andere Projekte gebunden. Deshalb will die KVB Gesellschafterdarlehen der Stadt aufnehmen – inklusive der Zinsen besteht somit ein Gesamtfinanzierungsbedarf in Höhe von 838 Millionen Euro.
„Ein leistungsfähiger und attraktiver Nahverkehr ist entscheidend, um unser Ziel der Klimaneutralität zu erreichen“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Um den ÖPNV in Köln zu stärken, treiben wir die Erneuerung der Stadtbahnflotte mit erheblichen Investitionen voran.“